Der Traum

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Genau zu diesem Moment lag Eileen wach auf einem alten Kinderbett. Sie konnte kein Auge zu tun und es half ihr auch nicht, sich in den Schlaf zu weinen. Sie setzte sich auf und lies ihren Blick durch den karg eingerichteten und dunklen Raum schweifen. Für einen kurzen Augenblick fragte sie sich, ob der angsteinflößende schwarzhaarige Mann wohl ein Kind und eine Frau habe. Bei diesem Gedanken schüttelte sie jedoch den Kopf und auch ein kleines Lächeln umspielte kurz ihre Lippen. Sie musste erkennen, dass das Zimmer schon jahrelang unbenutzt gewesen sein musste, da alle Schränke verstaubt waren und alles was sich in dem Zimmer befand an eine frühere Zeit erinnerte. Eileen erhob sich von dem Bett und schlich ganz leise und vorsichtig zu einem Regal. Es hatte schon von Anfang an ihre Aufmerksamkeit erregt als sie das Zimmer betrat, jedoch war sie zu diesem Zeitpunkt noch zu aufgewühlt, um ihrer Neugier nachzugeben. Auf dem Regal standen wenige verstaubte Bilder, die sich bewegten. Ungläubig starrte Eileen die Bilder an und wischte sich über ihre großen blauen Augen, um sich zu vergewissern, dass sie nicht träumte. Ein Bild zeigte eine große hagere Frau mit langen schwarzen Haaren, die sie zu einem Knoten zusammengebunden trug. Sie hatte schwarze Augen, welche sie sofort an jene des Tränkemeisters erinnerten, in die sie sich nicht wagte lange zu sehen. Neben der Frau stand ein blasser und hakennasiger Mann, der weder freundlich noch herzlich wirkte. Sie konnte verstehen, warum der kleine hagere Junge mit den schwarzen Augen auf dem Schoß seiner Mutter so traurig schaute. Das danebenstehende Bild musterte Eileen noch eindringlicher. Genau derselbe Junge schien auf dem Bild mittlerweile ein wenig älter zu sein. Er trug dort eine Schuluniform und einen Umhang, war aber immer noch genauso dürr und blass wie zuvor, jedoch diesmal mit einer starken Röte im Gesicht. Viel mehr interessierte sie das rothaarige Mädchen, welches ihm hinter seinem Rücken die Arme um den Hals schling und herzlich lächelte. Immer wieder schaute der Junge verstohlen über seine Schulter und wirkte stolz und schüchtern zugleich. Langsam entschloss sich die junge Frau wieder ins Bett zu gehen, als ein alter Schrank ihr Interesse weckte. Welche neuen und geheimnisvollen Dinge würden sich nun wohl in diesem Schrank verbergen? Vorsichtig drehte sie den Schlüssel in der Schranktür herum und die Schranktüre öffnete sich mit einem quietschenden Laut. Eileen schreckte kurzzeitig etwas zusammen, da sie nicht bei ihren Aktionen erwischt werden wollte. So langsam fühlte sie, wie der zuvor noch geheimnisvolle Mann ihr immer vertrauter wurde. In dem Schrank befanden sich grün-silbern gestreifte Krawatten, sowie auch Schals in derselben Farbkombination. Sie fragte sich was das silberne Emblem mit einer Schlange auf dem schwarzen Umhang zu bedeuten hatte. Im unteren Fach befanden sich ein paar Bücher über Astronomie und Runen. Diese Welt war ihr unglaublich fremd und auch einschüchternd, jedoch wuchs Eileens Neugierde und während sie sich auf die Bettkante niederließ fragte sie sich, wie es wohl wäre auch zaubern zu können. Als sie die Augen vor Müdigkeit nicht mehr aufhalten konnte und sich entschloss die Bettdecke bis fast über ihren Kopf zu ziehen, galten ihre letzten Gedanken der Angst vor dem ungewissen Bevorstehenden am nächsten Morgen.

Eileen befand sich in einem dunklen Raum. Sie hörte Tropfen von der Decke fallen, welche sich in Pfützen auf dem Boden wiederfanden. Es war kalt. Sie hatte Angst, da sie nicht wusste, wo sie sich befand, oder wie sie überhaupt dorthin gekommen war. Als sie aufstehen wollte, bemerkte sie, dass ihre Arme mit eisernen Fesseln an die Wand gekettet wurden. Die Angst wurde immer größer und ihre zuvor noch hellen blauen Augen füllten sich mit Tränen. Sie wollte schreien, doch irgendetwas hinderte sie daran. Sie sank die Wand hinab zum Boden und kauerte sich in die nahe Ecke. Wieso nur konnte sie sich nicht daran erinnern, was zuvor geschehen war? Wut kroch in ihr hoch. War sie wirklich so unvorsichtig gewesen, sodass man sie entführte ohne, dass es jemand mitbekommen hätte? Sie erinnerte sich lediglich daran, dass sie als letztes ihre ausgeliehenen Bücher zurück zur Bibliothek bringen wollte- von dort an war alles schwarz. Laute und eilige Schritte hallten durch die Gemäuer und die Tür öffnete sich. Eileen traute ihre Augen kaum als sich eine große fahle schlangenartige Gestalt vor ihr aufbäumte. So etwas hatte sie noch nie gesehen, noch davon zu träumen gewagt. Die roten Augen ihres Gegenübers wanderten fasziniert über ihren Körper und fingen sich in ihrem Gesicht. Eileen wollte den roten Augen standhalten, jedoch musste sie ihren Blick aus Furcht abwenden. Hinter der dürren Gestalt trat ein Mann mit langen weißblonden Haaren hervor und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „ So, so, Miss Bloomfield. Lucius ihr habt gute Arbeit geleistet. Sie sieht ihr unglaublich ähnlich, wenn auch nicht wie aus dem Gesicht geschnitten. Mit ihr werden wir seine Loyalität auf die Probe stellen können." Der blonde Mann schaute skeptisch und begann zu reden. „Aber Herr, wollten Sie sie nicht, um der jüngsten Prophezeiung zuvorzukommen?" Langsam drehte sich die Gestalt herum und sah nun genau in das Gesicht des blonden Mannes, welcher sofort zu schaudern begann. „ Das werde ich eh und je. Lucius, ich denke, ich weiß selbst genau wofür ich wen brauche. Deine Ratschläge brauche ich jedenfalls nicht. Dumbledore darf die Prophezeiung nie zu Gesicht bekommen. Nur so kann ich bald uneingeschränkt Herrscher sein. Und jetzt, werde ich mir einen kleinen Einblick in ihr bisheriges Leben verschaffen, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe." „Jawohl mein Herr." Eileen wollte etwas sagen, jedoch blieben ihr jegliche Worte im Hals stecken. Sie konnte das alles nicht glauben. Der schlangenähnliche Mann richtete einen knöchernen Stab auf sie. „Legillimens!" Es kam ihr vor als würde jemand ihren Kopf durchwühlen, als wenn man einen Aktenschrank ausräumt. Sie wollte sich wehren, ihn verdrängen. „Interessant. Ich habe noch nie einen Muggel kennengelernt der Okklumentik anwenden kann. Ich komme nur so weit, wie sie mich lässt. Lucius, übernimm du den Rest." Mit diesen Worten schritt die Kreatur aus der Zelle und zurück blieben der blonde Mann und die junge Frau. Eileen kratzte alles an Mut zusammen, was sie noch hatte, und stand auf. „Was wollen Sie? Wer sind Sie? Und dürfte ich vielleicht auch erfahren, warum ich hier gefangen bin? Sie haben mich entführt!" „ Niemand wird Sie suchen. Wir haben Sie wochenlang beobachtet, sie haben niemanden, der sie vermissen würde. Und jetzt erzählen sie mir bitte, wer Ihnen Okklumentik gelehrt hat!" Bei dem herrschenden Ton des Mannes schrak Eileen zusammen. Sie wusste nicht was Okklumentik war und fragte sich, was genau der Mann von ihr wollte. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht einmal was dieses Okklumentik sein soll!" „ Sie lügen. Wenn Sie nicht kooperativ sein wollen, dann muss ich Sie leider zwingen und das könnte für Sie recht unangenehm werden." Auch der Mann zog einen Stab aus seinem Spazierstock und richtete ihn auf sie. „ Ich habe Ihnen gesagt, dass ich nicht weiß wovon sie reden. Ich lebe in London, meine Eltern sind früh gestorben und ich halte mich mit verschiedenen Jobs über Wasser. Ich habe das alles, wovon Sie gerade sprechen, nie gehört!" „ Dann lassen Sie mir leider keine Wahl. Es ist von großer Bedeutung für den dunklen Lord, dass er erfährt, wie es sein kann, dass es tatsächlich Muggel zu geben scheint, die magisches Blut besitzen, aber nicht zaubern können. Also Sie verstehen nun sicherlich, dass ich zu härteren Maßnahmen greifen muss. Beantworten Sie mir meine Frage: Crucio!"

Severus Snape- Die ProphezeiungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt