Die Bilder zogen wie Blitze an Severus vorüber, in seinen Armen hielt er den Körper der verletzen Frau, ihre Haare vielen wie ein roter, wallender Teppich über seinen Unterarm. Er fragte sich wohin er am besten mit einem verstörten Muggel apparieren sollte und entschied sich, die Frau zunächst nach Spinners End zu bringen. In dem Muggelviertel würde niemand suchen, selbst Voldemort hatte Severus dort noch nie einen Besuch abgestattet. Plötzlich stand Severus mit der Frau in seinem Wohnzimmer. Er betrachtete nochmals ihr Gesicht. Sie war wohl bewusstlos geworden. Verständlich, wenn schon den meisten Zauberern vom Apparieren schlecht wird, dann würde es ein Muggel niemals besser aushalten. Vielleicht war sie aber auch einfach nur vor Erschöpfung zusammengebrochen- wer weiß, wie lange sie schon in dem kalten Keller der Malfoys gelegen hatte und wie viele Male sie schon gefoltert worden war. In seinem Wohnzimmer war es warm, auch wenn die Einrichtung nicht die unglaublichste Wärme ausstrahlte. Es war trotzdem immer schon sein Zuhause gewesen. Wenn es auch verhasste Erinnerungen an seine Kindheit und seinen Vater enthielt, war es der einzige Ort, wo er seine Ruhe genießen konnte. Die meisten Sommerferien verbrachte Severus nämlich außerhalb von Hogwarts in seinem Haus in Spinners End. Er legte die Frau sanft auf sein Sofa und bemerkte erst jetzt, dass ihre zerrissenen Kleider gerade noch so die nötigsten Körperstellen bedeckten. Mit einem raschen Schwung seines Zauberstabs erschien eine leichte Decke, die sich auf den geschundenen Körper lag. Sie sah so friedlich aus, obwohl sie so grauenvolle Dinge gefühlt haben muss, dachte er sich und entschied sich zeitgleich in sein Labor zu gehen und ihr eine Salbe für die Wunden, sowie einen Aufputschtrank zu holen, damit sie erst einmal wieder zu Kräften kam. Danach würde er ganz sicher sofort Dumbledore Bescheid geben, damit dieser dafür Sorge tragen könnte, dass ihr im Ministerium das Gedächtnis gelöscht werden würde. Was sollte er auch sonst mit einem Muggel in seinem Haus anfangen, wo er doch schon genug damit zu tun gehabt hatte, diesen unerzogenen Potter-Bengel im Blick zu halten? Auf dem Weg in sein Tränkelabor, machte er sich Gedanken darüber, wieso er diese Frau nicht einfach wie all die anderen Menschen, die er auf dem Gewissen hatte, geopfert hatte. Er fragte sich eindringlich, was genau ihn abgehalten hat seine Pflicht zu tun, immerhin könnte er selbst dafür von Voldemort zur Rechenschaft gezogen werden. Mit diesen Gedanken betrat er den abgedunkelten Raum, in dem sich Seite an Seite viele Einmachgläser mit den verschiedensten Zutaten an den Wänden befanden und, genau wie auch in seinem Büro in Hogwarts, in der Mitte sein Arbeitstisch stand. In einem großen schwarzen Schrank neben dem zugezogenen Fenster befanden sich alle seine Vorratstränke und seine seltensten Zutaten für andere diverse Tränke. Routiniert griff er in den Schrank und holte eine Flasche gefüllt mit einer blauen Flüssigkeit hervor und einen Tiegel, in dem die Salbe enthalten war. Auf einmal ertönte ein lautes, schallerndes Geräusch durch das ganze Haus. Severus wusste intuitiv, dass die Frau erwacht und aufgestanden sein musste, da sich ja sonst niemand in seinem Haus befand. Also kehrte er ruhig, samt seiner Heilungsmittel, in sein Wohnzimmer zurück und stellte sich genau vor die aufgebrachte Frau, welche ganz hysterisch mit ihren Armen herumwirbelte. „ Wo bin ich hier? Wer sind Sie? Wollen Sie mir auch weh tun? Warum bringen Sie mich nicht einfach um, es wäre einfacher für Sie, oder nicht?" Die Frau, die Severus vorher eher verängstigt und apathisch vorkam, erschien ihn nun mehr eher wütend und äußerst taktlos. „Sie, junge Dame, befinden sich in meinem Haus, also unterlassen Sie bitte dieses kindische Gefuchtel. Ihnen wird hier nichts mehr