3. It Won't Be Long

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Das Üben mit Paul hat ziemlich viel Spaß gebracht. Ich wusste gar nicht, dass ein Mensch so charmant und hilfsbereit sein kann. Und vorallen geduldig, denn ich brauchte sicherlich fast zehn Minuten, bis ich einen ordentlichen Akkord spielen konnte. Aber Paul ist ruhig geblieben, hat mich immer mit den Griffen korrigiert. An diesem Abend haben wir ziemlich viel gelacht, sodass mir schon Tränen in die Augen geschossen sind vor Lachen. Am Ende hat sich der ganze Kampf dann doch gelohnt. Paul hatte sogar eine Bemerkung fallen lassen, dass ich bald besser wäre als er. Ich hielt dies allerdings nicht für möglich. Schließlich hatte Paul mehr Erfahrung als ich. Seit einem Jahr spielte er Gitarre und es faszinierte mich jedesmal, wenn er total in sich gekehrt an den Seiten rumzupfte, bevor er mit dem Üben weitermachte. Nach einer Weile hörte ich unten ein Auto die Straße hochfahren und sah, wie dieses vor Pauls Haustür parkte. " Das ist wohl mein Vater mit Michael ", erklärte er. Die Traurigkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören. Ich glaube, er wäre mit mir noch länger alleine gewesen. " Ich glaube, dann gehe ich auch besser. Schließlich möchte ich nicht stören ". Etwas zu schnell erhob ich mich und verstaute meine Gitarre in die Tasche. Paul schaute mich dabei aus leeren Augen an, erhob sich dann auch. " Wollen wir uns vielleicht morgen wieder treffen? Ich könnte dir ein wenig von Liverpool zeigen ". Ich schaute zu ihm auf und lächelte zaghaft. " Klar. Das wäre schön ". Wir schauten uns eine Weile in die Augen. Seine verzaubten mich auf eine unerklärte Weise. Ich wusste nicht wieso, aber ich fand dieses Gefühl einfach wunderschön. Dieses Gefühl habe ich zuvor noch nie gespürt. War dies etwa normal oder tauchte das nur bei Paul auf? Also bis jetzt traf es das Zweite.

" Paul, bist du zuhause?", rief sein Vater durch die Wohnung, was uns zusammenzucken ließ. Paul nahm meine Hand und lief mit mir die Treppe runter. " Ich bin schon da ". Sein Vater sowie sein Bruder Michael schauten mich überrascht an, als ich neben Paul auftauchte. " Wen hast du denn hier zu Besuch?". Schüchtern ging ich ein Schritt vor. " Ich bin Dani und wohne gegenüber von Ihnen. Paul hat mir nur mit meiner Gitarre geholfen ". Jetzt schien seinem Vater ein Licht aufzugehen. Michael hingegen sah mich weiterhin mtit großen Augen an. " Ach, dann seit ihr wohl unsere neuen Nachbarn aus Deutschland. Ich bin James McCartney und das ist Michael ". Beide gaben mir freundlich die Hand und gingen dann ins Wohnzimmer. " Dein Vater ist ziemlich nett. Ich hatte ehrlich gesagt schlimmeres befürchtet ". Paul lachte auf und brachte mich dann zur Tür. " Ach, wo denkst du hin. Mein Vater ist der liebste Mensch auf Erden. Aber warte mal ab, bis mein Bruder sich an dich gewöhnt hat. Dann ist dieser kein liebes Schäfchen mehr ". Wir lachten kurz über seine Worte, bevor unsere Augen sich wieder trafen. Wie konnte ein so lieber Mensch mit Leuten wie diesen John abhängen? " Soll ich dich noch bis zu deiner Haustür bringen?". Ich nickte grinsend und ging richtung Straße, gefolgt von Paul. Wir blieben eine Weile vor der Tür stehen, ließen diese peinliche Stille über uns ergehen. " Danke, dass du mir Gitarrenunterricht gibts. Ich verstehe alles jetzt viel besser ". Paul lächelte und wagte es, einen weiteren Schritt auf mich zuzugehen. " Kein Ding. Ich finde, du machst dich sehr gut ". Verlegen schaute ich auf meine Schuhe und versuchte, nicht allzu stark zu lächeln. Aber ich war einfach in diesem Moment glücklich. Ich hatte gleich am ersten Tag hier in Liverpool jemanden gefunden, der mich gerne hat und mir sogar Unterricht gibt. " Soll ich dich morgen um zehn Uhr abholen?". Seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich schaute etwas zu schnell auf. " Gerne. Ich warte dann hier ". Paul überbrückte die letzten Zentimeter und nahm mich vorsichtig in den Arm. Das Gefühl, seinen warmen Körper an meinem zu spüren, war unbeschreiblich. Ich erwiderte seine Umarmung und schlang meine Arme um seinen Nacken. Gern hätte ich gewusst, wie Pauls Gefühle in diesem Moment waren, aber ich konnte seine Gedanken leider nicht lesen und seine Körpersprache.

Als wir uns voneinander lösten, schauten wir uns kurz in die Augen, bevor wir uns aneinander verabschiedeten und ich die Tür hinter mir schloss. Völlig in Trance schlurfte ich die Treppenstufen hinauf und ignorierte einfach mal die Fragerei von meinen Eltern, wo ich denn um diese Uhrzeit gewesen bin. Ich ging zu meinem Fenster und sah Paul, der immernoch draußen stand. Anscheinend hatte er gewartet, bis ich heil in meinem Zimmer angekommen bin. Er winkte mir nochmal zu, bevor er selber in sein Haus verschwand. Völlig fertig mit den Gedanken ließ ich mich aufs Bett fallen und dachte nach. Meine Gedanken hingen die ganze Zeit an Paul. Ich kannte ihn gerade mal einen Tag und schon ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. Ach, wenn er nur wüsste. Vielleicht war ich ihm selber nicht ganz gleichgültig. In meinem Kopf malte ich mir gerade die schönsten Dinge aus, die ich mit Paul erleben könnte und wollte. Bis meine Mutter mit einem Klopfen eintrat, einen Teller mit zwei Brote in der Hand hatte. " Hey, Mäuschen. Ich habe dir zwei Brote aufgehoben ". Sie stellte den Teller auf meinen Nachttisch ab und setzte sich neben mich. " Darf ich fragen, wo du eben gewesen bist und wieso du deine Gitarre dabei hattest?". Ihr konnte ich ja vertrauen im Gegensatz zu meinem Vater. " Versprich mir aber, dass du Dad nichts davon erzählst ". Sie nickte verständnisvoll und ich erzählte ihr, wie Paul mich um ein Treffen gefragt hatte und wie er mir das Gitarre spielen beigebracht hatte. Ich beschrieb meiner Mum jedes einzelne Detail und es war unschwer zu erkennen, dass ich mehr von ihm schwärmte als von dem Geschehnissen zu erzählen. " Ich glaube, dich hat es so ziemlich erwischt ", meinte sie dann lächelnd und schaute auf das Nachbarhaus, wo in Pauls Zimmer Licht brannte. Vielleicht denkt er auch gerade an mich. " Ach, wo denkst du hin. Ich hätte bei ihm sicherlich keine Chance. Bestimmt läuft jedes Mädchen hinter ihm her in der Schule ". Jetzt überumpelten die negativen Gedanken meine positiven. Was ist, wenn es wirklich stimmt und ich gar keine Chance hätte? Ich wusste ja nichtmal, ob er überhaupt eine Freundin hatte. Im Prinzip wusste ich rein gar nichts von Paul und ich erkenne ihn schon als meinen besten Freund an. Ich glaube, bei mir sind echt ein paar Schrauben locker. " Das weißt du doch gar nicht. Frag ihn doch einfach morgen. Trefft ihr euch denn?". Ich nickte und mein Lächeln kam langsam wieder zurück. " Ja, er hat mich gefragt. Er wollte mir Liverpool etwas zeigen, damit ich mich besser orientieren kann ". Meine Mutter lächelte und stand schließlich auf. " Dann könnt ihr euch doch besser kennenlernen. Aber macht mir keinen Blödsinn ". Lachend schüttelte ich den Kopf, bis meine Mutter dann mein Zimmer verließ und ich wieder alleine war. Wie ich mir jetzt wünschte, dass der nächste Tag anbricht. Ich nahm meine Gitarre und spielte die Akkorde einmal durch, die Paul mir beigebracht hatte. Ob er mich auf der anderen Seite hörte. Das Licht in seinem Zimmer brannte immernoch und ich konnte auch eine Präsenz erkennen, die dort umherwanderte, aber ob es Paul war ist fraglich. Schließlich zog ich meine Vorhänge zu, schlüpfte in meine Schlafklamotten und kuschelte mich in mein neues Bett. Meine Vorfreude auf morgen spiegelte sich in meinem Lächeln wieder, was ich im Schlaf auf meinen Lippen behielt.

And I Love Her [Paul McCartney Fanfiktion]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt