Offenbarungen

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Unsanft landete Eileen in einem fremden Kamin. Ihre Wangen waren mit Ruß beschmiert und schnell entschied sie sich, dass ihr das Apparieren besser gefiel als das Flohnetzwerk zu benutzen. Langsam erkundete sie den großen Raum, welcher wie eine Mischung aus Büro und ein Forschungslabor für Astronomie aussah. Viele Gemälde hingen ringsherum an den Wänden, auf welchen Menschen zu sehen waren, die sich langsam bewegten. Plötzlich ertönte ein lauter Aufschrei. Wie vom Blitz getroffen fuhr Eileen herum und erkannte schnell woher das Geräusch kam. Auf einer Vorrichtung saß ein riesiger Vogel mit leuchtend feuerroten Federn. Eileen war so fasziniert, dass sie auf den Vogel zuging und eine Hand nach ihm ausstreckte. Der Vogel ließ sich ihre Berührungen gefallen und so formten sich Eileens Lippen zu einem riesigen Lächeln. „Darf ich Ihnen Fawlks vorstellen? Er ist ein Phönix. Ich habe ihn schon sehr lange, mir scheint es, dass er Sie gern hat." Von einem Moment zum Anderen stand der alte langbärtige Mann mit der Halbmondbrille neben Eileen und sie fuhr abermals erschrocken herum. „Waren Sie schon die ganze Zeit hier? Entschuldigen Sie. Ich wollte nicht einfach so hereinplatzen. Wo ist Professor Snape? Er wollte mich doch begleiten." Eileen errötete und schaute zu Boden. Dumbledore ergriff das Wort und führte Eileen nebenbei zu einem Hocker neben seinem Schreibtisch. „Severus wird sicherlich den Kamin in seinem Büro genommen haben. Er wird gleich hier sein und mit uns das weitere Vorgehen besprechen. Zunächst einmal möchte ich Sie in der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei willkommen heißen. Setzen Sie sich, setzen Sie sich. Zitronenbonbon?" Zaghaft ließ sich Eileen auf den Hocker nieder. „Vielen Dank für Ihre Höflichkeit. Nein, danke. Ich habe viele Fragen. Werden Sie mir alle beantworten? Ich fühle mich so unwissend und hilflos, es ist alles so fremd." Durch ein warmherziges Lächeln des alten Zauberers, fühlte Eileen sich sofort verstanden und getröstet. „Ich verspreche Ihnen, Miss Bloomfield, dass ich Ihnen für alle Ihre Fragen zur Verfügung stehen werde. Ich habe auch ein paar Fragen an Sie." „Was möchten Sie wissen?", fragte die Rothaarige ängstlich. „ Alles zu seiner Zeit. Ich stehe auf Ihrer Seite, Eileen. Sie können mir vertrauen. Auch Professor Snape können Sie bedenkenlos Ihr Vertrauen schenken, ich für meinen Fall, würde ihm mein Leben anvertrauen." Eileens rußige Wangen nahmen einen kräftigen roten Ton an. Schlagartig ging die große Türe auf und Severus eilte hinein. Sein schwarzer Umhang wehte hinter ihm her, bis er vor dem großen goldenen Schreibtisch zum Stehen kam. „ Wie ich sehe, ist Miss Bloomfield schon hier. Ich habe sie im Flohnetzwerk verloren. Ich sagte ja, sie ist von der widerwilligen Sorte. Ich habe einiges mit Ihnen zu besprechen, Albus. Es gibt Neuigkeiten." Der alte Zauberer erhob sich und mit einem Schwung seines Zauberstabes tauchte ein alter grauer Hut auf dem Schreibtisch auf. „ Ich glaube, ich weiß, was Sie mir berichten wollen Severus. Mr. Ollivander hat mich schon kontaktiert, dass ihm etwas Außergewöhnliches mit unserem Gast geschehen ist. Darf ich mir den Zauberstab, den Sie von Mr. Ollivander bekommen haben, bitte