Der Tag gestern war schneller zu Ende gegangen, als ich es gedacht hatte. Und tatsächlich hatte ich meinen Spaß gehabt. Bis jetzt waren alle Fächer, die ich gehabt habe, interessant gewesen. Für die Dauer dieser Stunden hatte ich den Blonden endlich vergessen können. Hatte ihn ganz tief in mein Gedächtnis verbannt. Nicht für einen Moment war er aus dem weggesperrten, verstaubten Teil meines Gedächtnisses entkommen.
Bis wir dann zum Luftelementar-Training mussten. An sich wäre dieses Fach sicherspannend gewesen. Wäre ich ein Luftelementar gewesen. Aber das war ich nicht. Wieder einmal war mir vor Augen geführt worden, dass ich zum einen nichts konnte und zum anderen nicht zu den Luftelementaren gehörte.
Wir sollten Federn zum Schweben bringen. Mrs Davis hatte uns gesagt, wir sollten den Wind und die Luft um uns herum spüren. Wir sollten mit ihr eins werden und uns vorstellen, wie wir mit dem Wind sachte die Feder bewegen sollten. Natürlich hatte Claire neben mir es sofort geschafft. Sie hatte das ja auch schon mal gemacht. Darin war sie wirklich gut. Und das wusste sie ganz genau. Die ganze Stunde über hatte sie ein gewinnendes Lächeln auf den Lippen getragen.
Alle hatten es irgendwann raus gehabt. Bis auf ich. Ich konnte mit dem Wind einfach nicht 'eins' werden. Zwischen all den Luftelementaren kam ich mir vor wie ein gewöhnlicher Mensch. Ein Mensch, der zwar wusste, dass er nicht hier her gehörte, es aber einfach nicht wahrhaben wollte. Und so habe ich mein Bestes gegeben. Doch war mein Bestes nicht genug. Die verdammte Feder hatte sich keinen Millimeter bewegt. Es sei denn, der Windhauch eines meiner Mitschüler hatte sie getroffen. Ich war ziemlich frustriert gewesen.
Der Blonde, von dem ich herausgefunden hatte, dass er Aiden hieß, hatte sich über mich lustig gemacht und alle außer Claire hatten mit ihm über mich gelacht. So mies hatte ich mich noch nicht einmal in der gewöhnlichen Schule gefühlt. Lieber hätte ich Josie persönlich gestanden, dass ich während unserer Mathearbeit von ihr abgeschrieben hatte, als mich hier weiterhin zu blamieren und verspotten zu lassen.
Darum brachte ich es auch noch nicht über mich, meiner Mutter zu schreiben. Bestimmt wartete sie schon ganz gebannt auf eine Nachricht von mir. Doch ich konnte mich einfach nicht dazu aufraffen, ihr von hier zu erzählen.
Heute verlief der Tag ruhig. Im Überlebenstraining wurden uns zum Anfang ein paar Pflanzen vorgestellt mit heilender Wirkung. Selbst die Elementare, die nicht den Erdelementaren angehörten, mussten über bestimmte Pflanzen und ihren Wirkungen Bescheid wissen. Schließlich waren wir Elementare und das bedeutete, dass es auch viele Gefahren gab. Und eventuell konnte man nicht mit jeder Verletzung zu einem gewöhnlichen Arzt gehen, zumal nicht immer ein Arzt unseresgleichen in der Nähe war.
Das Überlebenstraining gefiel mir. Wir beschäftigten uns mit gewöhnlichen Heilpflanzen und nichts davon hatte mit Elementarmagie zu tun. Ein bisschen fühlte ich mich ins Mittelalter versetzt, als die Menschen noch keine Medizin hatten, wie wir heutzutage.
Danach hatten wir Elementar-Geschichte und uns wurde erzählt, dass die Elementare mit den normalen Menschen fast gleichzeitig zu existieren begonnen hatten. Sie unterschieden sich nicht von den normalen Menschen. Bis auf, dass die Elementare ein Element beherrschten, was den normalen Menschen Angst machte. Jedenfalls denen, die darüber Bescheid wussten. Zwar hatte niemand wirklich gesagt, dass wir uns den Menschen nicht offenbaren durften, doch offenbar war das ein ungeschriebenes Gesetz. Würden zu viele oder die falschen Menschen von uns erfahren, würde Chaos ausbrechen.Obwohl die Lehrerin uns so viel zu der Geschichte erzählte, wiederholte sie sich oft. Zudem kames mir so vor, als gäbe es einige Lücken und Unstimmigkeiten in dem, was sie uns erzählte. Aber wie sollte ich das schon beurteilen? Ich war noch nicht mal seit zwei Tagen hier. Also sollte ich auch nichts in Frage stellen. Außerdem verfügte die Lehrerin in ihrem Fach natürlich über weitaus mehr Wissen als ich, die sozusagen erst vor kurzem in diese Welt der Elementare gestolpert war.
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Obscura
FantasyFünf Elemente. Eine Schule. So heißt es zumindest. Was kaum einer weiß: Auf dieser Welt gibt es so viel mehr. Und es hängt mit der Vergangenheit der fünf Elemente zusammen. Mika lebt bei ihrer Mutter und führt ein wohlbehütetes und gewöhnliches Leb...