Kapitel 79 - Die Leere danach und die endgültige Aufklärung

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Wie in Zeitlupe sah ich zu, wie der Körper meiner Mutter erst auf die Knie und dann auf den Boden fiel.

Entsetzt weiteten sich meine Augen. Nein! Nein! Nicht meine Mutter! Nicht auch noch sie! Ich hatte sie doch gerade erst gefunden! Ich hatte sie kennenlernen wollen. Und er hatte mir die Chance endgültig genommen. Tränen schossen in meine Augen und ich machte mir gar nicht erst die Mühe, sie zu unterdrücken.

Gleichgültig beugte Damon sich über meine Mutter. Seine Lippen bewegten sich, während er leise etwas zu ihr sagte, doch ich war zu weit entfernt, um etwas verstehen zu können.
Nachdem Damon seine Lippen wieder schloss und verstummte, schwieg meine Mutter. Damon nickte ihr knapp zu. - Eine Geste zum Abschied. Beinahe nebenbei griff Damon noch nach seinem Messer und zog es aus ihrem Körper. Rhea wandte sich vor Schmerzen und wimmerte. Ohne sie weiter zu beachten, wandte Damon sich ab. Sein Blick streifte für den Bruchteil einer Sekunde den meinen. Doch der Augenblick war so schnell vorbei, als dass ich ihn mir auch hätte einbilden können. Damon verschwand wieder in den Tiefen des Waldes und war nicht mehr zu sehen.

Ich nahm nichts mehr von dem wahr, was um mir herum passierte. Meine gesamte Aufmerksamkeit lag allein auf meiner am Boden liegenden Mutter. Das Gras um sie herum verfärbte sich schleichend langsam blutrot.

Ein letztes mal sammelte ich all die Kraft, die ich finden konnte und machte mich auf den Weg zu Rhea. Das war gar nicht so leicht. Vor allem, wenn man bereits von einer Gruppe aus Jägern mit aller Kraft beschossen wurde, die sich finden ließ. Eigentlich dürfte ich wahrscheinlich gar nicht mehr stehen. Während meine Augen meine Mutter fokussierten, bemerkte ich plötzlich, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte.
Ich spürte, wie meine Magie, ganz langsam, immer und immer mehr verschwand. "Was?", flüsterte ich entsetzt und ließ mich auf die Knie fallen.

"Mika ...", vernahm ich plötzlich das leise Murmeln meiner Mutter. Sie streckte ihre Hand nach mir aus. Also beschloss ich, dass ich mich auf mein Problem später konzentrieren konnte und überwand die letzten Meter. Rhea legte ihre zittrige Hand auf mein Knie. Ihr Blick hob sich und sie sah mir ins Gesicht. Als sie meine Tränen erblickte, schüttelte sie leicht den Kopf. "Nein.", flüsterte sie. "Weine nicht. Das habe ich nicht verdient." Allerdings bewirkten ihre Worte nur, dass noch mehr Tränen flossen.
"Du kannst mich jetzt nicht allein lassen, Mum.", flüsterte ich. Meine Stimme zitterte. "Ich konnte dich noch gar nicht richtig kennenlernen. Ich habe dich doch gerade erst gefunden!" Rhea schüttelte erneut ihren Kopf. "Glaub mir, wenn du wüsstest, was ich dir angetan habe, würdest du mich nicht kennenlernen wollen." Sie klang verbittert.
"Das weiß ich doch.", erwiderte ich und schluchzte, während ich ihre Hand mit meiner fest umschloss.

Doch Rhea schüttelte ein weiteres mal ihren Kopf. "Nein. Weißt du nicht." Vor Schmerz verzog sie ihr Gesicht und schloss kurz ihre Augen.
"Mum!", rief ich vollkommen fertig. Ich wollte sie schütteln, doch ich wusste nicht, ob das alles nicht noch schlimmer machen würde. Allerdings brauchte ich das auch gar nicht. Sie öffnete von ganz allein ihre Augen wieder.
"Ich habe alle angelogen, Mika.", gestand mir meine Mutter. Nun bildeten sich auch Tränen in ihren Augen. Sie sah zu mir hoch. Ihre Augen glänzten verräterisch. "Ich bin nicht die, für die mich alle gehalten haben."
"Wovon sprichst du da?", schluchzte ich und Rhea umschloss mit ihren Fingern mein Hand.
"Von der Wahrheit.", sagte sie. "Du bist nicht alleine. Weißt du? Ich bin wie du."

Ich stockte. Konnte ... Konnte das möglich sein? Meinte sie genau das, was ich dachte? Hatte sie auch eine Mutation? Aber weshalb hatte sie nie etwas gesagt? Spätestens als ich es ihnen gestanden hatte, hätte sie mir sagen sollen, dass ich damit nicht alleine war. Sie hätte mir alles erklären können.
"Bitte. Hör mir zu.", brachte Rhea mit einer immer schwächer werdenden Stimme heraus. Während sie das sagte, spürte ich, wie mir immer mehr Magie entwich. "Ich bin wie du. Nur noch mächtiger. Anders als bei dir, ist bei mir jedoch meine Obscura- und meine Hexenseite besser ausgeprägt."
Ich schüttelte meinen Kopf, während die Tränen unaufhaltsam über meine Wangen strömten. "Meine Obscuraseite ist besser ausgeprägt.", widersprach ich. "Sie ist viel mächtiger, als die anderen Seiten."

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