zustoßen, man wird ihnen keinen Schaden mehr zufügen, das garantiere ich ihnen. Setzen sie sich erst einmal, später werden Menschen kommen, welche sich weiter um sie kümmern.", sagte Severus schnippisch und fügte noch hinzu, dass es ihm nichts nutzen würde, wenn er sie umbringen würde. Langsam führte er die Frau zurück auf sein Sofa und gebietete ihr mit einer höflichen Geste sich zu setzen. „So, wie sie aussehen, haben sie bestimmt schlimme Qualen durchstanden, lassen sie mich ihnen helfen.", sprach Severus ruhig auf sie ein, indem er auf seinen allgemein bekannten sarkastischen Unterton verzichtete. „Ich kann ihre Wunden alle versorgen und ihnen etwas geben, damit sie sich sofort besser fühlen. Bevor sie etwas sagen-", schnitt er ihr das Wort ab, welches sie gerade versuchte auszusprechen, „- ich weiß selber, dass sie mir nicht vertrauen. Und seien sie sicher, Sie haben auch gar keinen Grund dazu. Ich rate Ihnen sogar dringend davon ab, irgendjemand wie mir zu vertrauen. Dennoch, will ich ihnen nichts Schlechtes, so wie ich es gerade schon einmal betont habe, und sie nur Versorgen, bis jemand kommt, der sich ihnen annimmt." Ihr skeptischer Blick ruhte auf seinem Gesicht und sie glaubte für einen Moment, dass er wohl ihre Gedanken lesen können müsse, da er wusste, was sie sagen wollte. „Hier. Trinken sie das aus. Es ist ein Mittel, was weder gut riecht, noch gut schmeckt, es ihnen jedoch hilft, ihre Wunden schnell auszukurieren und sie sich besser fühlen lassen wird. Das hier ist eine Salbe, die kurz nach dem Auftrag brennen wird, ihre Wunden aber sofort verschwinden lassen wird." Severus zückte seinen Zauberstab und die junge Frau wich verängstigt von seiner Seite. „Nehmen sie das Ding sofort weg. Was soll das überhaupt alles? Sie fuchteln mit den Dingern herum und verletzen Menschen! Sie quälen Menschen! Was passiert mit mir? Ich glaube ich werde allmählich verrückt.", stieß das Fräulein laut hervor. Langsam und bedacht ließ Severus seinen Zauberstab sinken und schaute ihr dabei geradewegs in ihre Augen. Sie hatte unergründliche Augen, mal ängstlich, voller Furcht und nun ziemlich wütend. „ Wie heißen sie, junge Dame?", sprach Severus genervt auf sie ein. „ Eileen. Eileen Bloomfield. Sie haben mich einfach mitgenommen. Ich habe mich gewehrt, aber sie meinten, dass ich ihnen nützlich sei und sie mir weh tun werden, wenn ich nicht mache was sie sagen. Diese Männer mit den Umhängen und den Masken, haben mich tagelang eingesperrt und mich mit diesen Stäben gefoltert, mich Dinge tun lassen, die ich nie getan hätte. Als hätten sie mich verzaubert." Mit einer erhobenen Hand schnitt Severus ihr wieder das Wort ab, da sie ihm viel zu aufgebracht vor sich hin faselte. „Ich kann mich daran erinnern ihnen nur die Frage nach ihren Namen gestellt zu haben, Miss Bloomfield. Die Männer werden sie nicht mehr mitnehmen. Es wird alles gut. Ich werde jetzt den Stab auf Sie richten und untersuchen, ob Sie innere Verletzungen davon getragen haben. Ich werde Ihnen nicht weh tun." Bedacht hob Severus seinen Zauberstab und richtete ihn genau auf die verunsicherte Frau. Er führte einen schnellen Diagnose-Zauber durch und stellte fest, dass ihr nichts weiter fehlte. „Trinken sie nun, Miss Bloomfield, und reiben Sie Ihre Wunden ein. Ich werde Ihnen was zu trinken holen?", fragte er höflich und wartete ungeduldig ihre Antwort ab. Eileen aber, schaute weiterhin nur misstrauisch und begann wieder den Mund zu öffnen: „ Wie haben sie das getan? Wer- sind- sie?"
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Severus Snape- Die Prophezeiung
FantasySeverus Snape- ein zwilichtiger Charakter, voller Trauer und Zorn- und voller Liebe für eine Frau, die die Welt für ihn bedeutete. Was würde passieren, wenn er eine zweite Chance bekommen würde? Wenn er die richtige Entscheidung treffen würde und da...