Wütend lief Eileen durch die Korridore und achtete nicht darauf, wohin ihre Füße sie trugen. Wieso hatte dieser Mann so eine offensichtliche Abneigung gegen sie? Sie war sich keines Fehlers bewusst und dies machte sie nur noch zorniger. Mit jedem Schritt verankerten sich diese kalten schwarzen Augen, die wie lange leere Tunnel wirkten, mehr in ihrem Gedächtnis. Sie wollte alleine sein. Auf einmal ertönte ein lautes Geräusch durch den Flur hallen, welches Eileen nicht vollkommen zuordnen konnte. Sie schreckte augenblicklich zusammen und sah hektisch durch den langen Korridor, in dem sich Türe an Türe reihten. Von ihrer Neugier geleitet, zog sie ihren Zauberstab und hielt ihn schützend vor ihre Brust. Das Gefühl eine Macht zu besitzen, welche viele Dinge vollbringen kann, gab ihr Sicherheit und Mut. Am Ende des dunklen Flures bemerkte sie ein Licht, das aus dem Spalt einer offenstehenden Tür herausströmte. Ihre Intuition verriet ihr, dass sie dort nach der Ursache des unbekannten Geräusches suchen musste. Geräuschlos schlich die Rothaarige auf die Tür zu und vernahm allmählich auch Stimmen, die sich über etwas unterhielten. „Harry, du musst an was Großes denken. An die schönste Situation, das schönste und wärmste Gefühl in deinem Leben! Nicht an einen Ritt auf deinem Besen. Das ist nicht stark genug." Sie erkannte die Stimme und ordnete diese zu dem netten Mann, der bei der Empfangsveranstaltung neben ihr saß- Professor Lupin, der Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Durch das Lauschen, verlor Eileen ihr Gleichgewicht und stolperte mit der Tür in den Raum. Nun schauten sie zwei paar Augen erschrocken und fragend an. „Professor Bloomfield? Geht es Ihnen nicht gut?", sagte der Junge mit den zerzausten schwarzen Haaren und der blitzförmigen Narbe auf der Stirn. Harry Potter. Beschämt richtete Eileen sich auf. „Ich muss wohl gestolpert sein. Mir geht's gut, danke der Nachfrage. Was machst du noch so spät hier, solltest du nicht in deinem Schlafsaal sein?" Eileen wusste nicht, wie man sich als Lehrer verhielt und es fühlte sich sehr seltsam an mit dem Titel „Professor" angesprochen zu werden, dennoch schien es ihr am vernünftigsten so etwas zu fragen. Nun sprach auch der blonde Mann neben dem erschöpft aussehenden Harry und sagte entschuldigend: „ Es tut uns sehr leid. Ich wollte Harry nur ein paar Nachhilfestunden geben, da er im Hogwartsexpress schon von Dementoren angefallen wurde und dafür auch besonders anfällig zu sein scheint. Er soll sich wehren können, wenn er alleine ist und da ich sein Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste bin, bin ich wohl die richtige Person dafür." Er lächelte freundlich und ging auf Eileen zu. „Natürlich Professor." Eileen nickte zustimmend. Das, was Dumbledore in seiner kleinen Rede erzählt hatte, hat auch ihr große Angst eingejagt und jeder Schüler sollte sich ihrer Meinung nach schützen können, wenn sie schon die Fähigkeiten dazu bekommen haben. „Nennen Sie mich doch Remus. Das hier ist Harry Potter. Sie kennen ihn doch sicherlich schon?" Mit einem Mal fühlte Eileen sich unsicher. Potter. Der Name kam ihr bekannt vor. War es nicht Professor Snape der sich in ihrer Anwesenheit immer wieder über einen Potter beklagte? So selbstverständlich, wie der vernarbte Mann sie fragte, konnte Eileen unmöglich verneinen, um ihre Identität nicht preiszugeben. „ Gerne, ich bin Eileen. Ja, ich kenne ihn. Wir werden demnächst unsere ersten Unterrichtsstunden in Muggelkunde haben, da werden wir uns sicherlich besser kennenlernen." Sie schenkte Harry ein warmes Lächeln und auch dieser schien sich über ihre Anwesenheit zu erfreuen. „Ich freue mich schon Professor Bloomfield.", sagte Harry aufrichtig. Irgendwie mochte sie den Jungen, obwohl sie ihn nicht kannte und konnte gar nicht verstehen, wie der Tränkemeister diesen Jungen als solch eine Last empfand. Immer wieder bemerkte sie aber, wie Remus sie musterte und ihr Gesicht sehr genau studierte. „Ich denke, dass ich mich dann nun zurückziehen werde. Sie wollen sicher ungestört weiterüben." Eileen war gerade im Begriff den Raum zu verlassen als sie von Harry aufgehalten wurde: „ Nein, bitte. Bleiben Sie. Sie können ruhig dabei sein." Remus warf dem Jungen einen mahnenden Blick zu, lächelte Eileen danach dennoch zu, welche die Tür schloss und sich zu Harry setze. Remus begann zu sprechen. „Wir üben den Patronus-Zauber. Von dem haben Sie sicher schon gehört? Unser Harry hat Schwierigkeiten seine Kraft von einem schönen Ereignis zu beziehen." „Weil ich nie ein schönes Ereignis hatte, Professor.", warf Harry ein. Dieser Junge schien viel mitgemacht zu haben und Eileen empfand Mitleid. Intuitiv legte sie ihm ihre Hand auf die Schulter. „Dann üben wir einfach noch ein wenig, irgendwas findet sich sicher!", sagte sie aufmunternd. Harry lächelte sie an und richtete sich auf. „Probieren wir es nochmal." Remus schritt zu einer großen hölzernen Truhe und zählte von drei herab, bevor er die Truhe öffnete sagte er freundlich:„Harry, vergiss nicht die Worte Expecto Patronum so deutlich wie möglich auszusprechen!" Eileen nahm war, wie der Junge sich verkrampfte und nickte. Sie selbst wusste nicht was nun geschehen würde, da sie weder von einem Patronus gehört hat, noch einen Dementoren gesehen hatte. Der Lehrer öffnete die Truhe und heraus kam ein großes schwarzes Ungeheuer. Es sah aus, wie der Tod selbst wohl aussehen würde: Das Gesicht und der Körper waren von einem zerfetzten schwarzen Mantel umgeben, die Kapuze reichte bis tief ins Gesicht. Lediglich die verwesten langfingrigen Hände waren zu sehen. Vor Angst schreckte Eileen zurück und starrte den Dementoren an, welcher ihre Angst wohl zuerst bemerkte und auf sie zu schwebte. Von der Angst gelähmt kauerte Eileen sich in die Ecke der Stufen und zückte ihren Zauberstab. Sie fühlte sich wie im Angesicht mit dem Tod, der ihre schlimmsten und traurigsten Erinnerungen aufkommen ließ: Sie fühlte sich alleine. Das Gefühl der Wertlosigkeit und Leere erfüllte ihren ganzen Körper. Nie hatte sie eine Familie. Der Dementor begann sich an ihrer Kraft zu nähren. Remus, der schon schützend zu Eileen eilte rief laut: „Eileen, benutzen Sie den Patronus! Los!" Sie wusste nicht, wie sie es schaffen sollte, wollte sich dem Dementoren aber auch nicht ergeben und es sollte auch nicht auffallen, dass sie selbst ein Neuling war. Immerhin war sie eine Lehrerin der Schule, wenn auch ganz unvorbereitet. Sie überwand die schreckliche Leere und stellte sich ihrer Angst. „EXPECTO PATRONUM!" Der Raum erfüllte sich mit grellen silbernen Licht, sie vernahm dasselbe Geräusch, welches sie zuvor im Korridor hat erschrecken lassen und schaute entschlossen in das verdeckte Gesicht des Dementoren. Eine grazile silberne Hirschkuh, sprang anmutig durch die Luft und zwang den Dementoren zurück in die Kiste, welche Harry schnell schloss. Remus Lupin stand wie angewurzelt vor der jungen Frau, welche erschöpft zusammensank. Harry eilte herbei und half Eileen sich aufrecht auf die Steintreppen zu setzen und gab ihr ein Stück von Remus Schokolade, welche er die ganze Zeit bekommen hatte. Remus, der immer noch wortlos an Ort und Stelle stand, sah verunsichert zwischen Eileen und Harry hin und her, sagte aber kein Wort. Harry nahm den inneren Konflikt seines Lehrers nicht ansatzweise wahr und durchbrach die Stille. „Wie geht es Ihnen? Professor Lupin hat mir erzählt, dass Patroni in Form einer Gestalt am schwierigsten heraufzubeschwören sind. Ich habe schon Probleme bei einem einfachen Schild. Wie haben Sie das getan? Woran haben Sie gedacht?" Harrys strahlenden grünen Augen blickten in die erschöpften Blauen von Eileen. „Ich weiß es nicht. Tut mir leid, ich muss gehen, sollte mich hinlegen." Mit den Worten erhob sich Eileen zaghaft und lief schnell und etwas wackelig aus dem Raum. Sie hatte Angst sich zu stellen und wusste nicht, was sie hätte antworten sollen. Außerdem war sie verwirrt. Meinte Professor Snape diese Art von Zauber als er von mächtigen Zaubern sprach? Nun konnte sie nachvollziehen, wie viel Übung und Kraft man haben musste um so einen Zauber zu sprechen und noch mehr konnte sie seine Aufregung verstehen als sie mit solcher Leichtigkeit an das Zaubern heranging. Noch viel mehr verunsicherten sie aber ihre Gedanken. Wie konnte sie nur mit diesem Gedanken einen so mächtigen Zauber vollbringen? Hinter der Türe hörte Eileen wieder die vertrauten Stimmen von Remus und Harry. Das letzte, was Eileen vernahm, bevor sie den Korridor in Richtung des Kerkers verließ, war Remus, welcher mit stockender Stimme sagte: „Diesen Patronus... Genau diesen Zauber kenne ich nur von einer einzigen Person, Harry."
Nachdem Eileen die Türe zu ihren Räumen verschlossen hatte, ging ihr die Situation nicht mehr aus dem Kopf. Welche Person könnte Remus meinen? Sie wusste nichts über den Patronus, aber scheinbar war es nicht möglich, dass zwei Personen den gleich haben können, sonst wäre der Professor nicht so außer sich gewesen. Auch mit Professor Snape würde sie nicht darüber sprechen können, da dieser ihr Verhalten auf keinen Fall billigen würde. Erschöpft ließ sich die junge Frau auf dem riesigen und samtigen Bett nieder. Aus der großen Bibliothek hatte sie sich einige Schulbücher über Zauberkunst ausgeliehen, welche eigentlich für die Erstklässler gedacht waren. Ihre kleinen Finger glitten sanft über den braunen Ledereinband eines alten Buches. Sie schlug das Buch in der Mitte auf und verlor sich in den unbekannten Zauberformeln und den Beschreibungen ihrer Ausführungen. Nach einiger Zeit fielen ihr die großen Augen zu und ohne es zu bemerken, schlief Eileen mit dem alten Buch an ihrer Wange ein.
Währenddessen lief der Tränkeprofessor in seinem dunklen Büro auf und ab. Dabei versuchte er sich so gut wie möglich auf das bevorstehende Treffen mit dem dunklen Lord und seinen Todessern vorzubereiten. Es gab oftmals solche Zusammenkünfte mit den verschiedensten Ausgängen. Severus wusste genau, dass er mit jedem Treffen sein Leben auf Spiel setzte und gerade nach den vergangenen Begebenheiten, musste er besondere Vorsicht walten lassen. Er wusste nun, dass der dunkle Lord ihm nicht vollkommen vertraute und genau diese Tatsache würde ihm noch viele Schwierigkeiten und Opfer bringen. Nachdem Severus seinen schwarzen Zauberstab in seiner Manteltasche verstaute, zog er sich einen langen dunklen Kapuzenumhang über und streifte sich die weite Kapuze über den Kopf, sodass sein halbes Gesicht darunter verborgen lag. Die Flammen seines Kamines loderten in einem grellen grünen Ton. Zögernd trat Severus in die Flammen, welche ihn in die dunkle Nacht und eine ungewisse Zukunft schickten.
DU LIEST GERADE
Severus Snape- Die Prophezeiung
FantasySeverus Snape- ein zwilichtiger Charakter, voller Trauer und Zorn- und voller Liebe für eine Frau, die die Welt für ihn bedeutete. Was würde passieren, wenn er eine zweite Chance bekommen würde? Wenn er die richtige Entscheidung treffen würde und da...