Das Treffen fand, genauso wie bei den meisten Verabredungen, in dem Anwesen der Malfoys statt. Severus trat selbstsicher aus den riesigen Kamin der Malfoys und schritt zu der langen schwarzen Tafel, an welcher Voldemort und einige seiner Lakaien bereits Platz genommen hatten. Nach einer galant angedeuteten Verbeugung setzte er sich an den freien Platz, der sich direkt neben dem dunklen Lord befand. Die scharfe Stimme des schlangenähnlichen Mannes durchbrach das Gemurmel. „Wie ihr wahrscheinlich ahnen könnt, habe ich euch hier nicht grundlos zusammenkommen lassen. Durch einige meiner treuen Diener aus eurem Kreise, ist es mir gelungen, die Prophezeiung über den Jungen, der meinen Angriff vor einigen Jahren bedauerlicherweise überlebte, zu erlangen. Als ich sie jedoch studierte, sind mir einige Unannehmlichkeiten aufgefallen, welche ich mir bereits, durch die Hilfe unseres Werten Herrn Professoren, entledigt habe." Seine knöcherne Hand deutete auf Severus. „ Die Prophezeiung endet überraschender Weise nicht damit, dass der Junge meine uneingeschränkte Macht verhindern wird, sondern damit, dass ich etwas sehr viel Größeres als den Jungen aus dem Weg räumen muss." Severus verzog seine Miene nicht. In seinem Inneren aber, regte sich jedoch seine ganze Welt. Harry war scheinbar nicht länger im Visier dieses Monsters. Unwillkürlich kam ihm der Gedanke, dass der dunkle Lord bereits einen Plan haben musste, wen er wie und wo aus dem Wege schaffen werden würde. „ Lucius, die Prophezeiung zu mir, sofort!", zischte der Rotäugige. Mit zittrigen Händen übergab der große, blonde Mann eine mit Rauch durchzogene Kugel in die langfingrigen Hände. „ Ich werde den Teil der Prophezeiung mit euch teilen, welcher für unsere weiteren Züge von Bedeutung sein wird, der vorherige Teil, welcher den Jungen betrifft, ist euch allen bereits bekannt." Der weiße Zauberstab des dunklen Lords berührte die Kugel, welche in die Mitte des Tisches rollte und silberne Strahlen den Raum durchfluteten, während Trewlawnies Stimme durch die große Halle hallte: „ Und das Böse wird bekämpft, wenn die Macht den dunklen Lord besiegt, welche einst vom gleichen Blute ihn vertrieben hat. Wenn die reine Liebe, wie Godrics Schwert, sich wiederholt gegen das Böse wehrt." Nach dem letzten Wort erlosch das silberne Licht und Severus faltete beide Hände unter dem Tisch zusammen. Starr saß er auf dem Stuhl und in seinem Hals breiteten sich eine Trockenheit und ein sehr beklemmendes Gefühl aus. In seinem Kopf flogen tausende von den eben gehörten Wortfetzen. Welche einst den dunklen Lord vertrieb- Lilys Opfer. Selbst das monotone Gemurmel der anderen Todesser übertönte Severus Gedanken nicht. Nur die stockende Stimme des dunklen Lords holte ihn in das Geschehen zurück. „ Meine Untersuchungen ließen mich auf das Fräulein stoßen, welche vor ein paar Tagen von Severus' Gift getötet wurde. Da sie nun tot ist, müsste die Prophezeiung eigentlich erlöschen und die Kugel dürfte keine Informationen mehr preisgeben. Offenbar habe ich irgendetwas nicht beachtet, oder...", die eiskalten roten Augen fixierten die Schwarzen des Tränkeprofessors, „ und ich hoffe, dass dies nicht der Fall ist, das Mädchen ist nicht gestorben. Wo liegt ihr Körper?" Severus hielt dem Blick stand und antwortete mit einer gelassenen samtigen Stimme: „ Ich habe den Körper in dem dunklen See, welcher Hogwarts umgibt, entsorgt und zugesehen, wie er versunken ist. Sie dürfte bereits auf dessen Grund verwesen und mehr als tot sein, mein Herr. Jedoch, werde ich mich natürlich persönlich nochmals zu der Stelle begeben und sichergehen, dass der Körper auf dem Grund des Sees liegt." Ein schwaches nicken der weißhäutigen Kreatur deutete Severus an, dass seine Antwort zufriedenstellend genug war. Das Treffen hatte mit dem Verschwinden von Voldemort ein Ende genommen und Severus apparierte ohne lange darüber nachzudenken zu einem Ort, welchen er eigentlich niemals wirklich besuchen wollte- eine eintönige Siedlung in der Nähe von London. Die Schwärze der Nacht verschmolz sich mit den geschmeidigen Bewegungen des Tränkeprofessors. In seinem Kopf hallten dieselben Worte immer und immer wieder- vom selben Blute. Wenn die junge Frau, namens Eileen Bloomfield, wirklich etwas mit der Prophezeiung zu tun hatte und der dunkle Lord sie aus diesem Grunde aus dem Weg räumen wollte, dann musste sie auf irgendeine Weise mit dem Potter-Jungen verwandt sein. Bei dem Gedanken, dass Lily ein weiteres Kind gehabt haben könnte, schüttelte Severus energisch seinen Kopf. Sie kann nicht Lilys Tochter sein. Lily war früh gestorben und zu dem Zeitpunkt war Harry ihr erster und einziger Sohn. Nur eine Person konnte ihn über ihren Stammbaum aufklären. Vor einem grau-braunen Häuschen mit einem langweiligen Vorgarten, blieben die Beine des Professors stehen. „Lumos." Die Spitze des Zauberstabs erleuchtete und Severus konnte die Aufschrift auf dem Namensschild neben der Haustüre klar und deutlich erkennen. Dursley.
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Severus Snape- Die Prophezeiung
FantasíaSeverus Snape- ein zwilichtiger Charakter, voller Trauer und Zorn- und voller Liebe für eine Frau, die die Welt für ihn bedeutete. Was würde passieren, wenn er eine zweite Chance bekommen würde? Wenn er die richtige Entscheidung treffen würde und da...