cool kids can't die

"Leute wie mich"

Ein Mensch wird nicht besser, nur wenn du versuchst ihn zu verbessern

-unknown

Die nächsten Tage lief ich wie in Trance durch die Welt. Alles schien so unreal, irgendwie verschwommen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass mein bisher ach so perfekes Leben komplet umgewürfelt wurde. Auch wenn nicht ich es war, der mit Schlimmen zu kämpfen hatte, nahm es mich doch alles ziemlich mit. In den nächsten Tagen kam keine Antwort von Sophie. So oft war ich kurz davor gewesen sie einfach zu fragen, doch jedes mal hatte ich den zum absenden bereiten Text gelöscht und den Chat geschlossen. Irgendwie wollte ich auch garnicht, dass sie es mir sagt. Ich wusste es eh schon und es würde mich nur noch mehr schockiern es aus ihrem Mund zu hören, dann währe auch die letzte dünne Wand, die das Unreale vom Realen trennte niedergerissen und beides würde sich vermischen, wie rot und blau wenn man versucht ein schönes lila zu bekommen. Doch was ist wenn meine Farben nicht Blau und Rot sind sondern Grün und Gelb? Wie würde ich mich fühlen wenn ich in diesem ekligem Braun leben müsste? Wenn auch nur für eine kurze Zeit.
Doch nach ein paar Tagen, sollte ich dann doch eine Antwort bekommen.

"Hi laura"
"Sophie! Wie geht's dir?"
"Es geht:)"
"Wieso hast du dich solange nicht gemeldet?"
"Verbot"
"Oh.."
"Laura?"
"Ja"
"Ich glaube ich sollte dir sagen wieso ich wirklich hier bin"

Dann legte sie los.
Sie erzählte von ihren Depressionen und dem Selbstmordversuch, vom Essen in der Klinik und von den andren Kindern dort. Doch zwischen uns lag eine Frage. Wieso hatte sie es getan? Was ist der Grund dafür, dass ein Mensch sich nichtmehr länger ertragen kann? So sehr mir die Frage in den Fingerspitzen kitzelte, ich konnte sie nicht schreiben, genauso wenig wie ich es wollte. Und ich war mir sicher Sophie saß in ihrem Zimmer irgendwo nähe München, wo die Aussicht nach draußen von dicken Gitterstäben zerbrochen wurde, und hoffte darauf dass ich diese Frage niemals stellen würde.

"Wann wirst du entlassen werden?"
"Ich weiß es nicht..."
"Also nicht so bald?"
"Sieht nicht danach aus nein"
"Wer bestimmt das eigentlich?"
"Die Ärzte, wenn sie sagen dass ich nich stabil bin darf ich nich raus. Dann darf mich nichtmal meine Mutter besuchen und mein Handy wird mir auch weggenommen"
"Das hilft doch alles nichts"
"Nein tut es aucu nicht, aber sie meinen es ist das beste für Leute wie mich"

Leute wie mich. Das klang so wütend und gleichzeitig so traurig. Sie sah sich selbst schon anders als die anderen. Aber war sie das wirklich? Konnte eine Krankheit einen zu jemanden machen der man eig garnicht sein wollte? Und selbst wenn, wie soll man zu sich zurückfinden wenn einem alle Möglichkeiten dazu versperrt werden? Wie soll eine Person, der nichteinmal erlaubt wird ihre Familie zu sehen,ihr altes Umfeld, sich mit altäglichen Dingen auseinander zu setzen, lernen wer sie ist? Die da drinnen können Sophie vielleicht verbessern, aber ist das ok wenn der Mensch dadurch komplett geändert wird? Und dieser Drang dich selbst zu verletzten, dich selbst auszulöschen, wird er damit beendet dass ihrgendjemand dir verbietet es zu machen? Oder schlummert er so lange in der bis du die perfekte Gelegenheit vor dir hast und du sie ergreifst?