Unterricht

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Die Nacht war kurz. Severus Snape saß noch lange in seinem Büro und grübelte über den Ausbruch von Sirius Black, einen seiner verhassten Todfeinde, nach. Eins war ihm klar: Wenn Black wirklich ausgebrochen war, dann nur um Potters Willen. Ganz erklären konnte Severus sich Blacks Beweggründe trotzdem nicht, immerhin war er Harrys Pate und damals einer der besten Freunde der Potter-Familie. Er würde nicht zu einer Antwort kommen, dass Einzige, worüber er sich im Klaren war, war, dass er Black, wenn dieser nach Harrys Leben trachtete, augenblicklich töten würde um Lilys Sohn zu retten. Er würde ihn finden, bevor er Harry finden konnte. Außerdem ärgerte sich Severus noch bis in die frühen Morgenstunden, dass noch einer seiner verhassten Schulkameraden nun seinen Posten bekam. Wieso gestatte Dumbledore es ihm nie, Verteidigung gegen die dunklen Künste zu lehren? Immerhin hatte er damit tagtäglich zu tun, große Erfahrungen und nicht zuletzt war er damals auch der beste Schüler seines Jahrgangs in diesem Fach. Severus stützte seine Ellenbogen auf seinem Schreibtisch ab und vergrub sein Gesicht in beide Hände. Er wollte an nichts denken, an nichts erinnert werden, einfach nur den Augenblick der Ruhe genießen. Als er jedoch die Augen schloss und tief einatmete, dachte er unwillkürlich wieder an sie:

Es war Winter. Die Weihnachtszeit stand kurz bevor und in ganz Hogwarts machte sich eine vorweihnachtliche Stimmung breit. Weihnachtslieder klangen durch die Flure, ausladend geschmückte Tannenbaume standen in der Großen Halle und alle Schüler bereiteten sich auf die anstehenden Weihnachtstage mit ihren Familien vor- alle, außer ein hagerer vierzehn-jähriger Junge, der einsam am Tisch der Slytherins in der Großen Halle saß und durch die Lücken seiner mageren Finger, die er sich schützend vor das Gesicht hielt, immer wieder verstohlen zu dem Tisch der Gryffindores blickte. Ein Mädchen mit langen dunkelroten Locken und elfenbeinfarbender Haut hielt sich die Hand vor den Mund als sie laut anfing zu lachen. „ Was? Potter hat dich wirklich zum Ball eingeladen? Was hast du gesagt?", sagte ein hysterisches blondes Mädchen laut kichernd zu der Rothaarigen. Das rothaarige Mädchen mit den strahlenden grünen Augen hielt sich nun den Zeigefinger vor die Lippen. „Pscht! Es muss nicht gleich ganz Hogwarts erfahren! Mary hör' auf zu lachen!" Das Thema erregte die Aufmerksamkeit des bleichen Jungen am Slytherintisch sehr, er versuchte jedes Wort mitzubekommen, was seine Lily mit der blonden Mary Mc Donald wechselte. „ Der Ball ist das größte Ereignis des Trimagischen Turniers! Hast du seine Einladung angenommen? Geht ihr zusammen hin?", fragte Mary nun leiser, aber immer noch gut verständlich. „Natürlich nicht! Potter widert mich an... Selbst wenn die Einladung von dem arroganten Fiesling die Einzige wäre, die ich bekomme, würde ich nicht mit ihm erscheinen. Eher noch gehe ich alleine hin!" Lilys Wangen liefen tiefrot an und sie fuchtelte hektisch mit den Armen herum als wolle sie das eben Gesagte damit unterstützen, doch Severus wusste auch wenn es ihm sehr widerstrebte ganz genau, dass sie nicht wegen ihrer Wut errötete, sondern, weil sie Potter wirklich mochte. „ Hey Schniefelus! Ganz alleine hier? Keine Sachen gepackt? Sieht ganz so aus als würdest du dieses Weihnachten wieder in Hogwarts versauern! Das ist sehr bemitleidenswert..." Ohne hinzusehen wusste Severus genau, wer hinter ihm stand und das dieser Jemand gewiss nicht alleine war. Schnell wirbelte er herum, zückte seinen schwarzen Zauberstab aus seinem ergrauten Umhang und hielt ihn drohend in Potters und Blacks Richtung. Sein Herz pochte schnell und seine Augen beobachteten seine Peiniger ganz genau. „Oh. Das ist doch kein Grund gleich so angespannt zu sein. Seht ihr... ", sagte der große James Potter mit einem arroganten Ton zu seinen Kumpanen Sirius Black und Remus Lupin „ ich habe es euch doch gesagt. Man kann mit ihm nicht normal reden. Sagt Evans, dass ich es versucht habe. Nur sehe ich mich leider nun gezwungen seine Einladung zum Duell anzunehmen. Sonst wird es unser Schniefelus hier wohl nie lernen, dass man mit den beliebten Leuten keine kleinen Streiche spielt." Mit diesen Worten zog auch der dunkelhaarige James seinen Zauberstab und richtete diesen genau auf Severus. Mit einem lauten „Expilliarmus!" von James flog der schwarze Stab aus Severus' Hand. „ Was soll das schon wieder? Was hat er euch getan? Lasst ihn in Ruhe! Geht weg!" Plötzlich stand Lily Evans neben James Potter und zog ihn unsanft an der Schulter zurück. Ihre tiefgrünen Augen funkelten wütend. „ Ich habe schon auf dich gewartet Evans, war ja nur eine Frage der Zeit, bis du dich für den alten Schniefelus wieder einsetzen würdest. Und hast du es dir mit der Einladung überlegt?" Severus ergriff die Chance und hob seinen Zauberstab auf als James mit Lily sprach. Er wollte nicht der sein, der ihre Hilfe nötig hatte und erst recht nicht das Mittel für Potter, um mit seiner Lily ins Gespräch zu kommen. „ Potter! Du bringst auch nie was zu Ende, was du angefangen hast, oder?" Severus ging auf James zu und hielt ihn seinen Zauberstab direkt ins Gesicht. „ Schniefelus, lass es nicht darauf ankommen. Du würdest sowieso immer und immer wieder nur verlieren.", sagte James ruhig und seine Lippen verzogen sich zu einem triumphierenden Lächeln als nun auch Sirius seinen Zauberstab erhob, um seinen Freund zu schützen. „ Sie hat dir schon gesagt, dass sie nicht mit dir hin gehen will! Hör auf sie ständig zu belästigen, du siehst doch, dass sie nicht mit dir reden will!" Severus Lippen bebten vor Wut und sein bleiches Gesicht färbte sich um seine große Nase herum purpurrot. „ Lass uns einfach gehen Sev. Er ist es nicht wert." Lily ergriff Severus Hand, welche den Zauberstab an James Wange drückte, und führte diese vorsichtig nach unten. „Komm' schon Sev. Lass es sein. Er will sich doch nur behaupten." Sie schenkte James nur einen verachtenden Blick und zog sachte an Severus' Ärmel. Dieser ließ sich auf Lilys Forderung ein und folgte ihr. Lily aber, drehte sich nach ein paar Schritten nochmals zu James um und sagte mit einer lauten und selbstsicheren Stimme: „ Ich sagte dir doch schon, dass ich niemals mit dir hingehen würde. Niemals! Lass mich in Ruhe!" James Stolz war sichtlich verletzt. Trotzig schaute dieser hinter Lily und Severus hinterher. „Dann geh' doch mit Schniefelus, wenn du dich lächerlich machen willst!", rief James Lily hinterher, welche sich nicht nochmal umdrehte. Nachdem sie Severus bis in den Flur gezogen hatte, ließ sie ihn los. „ Danke, Sev. Ich werde dir nicht vergessen, dass du dich für mich eingesetzt hast." Sie drückte ihn einen sanften Kuss auf die Wange und eilte schnell zum Unterricht. Severus stand noch einige Minuten dort und hielt sich seine Hand an die Wange, die seine Lily gerade mit ihren rosa Lippen berührt hatte. Jemand hatte ihn zum ersten Mal geküsst.

Severus Snape- Die ProphezeiungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt