Nachdem Severus dem auf dem Boden liegenden Werfwolf den Rücken zukehrte und sein Blick auf den reglosen Körper am Fuße des alten Baumes viel, wusste er sofort um ihre Situation- um seine Situation. Jede Minute, nein, jede Sekunde würde zählen, wenn er sie vor ihrem Schicksal bewahren wollte, welches sie unumgänglich immer mehr und mehr umfing. Wie konnte ihre Gutmütigkeit nur ihren gesunden Menschenverstand so sehr schädigen, dass sie nicht mal mehr in der Lage gewesen war die Gefahr abzuschätzen, in die sie sich begeben hatte? Oft hatte er sie vor den Ländereien im Deckmantel der Nacht gewarnt und sie über gefährliche Kreaturen aufgeklärt. Severus ließ sich auf den Boden nieder, als er von dem Geräusch eines abgeknickten Astes aufmerksam gemacht wurde und herumfuhr. Wider seiner Erwartungen stand der Wolf wieder auf seinen Fängen und fletschte die Zähne- wie konnte das sein? Er machte sich nicht die Mühe um genauer darüber nachzudenken und rückte kaum merklich näher an Eileen heran, um sie aus dem Visier des Monsters zu nehmen. Den Zauberstab richtete er abermals auf den Wolf. "Wage es dich und komme mir zu nahe. Du wirst es bereuen, Werwolf.", zischte Severus verheißungsvoll und schaute dem höhergelgenen Wolf direkt in die blutunterlaufenen Augen. Er richtete seinen Zaubertsab auf den Torso der Kreatur. "Sectumsempra!" Es zeichneten sich tiefe Schnittwunden auf der haarigen Haut des Wolfes ab, welcher zurückschrak und wütend knurrte. "Willst du mehr? Lupin, komm zu Verstand, du nachlässiger Idiot! Sonst muss ich weiter gehen...", prustete es aus dem Professor raus, während der Wolf sich wieder bedrohlich annäherte. Der Schwarzhaarige atmete hörbar ein und schloss seine Augen, er konzentrierte sich voll und ganz auf die Schritte des Wolfes und sammelte soviel Energie er konnte. Leise murmelte er kompliziert klingende Formeln, welche einen dichten Nebel aus der Spitze seines Zauberstabes kommen ließen. Der Nebel erreichte den Werwolf, welcher seinen Kopf schüttelte, die Zähne fletschte und desorientiert auf einen Baum zulief, bevor er an der Rinde abprallte. Severus Lippen verformten sich zu einem Grinsen, jedoch ließ er seine Augen geschlossen. Er hörte, dass der Wolf winselte, da ihm der Fluch seine Sehkraft nahm. Mit einem gekonnten "Sectumsempra" in die Richtung des Winselns, welcher den Werwolf am Rücken traf, verjagte er das Monster schlussendlich. Der Professor atmete aus und drehte sich zu der rothaarigen Schönheit.
Einige Stücke des violetten Umhanges, welcher breit aufgefächert auf dem moosigen Boden lag, färbten sich bereits blutrot und das bereits blasse Gesicht der Frau reflektierte das Mondlicht so weiß, wie Porzellan es tun würde. Der Tränkeprofessor ließ sich neben Eileen fallen und legte ihren Kopf sachte auf seinen Schoß. Langsam löste er mit zitternden Händen die goldene Spange, welche den Umhang an Eileens Brust zusammenhielt und betrachtete die große blutige Stelle in der Mitte des zierlichen Oberkörpers. Er wusste intuitiv, dass er schnell handeln musste. Die rothaarige Hexe wurde lebensbedrohlich verletzt und es konnte in Severus Augen auch noch nicht gänzlich ausgeschlossen werden, ob die Verletzung den Werwolf-Fluch nun auch bei ihr auslösen konnte. Seine Lippen bebten vor Wut und als er den Körper der jungen Frau vom Boden hob und an sich drückte, damit sie nicht unterkühlte, rannen wenige glänzende Tränen über seine fahlen Wangen. Mit eilenden Schritten lief er durch den Wald und ignorierte seine eigene Abgeschlagenheit, welche sich unaufhaltsam immer und immer mehr in seinem Körper ausbreitete, da ihn das Heraufbeschwören der Flüche gegen den Werwolf eine große Menge an Kraft kostete und er in den letzten Tagen nur wenig erholsamen Schlaf fand. Eileens Körper zitterte kräftig und ihr nasser Haaransatz verriet Severus, dass sie hohes Fieber haben musste. Bis er im Krankenflügel des Schlossen ankommen würde, könnte es für sie schon zu spät sein. Severus Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf, ungewohnte Gefühle machten sich in ihm breit und legten sich wie ein Schatten über seinen scharfen Verstand- er hatte Angst. Wie lange hatte er schon keine Furcht mehr gefühlt? Sein eigenes Leben schien ihm nie genug wert zu sein, um darum bangen zu müssen. Genauso vertraute er seinem Können und seiner Intelligenz in jeder Situation voll und ganz, sodass er in den meisten Fällen sofort eine Lösung parat hatte und sich nicht mit unsinnigen Emotionen, wie Angst es seiner Meinung nach zweifellos war, herumschlagen musste. Seine Kindheit bestand schon aus einem so großen Teil aus ihr, sodass er sich ihr in seinem Leben niemals wieder hingeben wollte. Eileen krallte ihre kleine Hand in seinen schwarzen Umhang so stark, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten, wobei der Professor bemerkte, dass sich ihre gesamte Haut anfing purpurrot zu färben, was nicht selten nach einer Verletzung von einem Werwolf auftrat. Severus war sich sicher, dass sie zu schwach war um das Apparieren zum Krankenflügel überstehen zu können. "Sei stark, Eileen. Hörst du? Wir werden es nicht schaffen, nicht rechtzeitig.", sagte Severus mehr zu sich selber als zu seinem sterbenden Schützling in den Armen. Abrupt blieben seine Beine stehen, seine Muskeln waren schlaff und energielos, sein Wille jedoch war aufgewecketer und stärker denn je. Sanft legte er die Rothaarige auf den mit Blättern bedeckten Waldboden ab. Ihre sonst so porzellanartige Haut war nun blutunterlaufen, aus der Wunde sickerte immer mehr schwarz schimmerndes Blut und all ihre Venen traten stechend grau aus der roten Haut hervor. Schweißperlen rannen ihre Stirn hinunter. Sie zitterte. Severus versuchte sich in der Dunkelheit zu orientieren. Oft trieb er sich in seiner wenig bemessenen freien Zeit im Wald herum, um seine Sammlung an Kräutern zu optimieren, welche er zum Brauen benötigte. Er brauchte Fingerhut, Wolfswurz und Eisenkraut. Hastig blickte er in der Gegend herum. Fingerhut wuchs an Bäumen, es standen überall Bäume, daher dürfte es das Leichteste sein, das Kraut zu finden. Eisenkraut war ein Kraut, was bevorzugt in der Nähe von Steinen wächst und daher meist am Wegesrand zu finden war. Aber Wolfswurz? Schnell pflückte der Professor einige Blüten des Fingerhuts und ein Paar Zweige vom Eisenkraut. Hastig untersuchte er die feingliedrigen Pflanzen, welche auf dem Waldboden gedeihten und fand zu seiner Erleichterung eine junge Pflanze Wolfswurz, welche zwar zu wenig Konzentrat abgeben würde, aber immerhin die Hoffnung erhöhte, Eileen in den Krankenflügerl transportieren zu können. Wieder am Körper der jungen Frau sitzend, riss Severus die Bluse an der von Blut durchtränkten Stelle entzwei und machte sich einen Eindruck von der klaffenden Wunde, welche sich zu vergrößern schien. Er rieb die Kräuter in seinen Händen so stark, dass diese ihre Flüssigkeiten vermischten und verteilte das so gewonnene Konzentrat auf die blutige Stelle, während er kleinere Schutzzauber murmelte. Schnell bildete sich eine dunkle Kruste, sodass wenigstens nicht noch mehr Blut verloren ging. Entkräftet sank Severus in sich zusammen und strich die nassen schwarzen Fransen seiner Haare aus seinem Gesicht. Eileens Atem verlangsamte sich hörbar und normalisierte sich. Er wischte sich seine Hände an seinem Umhang ab, hob Eileen erneut auf und apparierte in den Krankenflügel von Hogwarts, wo Dumbledore ihn bereits erwartete.
DU LIEST GERADE
Severus Snape- Die Prophezeiung
FantasySeverus Snape- ein zwilichtiger Charakter, voller Trauer und Zorn- und voller Liebe für eine Frau, die die Welt für ihn bedeutete. Was würde passieren, wenn er eine zweite Chance bekommen würde? Wenn er die richtige Entscheidung treffen würde und da...