einmal genauer ansehen Eileen?" Widerwillig zog die Rothaarige den dunklen Stab aus ihrem Umhang und übergab ihn lautlos an den Professor. Dann durchbrach ihre Stimme die Stille. „Ich habe ihn nur entgegengenommen, da ich dachte, dass sowieso nichts passieren würde. Ich kann nicht zaubern, ich wusste bis vor ein paar Tagen nicht einmal, dass es Zauberei gibt. Ich wollte mich so unauffällig wie nur möglich verhalten, wie es Professor Snape gesagt hat. Daher dachte ich, dass nichts passieren würde. Doch als ich diesen Stab angenommen habe, wurde mein Arm ganz warm und ich fühlte mich mit ihm verbunden. Ich wollte wirklich nicht..." Professor Dumbledore hob die linke Hand und Eileen verstummte. „Es ist ihr Stab. Daran habe ich keine Zweifel. Sie sind seine neue Besitzerin. Ich frage mich selber, ganz genauso wie Sie Severus, wie das passieren kann. Selbst ich glaubte, dass Sie nicht zaubern könnten. Aber vielleicht irren wir uns, vielleicht hatte Voldemort einen besonderen Grund Sie töten zu lassen. Dem müssen wir nachgehen Severus." Severus nickte zustimmend. „Bis dahin dürfen Sie ihn behalten. Machen sie keine leichtfertigen Dinge. Passen Sie auf. Da Sie noch weniger Kenntnisse als unsere Erstklässler haben, schlage ich vor, dass ich Professor Mc Gonagall einweihe und sie Ihnen privaten Unterricht erteilt. Auch Sie, Severus, bitte ich, dass Sie ihr das Nötigste beibringen. Wir werden sehen, wohin uns das führt. Zuerst aber, habe ich etwas mit Ihnen vor, Eileen. Wenn sie nur einen Tropfen von magischen Blut in sich tragen, wird es der sprechende Hut herausfinden." Eileen blickte hektisch und misstrauisch zwischen dem alten Hut und dem Zauberern hin und her. „Der sprechende Hut? Dieser Hut? Sprechen? Aber er sagt doch nichts!", floss es aus ihr heraus. „Er wird anfangen zu reden, wenn Sie ihn aufsetzen und er Ihre magische Aura spürt. Haben Sie keine Angst. Es wird alles gut." Kaum hatte der weißbärtige Mann den Satz beendet griff Eileen den Hut und setzte ihn auf ihren Kopf. Alle drei warteten gespannt auf eine Reaktion des Hutes. „Wen haben wir denn da?", fing der Hut an zu sagen. Eileen krampfte zusammen und sah aus als müsse sie eine weitere Qual über sich ergehen lassen. „Halb Muggel, halb Hexe. Interessant. Du bist viel zu alt um Schülerin dieser Schule zu sein. Du weißt noch nichts über diese Welt und doch fühlst du dich heimisch." Severus Augen formten sich zu Schlitzen. Konnte es sein, dass der dunkle Lord ihn gar nicht testen wollte? Gab es vielleicht noch etwas, was ihm verschwiegen wurde? Irgendetwas in das er gar nicht eingeweiht wurde? Seine Hände begannen sich in seinem Umhang zu Fäusten zu ballen. In all den Jahren hatte er immer und immer wieder versucht das ganze Vertrauen des dunklen Lords zu gewinnen. Er hat getötet, nur damit er einen authentischen Todesser abgeben würde und nun wurde ihm offensichtlich misstraut. Seine Wut darüber, dass er den Befehl des Lord nicht nachgegangen ist und die Frau einfach gerettet hatte, wurde immer größer. Ruhig hörte der Schulleiter weiter, was der Hut zu sagen hatte. „Du hast viele Qualitäten. Nur wo gehörst du hin? Zu ehrlich für eine Syltherin, zu einfallsreich für eine Hufflepuff, zu mutig für eine Ravenclaw, jedoch auch mutig genug für eine Gryffindor? Ich spüre deine Angst, aber auch deinen Willen, zu zeigen, was du kannst. Du hast also vor dich deinen Ängsten zu stellen, ja?" Eileen kam es so vor als würde der Hut in ihre tiefsten Abgründe eindringen und alles von ihr durchschauen, jedoch nicht auf diese zwingende Weise, wie jene, die der rotäugige Mann bei ihr eingesetzt hat. „Ich denke du würdest eine gute Gryffindor abgeben. Großherzig, willensstark, stur, mutig und risikofreudig. Also: Gryffindor!" Severus konnte einen Seufzer nicht unterdrücken. Im widerstrebte es auf noch einen lästigen Anhänger des Gryffindorhauses achtzugeben. Sie würde ihm viel Arbeit bereiten und einiges an Nerven kosten. Es lüftete sich für ihn aber nun die Frage, warum ihn die Frau immer und immer wieder Bilder von seiner unerfüllten Liebe in seinem Kopf sehen ließ. Der Hut sackte in sich zusammen und schnell nahm Eileen ihn wieder von ihrem Kopf. „Was genau ist ein Gryffindor? Was bedeutet das?", flüsterte sie mit großen fragenden Augen. Der Schulleiter fasste sich in seinen Bart und musterte die junge Frau von oben bis unten. „Unsere Schüler werden in ihrem ersten Schuljahr, was sie mit elf Jahren beginnen, ihren Häusern zugeteilt. Diese Häuser sind die Gemeinschaften, in denen sie leben, lernen und für die Schulzeit zuhause sind. Es gibt Slytherin, Hufflepuff, Ravenclaw und Gryffindor. Jedes Haus hat seinen eigenen Hauslehrer und seine eigenen Räumlichkeiten, sowie Schlafsäle. Professor Snape ist beispielsweise der Hauslehrer der Syltherins, weil er damals selbst in diesem Haus seine Schulzeit verbracht hat und hier nun Lehrer ist. Keine Sorge, Sie werden ihr eigenes Zimmer bekommen. Wir müssen noch darüber reden, wie Sie vor den Schülern unerkannt bleiben." Severus hatte es aufgegeben zuzuhören und fasste sich mit seiner Hand an die Stirn. Dann sprach der Alte weiter: „Eileen, sie wissen doch sicher viel über die Welt der Nicht-Magier? Sie sind dort aufgewachsen und haben dort ihre Erfahrungen gesammelt, ist das richtig?" Eileen nickte. „Ja, das habe ich." „ Nun, dann sehe ich keine Hindernisse, Sie als neue Lehrerin für Muggelkunde einzusetzen. Wer könnte die Schüler besser darüber informieren als Sie? Nehmen Sie den Posten an?" „ Aber ich war noch nie Lehrerin. Ich weiß gar nichts über die Welt der Schüler. Was ist, wenn ich Dinge preisgebe, die die Schüler nicht erfahren sollten?" „Keine Sorge, ich glaube, dass Sie das, was die Schüler wissen sollten gut vermitteln können. In ihrem Unterricht reden Sie über Ihre Welt und müssen die Schüler nichts über Magie lehren. Somit können Sie an unserer Schule bleiben, ohne, dass die Schülerschaft Verdacht schöpft. Nehmen Sie an?" Die hellen blauen Augen des alten Professors strahlten freundlich und Eileen konnte gar nicht anders als zu bejahen. Severus schüttelte den Kopf. Nicht das erste Mal stand er den Entscheidungen des Schulleiters skeptisch gegenüber, aber so waren sie nun einmal, die Gryffindores. Unüberlegt und hitzköpfig. Mit der rothaarigen Frau verließ Severus kurze Zeit darauf das Büro des Schulleiters. Er hatte ihr, ihre Räumlichkeiten zu zeigen, die sich in einem anderen Gang im Kerker befanden, ganz in entgegengesetzter Richtung seiner Privaträume.

Severus Snape- Die ProphezeiungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt