Prolog

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"Saphira, kommst du endlich? Wir sind schon viel zu spät dran!", rief mir Marie, meine beste Freundin, die schon ein paar Treppen Vorsprung hatte, zu. Schnell sprintete ich ein paar Stufen nach oben und stand somit neben ihr, vor der großen, blau gestrichenen Tür, hinter der sich unser Klassenzimmer verbarg. Ich atmete noch einmal tief durch und legte dann meine Hand auf den kalten, silbernen Griff und drückte ihn, nachdem ich geklopft hatte und von innen ein 'herein' ertönte nach unten. Marie und ich betraten den großen Saal und alle Augen lagen in diesem Moment nun auf uns.

"Miss McAdams und Miss Richter, erneut zu spät und das am letzten Schultag. Setzen sie sich so schnell es geht auf ihre Plätze, wir reden dann nach der Stunde!"ertönte die nervige Stimme meiner Klassleiterin Miss Montrose.

Schnellen Schrittes liefen Marie und ich in den hinteren Teil des großen Raumes und ließen uns erschöpft auf unsere Plätze fallen. Aus meiner Tasche holte ich mein Federmäppchen und meinen Block und legte dies ordentlich in die Ecke meines Tisches.

Die ganze Stunde über redete Miss Montrose darüber, was wir nächstes Jahr besser machen könnten und wie wir unsere Ferien am besten mit lernen vergeuden.
Nachdem sie mit ihrem langen Vortrag fertig war, fing sie an die Zeugnisse, nach dem Alphabet geordnet, aus zu teilen. Ich rechnete schon fest damit, mir wieder einen ihrer elend langen Kommentare anhören zu müssen, dass ich mich besser anstrengen sollte, aber wurde leider enttäuscht als sie mir mein Zeugnis vorlegte und mich lobte. Marie, die das ganze Spektakel die ganze Zeit interessiert mit beobachtete, schaute gespannt zwischen mir und Miss Montrose hin und her und war wahrscheinlich genauso überrascht darüber wie ich. "Was war den das?", hörte ich sie sagen als die alte Hexe endlich von unserem Tisch verschwunden war und weiter die bedruckten Blätter austeilte. Das fragte ich mich allerdings auch, denn egal wie gut mein Zeugnis auch ausfiel, sie fand immer etwas, was sie bemängeln konnte, egal ob es der Text über meine Mitarbeit oder die Noten selbst waren, was ich nie wirklich verstand, denn ich war eigentlich schon immer ganz gut in der Schule und auch meine Eltern fanden das so. "Ich weis nicht.", murmelte ich leise und konzentrierte mich danach wieder auf mein Zeugnis. In Mathe; Englisch; Deutsch sowie Geschichte und Geographie hatte ich eine zwei, in Sport; Musik und Biologie eine eins und in Französisch eine drei. Ich, für mich, war sehr zufrieden mit meinem Zeugnis und denke auch, dass es meiner Mum und meinen Dad gefallen wird. Als nun auch Marie endlich ihr Zeugnis bekommen hatte, betrachteten wir es gemeinsam und lasen aufmerksam die Bemerkungen auf der oberen Hälfte des Blattes durch. Marie, hatte auch gute Noten, sie war nur in zwei Fächern schlechter wie ich, aber dafür wiederum besser in Französisch.

Als endlich der erlösende Gong durch die, an der Tür angebrachten, Lautsprecher erklang, standen alle so schnell wie es ihnen möglich war auf und packten ihre Sachen hektisch und schnell in ihre Taschen. Mein Block, sowie mein Federmäppchen landeten etwas unsanfter wie sonst in dem bedruckten Beutel doch dies interessierte mich nicht wirklich viel, da ich es die nächsten sechs Wochen, wahrscheinlich sowieso nicht anrühren würde.

Gemeinsam mit Marie verlies ich, breit Grinsen, das Schulhaus und steuerte auf das große, Breite Schultor zu, dass gerade so etwas, wie die Grenze zwischen Gefängnis und Freiheit darstellte. Immer noch Unterhaltend liefen Marie und ich die 15 Minuten Fußweg von der Schule  nach Hause, bei dem wir an ein paar  verschiedenen Läden, sowie dem alten, grauen Gruselhaus der Stadt vorbeikamen, über das es viel zu viele erfundene Geschichten gibt. Da wir nur zwei Häuser auseinander wohnen,  laufen wir jeden Tag zusammen von der schule nachhause und auch früh laufen wit zusammen, was echt praktisch ist, da einem dann nicht so langweilig wird. Vor meiner Haustür verabschiedete ich mich von ihr, weshalb sie mich sofort in eine herzliche Umarmung zog, die ich natürlich freudig erwiderte. Als ich meinen Schlüssel raus holte und die große, weiße Tür aufsperrte, die in unser Haus führt, sprang mir sofort Rocky, mein kleiner, süßer Hund entgegen. Nachdem ich ihn ausgiebig begrüßt hatte, ging ich in die Küche, da ich gehofft hatte meine Mum dort anzutreffen. "Hey, Mum! Was wolltest du mir eigentlich erzählen?", fragte ich sie, nach einer kurzen Begrüßung, da sie mir heute früh noch schnell erklärt hat, dass sie mir nach der Schule etwas wichtige mitzuteilen hat. Sie begrüßte mich ebenfalls kurz und fing dann an zu erklären: "Setzt dich doch erstmal, mein Schatz. Also, ich und dein Vater müssen, wie du bereits weist, über die Ferien, wegen der Arbeit beide verreisen, da wir aber nicht wollen, dass du hier so ganz alleine bist, weil Marie ebenfalls mit ihren Eltern  im Urlaub ist, haben wir beschlossen, dich die Ferien über zu Clara und Luke zu schicken." Es wunderte mich, dass sie während ihres Satzes die ganze Zeit diesen komischen Ton benutzte, als hätte sie Angst, dass ich gleich wild aufspringe, rum zicke und abhaue, aber das hatte  ich eigentlich nicht vor. Ich finde es nicht so schlimm, in meine frühere Heimat zu fahren und dort, bei der besten Freundin meiner Mutter, die Ferien zu verbringen, nur weis ich von früher noch, dass diese drei nervige Söhne hat, die circa alle in meinem Alter sind, ein bisschen älter oder jünger und mit denen ich früher auch wirklich sehr gut befreundet war, nur ist dies schon fast 10 Jahre her. Seitdem Umzug damals habe ich sie nicht mehr gesehen und habe deswegen auch ein bisschen Angst, dass sie mich nicht so mögen und akzeptieren, weswegen ich dann die ganzen Ferien über in meinem Zimmer, was ich dort bekommen, verbringe und dort höchst wahrscheinlich versauern werde.

"Okay, es ist schon in Ordnung, aber es gibt doch ganz bestimmt einen Grund, immerhin war ich die Ferien sonst auch immer ganz alleine zuhause.", antwortete ich ihr schnell, damit sie sich wieder beruhigen konnte und sich  sicher sein kann, dass ich hier nicht gleich ausflippe. Sie musterte mich aufmerksam und begann erst, nachdem ein paar Sekunden verstrichen waren, wieder zu reden: "Das ist erstmal vollkommen egal, wichtig ist, dass es dir dort gut gefällt und den ganzen Rest erfährst du dann nach den Ferien." Was sollte das denn werden? Irgendetwas planen sie doch. "Ähm, okay!", murmelte ich noch unsicher vor mich hin und war schon wieder tief in meine Gedanken versunken, als meine Mum plötzlich einen Teller vor mich auf den Tisch stellte. Im ersten Moment realisierte ich garnicht, was es war, doch nach ein paar Sekunden, nachdem ich den herrlichen Duft des Essens eingezogen hatte, schob ich meine unnötigen Gedanken in die hinterste Ecke meines Gehirns und fing an zu essen. Es kam mir zwar schon ein bisschen komisch vor, dass sie mir dies erzählte und mir gleichzeitig noch mein Lieblingsessen kochte, aber ich war mir wirklich sicher, dass irgendetwas dahinter stecken musste.

Nachdem ich weiterhin sehr still meinen Teller vollkommen leer gegessen hatte und gerade aufstehen wollte, fing sie wieder an mit mir zu reden: "Fängst du bitte an deinen Koffer zu packen, da wir wollen morgen schon sehr früh los fahren wollen." Das heißt übersetzt wahrscheinlich soviel wie: wir werden dich zum Bahnhof bringen und fahren dann weiter  zum Flughafen, aber zum Glück sind es nur zwei stunden Fahrt, die ich dann hinter mich bringen muss.

Ich brachte meinen Teller noch rüber zur Spülmaschine und lief dann hastig die vielen Treppen nach oben, den langen Flur an drei Zimmern vorbei, als dann endlich, auf der linken Seite, meine Zimmertür auftauchte. Ich öffnete die Tür und lief zielsicher auf meinen Schreibtisch zu, der an der großen Fensterfront meines Zimmers stand und nahm mein Handy aus der kleinen Schublade heraus.

Das erste was ich machte,nachdem ich es in der Hand hielt, war Maries Nummer zu wählen und zu hoffen, dass das tuten in der Leitung endlich zu ihrer herzlichen Stimme umschwingen würde, was zehn Sekunden später auch sendlich passierte. "Hallo?"

"Hey, Marie ich muss dir sofort was erzählen!", sprudelte es sofort aus mir heraus. "Was den? Ist etwas schlimmes passiert?", fragte sie schockiert. "Nein, nicht direkt, aber meine Eltern planen etwas. Über die ganzen Sommerferien schicken sie mich nach Musbach, das kleine Dorf, von dem ich dir schonmal erzählt habe, wo ich früher gewohnt habe. Dort werde ich bei Clara wohnen, der besten Freundin meiner Mum, bei ihrem Mann, Luke und bei deren drei Söhnen. Sie sagt, dass eseinen Grund gibt, doch sie wird ihn mir leider erst nach diesen sechs Wochen verraten.", platzte es aus mir heraus, sodass ich gar nicht mehr aufhörte zu reden.
Einen ganz kurzen Moment war es still in der Leitung, bis sie dann wieder begann: "Okay, so schlimm wird es wohl schon nicht sein, hallo? Ich meine sie hat drei Söhne? So hübsch wie du bist werden die dich alle über alles lieben!"
Die Sache mit den drei Söhnen, war wohl das einzige von dem was ich sagte, was sie rausgehört hatte. "Übertreib mal lieber nicht, außerdem weist du, dass ich mit Fremden nicht so sehr gut klar komme und dann wahrscheinlich so gut wie kein Wort reden werde.", erläuterte ich ihr die Sache.
Ich bin wirklich extrem schüchtern und brauche eine gewisse Zeit, um mich an Menschen zu gewöhnen und mich diesen dann auch wirklich so zu zeigen wie ich nunmal bin. Wie man sieht, kann ich bei Marie offen über echt alles reden, aber bei Jungs, die ich nicht mehr kenne, nur das Nötigste.
"Du brauchst nur ein kleines bisschen Zeit und dann wird das schon alles gut.", ermutigte Marie mich. Vielleicht hat sie recht und es wird doch nicht so schlecht werden, wie ich jetzt noch denke...

Wenn das Schicksal zu fliegen beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt