Abschied

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Ich sitze auf einem Sofa in unserem Gemeinschaftsraum und trinke richtig klischeehaft Tee. Eine Decke liegt auf meinem Schoß und abwechselnd sehe ich zum Fernseher, um Teenwolf anzusehen und dann wiederum zu Dario der auf dem Boden Liegestütze macht. Er sieht sehr heiß aus. Habe ich schon erwähnt das er kein Shirt trägt? Ich seufze verträumt und starre dann zu Amelie, die neben mir sitzt und Rum quietscht wie heiß Derek ist. Ich kann ihr leider nicht widersprechen. Ich gehöre zu genau diesen Menschen, die in Gedanken einen fiktiven Charakter, oft ist er noch dazu tot, heiratet und auf der fiktiven Hochzeit hysterisch rumkreischt und ihn wahrscheinlich noch bevor er wieder atmen kann, ihm bleibt natürlich die Luft weg, weil ich so toll aussehen würde, auf dem Altar vögeln würde. Männer in Anzügen sind heiß. Ja, ich bin ein hysterisches Fangirl. Und eine Bitch. Aber das Leben ist auch eine Bitch. Viele Leute lieben das Leben.
"Sam wir sollten jetzt irgendwas produktives machen", sagt Amelie und schlägt sich auf die Oberschenkel.
"Bin dagegen. Nächster Vorschlag", stöhne ich und nippe an meinem Tee.
"Wir reden", sagt sie während sie den Fernseher abschaltet.
"Über dich und Joly?", fragte ich desinteressiert. Eigentlich interessiert es mich brennend. Amelie ist meine beste Freundin geworden. Aber zugeben würde ich das niemals. Oder ihr sagen das ich sie lieb habe. Oder mit ihr Händchen halten. Wir sind keine zwölf.
"Wir hassen uns nicht mehr", erklärt sie mir.
"Ihr seid kein Paar?", frage ich, während ich meinen Tee umrühre.
"Er will das nicht"
"Du findest jemand besseren Amelie. Du bist hübsch, klug, intelligent- "
"Das ist das selbe Sam", kichert sie.
"... Eine Besserwissern, du kannst dreißig Marshmallows gleichzeitig in den Mund nehmen, du bist sportlich, du hast so reine Haut, bist unglaublich freundlich und meine beste Freundin. Ich habe dich lieb. "
Oh fuck. Ich habe es gesagt. Jetzt werden wir als nächstes unsere Perioden abstimmen und uns Zöpfe flechten. Der Horror.
Vielleicht sind die meisten Mädchen deshalb so dumm. Mit ihren Zöpfen binden sie sich bestimmt das Blut ab und ihre Gehirne werden nicht richtig durchblutet. Ich kann das nicht. Hilfe!
"Was ist das mit dir und Dario?", fragt Amelie einfach aus heiterem Himmel. Diese Frage führt dazu das ich den Tee aus meinem Mund ausspucke und über meine Decke ausspucke. Dario fällt hingegen bei seiner geschätzten hunderten Liegestütze auf die Nase.
"Das sagt mehr als tausend Worte", Amelie grinst heftig und spielt mit der Decke rum.
"Da läuft nichts", lüge ich unglaublich schlecht. Irgendwie fühle ich mich ertappt. Bei was? Ich weiß nicht.
"Oh doch Sammy", trällert sie.
"Amelie halt doch die Klappe", schimpft Dario.
Ich stimme mit einem heftigen Nicken zu. "Da hat er recht."
Nach einer Weile fragt Dario:"Was ist eigentlich mit Fra und Jehan?"
Ich starre nur auf den Teefleck auf meiner Decke, während Amelie antwortet:"Die haben sich total zerstritten. Die haben miteinander geschlafen und irgendwie war Fra wieder ein Arsch. Ich hoffe sie werden wenigstens wieder Freunde."
Wir nicken nur zustimmend.
"Kennt ihr eigentlich diesen Charlie? ", fragt Dario und beginnt wieder mit seinem Training.
"Welchen Charlie?" Ich stelle meine Tasse auf dem Couchtisch ab und lege meine Füße daneben ab.
"Finn scheint sich mit einem Charlie zu treffen. Fra hat ihn beobachtet. Dieser Charlie ist groß und kräftig und tätowiert."
Nun meldet sich Amelie zu Wort:"Ich kenne ihn. Er ist Finns langjähriger Kumpel. Er ist voll nett und klug. Aber er ist ein Problemkind genauso wie Finn. Sie waren gemeinsam in einem Internat für schwierige Kinder."
"Ohhh", antwortet Dario nur.
Plötzlich wird die Tür aufgerissen und Jehan stürmt rein. Aufgeregt schreit er:" Sam deine Omi ist da, um dich abzuholen!!!"
Ich kenne meine Oma kaum. Trotzdem renne ich in mein Zimmer und werfe mein Zeug in Koffer und Taschen. Im Gang höre ich Jehan heulend alle meine 'Freunde' und Bekanntschaften zusammen trommeln und als ich aus der Tür will, muss ich erstmal schlucken, dort standen verdammt viele Menschen. Ich schlage kurzerhand die Tür zu. Die meisten versuchen irgendwas zu sagen und wollen mich abhalten zu gehen. Aber ich verstehe sie kaum. Die Menschen hier sind cool, aber mein Zuhause ist besser. Viel besser. Zügig schließe ich die Tür ab und öffne mein Fenster. Mein Zeug werfe ich auf den Boden und steige auf das Fensterbrett. Ich hänge mich an es und versuche mit meinen Füßen halt zu finden. Auf einem Teil der Regenrinne finde ich Halt und hangel mich langsam runter. Die letzten Meter springe ich nach unten auf meinen Koffer. Mit einem Achterbahntempo rase ich zur Straße und erkenne sofort den Wagen und meine angebliche Oma. Es war der Wagen meines Exfreundes, wir hatten uns getrennt bevor ich auf das Internat musste. Er ist meine Rettung. Er und seine verkleidete Schwester. Ich bin ihnen so dankbar.
Meine Sachen packe ich schnell in den Kofferraum und umarme beide freudig.
"Ihr seid so cool!", rufe ich.
"Du weißt doch das ich es nicht ohne dich aushalte", lacht Steve.
"Und du weißt das Steve ziemlich nervig ist", erwidert Jessica.
Und ich weiß das ihr meine Rettung seid. Fast hätten mich diese Menschen hier verändert. Ich hasse Veränderung. Ich mag mein altes Leben. Es war sicher und zuverlässig. Mein altes Leben hat mich wieder. Mit einem freudigen seufzen steige ich ein und beobachte die beiden glücklich als wir losfahren.
"Ich hoffe die waren nicht besser als wir. Erzähl mir mal was du so erlebt hast.", grinst Steve, während Jessi fährt. Ich zögere und sage lieber nichts.
"Hattest du einen Freund?",versucht es Steve wieder.
Naja Finn. Ich schweige wieder.
"Hast du Freunde gefunden?"
"Nur Bekanntschaften geschlossen ", murmel ich und beobachtet wie sich die Schule immer weiter entfernt.
"


School is a bitchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt