Kapitel 2

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Voller Freude rannte ich auf ihn zu. Jedoch stoppte ich nach ein paar Meter. Es ist warscheinlich nur eine illusion weil an diesem Ort so viele erinnerungen hängen.

»Hey kleines Menschen Mädchen«

rief Gin von der Treppe. Ich dachte nie, dass ich mir sogar seine Stimme vorstellen kann. Ich wusste auch nicht, dass ich mcih so sehr nach ihm sehnte, dass ich schon illusionen von ihm hab. Ich fing wieder an zu weinen. Langsam ging ich auf die Treppenstufen zu uns setzte mich auf die oberste. Von hier aus kann man den Sonnenuntergang noch besser beobachten als von dem Haus von meinem Onkel aus. Das ist schon ein schöner ort. Hier vergisst man schnell die Zeit. Ich erinnere mich noch einmal an Gin's letzten Satz.

»ich liebe dich«

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Er hallte in meinem Kopf, als hätte ich ihn grade eben erst gehört. Gin's Maske trug ich natürlich immer bei mir. Sie ist das einzige, was ich von ihm hab und ich würde sie für nichts auf der Welt hergeben. Natürlich hatte ich sie auch jetzt dabei und holte sie aus meiner Tasche. Ich schaute der Maske tief in die Augen. Die löcher, durch die Gin's Augen mal geguckt haben. Ich drückte die Maske fest an mich.

»Hotaru?«

Diese Stimme kannte ich. Ich erschrack und drehte mich um, voller hoffnung, hinter meinem Rücken Gin anzutreffen. Doch zu meiner Enttäuschung war es nur mein Onkel der mich suchte. Komisch, dass ich der meinung war, dass es Gin's Stimme ist.

»Ich hab dich ewig gesucht! Es gibt Abendessen, kommst du?«

mit diesen Worten streckte er mir seine Hand entgegen. Schnell steckte ich die Maske in meine Tasche und stand auf. Ich wischte mir noch schnell die letzten Tränen weg und ging dann hinter ihm her.

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Am nächsten Tag war ich noch betrübter als am vorherigen Tag. Ich wollte nich aufstehen. Doch nach einer Zeit rappelte ich mich auf und ging nach draußen. Es war ein wunderschöner Sommermorgen. Die Sonne strahlte schon stark vom Himmel und Vögel flogen am Haus vorbei. Der Himmel war Wolkenlos und ich würde am liebsten wieder in den Wald gehen. Jedoch wollte ich nicht wieder eine illusion von Gin sehen wie gestern. Früher ging ich an so einem Tag mit Gin durch den Wald und er zeigte mir neue Stellen. An einem Tag zeigte er mir, wie man aus einem Blatt ein Schiff baut. Und an einem anderen Tag haben wir zusammen Eis gegessen. Ich beschloss, heute trotzdem in den Wald zugehen.

Schnell packte ich die Maske ein und machte mich auf den Weg. Auf dem Weg kam ich an vielen Feldern vorbei, die mit höhen Mais oder Goldenes Getreide bepflanzt waren. Mein Onkel besitzt selber ein paar Felder. Ab nächstem Jahr darf ich ihm dabei helfen, den Mais und das Getreide zu ernten. Als kleines Kind wollte ich das immer machen, aber ich durfte nie. Einmal hab ich mich mit meinem Cousin in dem Maisfeld versteckt. Viele Halme knickten dabei um. Mein Onkel war danach richtig sauer, auf beide von uns. Damals verstand ich aber nicht warum, doch heute versteh ich, was wir da dummes getan haben. Ich musste lachen als ich an das Gesicht von meinem Cousin denken muss, als er auf die Idee kam, verstecken im Maisfeld zu spielen.

Vor lauter Gedanken bemerkte ich gar nicht, dass ich schon im Wald angekommen bin. Erwartungsvoll rannte ich um die Ecke und.... sah wieder eine Person auf den Stufen sitzen. Ich stand starr dar, ich dachte nicht, dass ich 2 mal die gleiche illusion haben kann. In meinem Kopf halte wieder sein ich liebe dich und ich blieb stehen. Die Person drehte sich wieder um und wieder erkannte ich Gin. Doch zu meiner verwunderung reagierte Gin diesesmal anders als gestern. Er lachte und stand auf. Er kam langsam auf mich zugelaufen. Ich blieb wie angewurzelt stehen und beobachtete, wie er immer näher kam.

»Ich habe auf dich gewartet«

sagte Gin in einem sehr beruhigenden Ton. Ich spürte, wie ich wieder anfing zu weinen. Ich konnte nicht anders, ich rannte auf ihn zu und wollte ihn umarmen. Aber ich stoppte kurz vor ihm. Ich durfte ihn ja nicht berühren und real ist er auch nicht. Traurig schaute ich auf den Boden. Als ich plötzlich eine Hand auf meinem Kopf spürte.

»Warum denn so traurig?«

ich schaute zu Gin nach oben und starrte unglaubwürdig in seine Augen.

»Gin?«

»Wer soll ich denn sonst sein?«

erwiderte er mit einem frechen grinsen.

»Das ist unmöglich... DU BIST VERSCHWUNDEN.«

Gin lachte nur und wuschelte mir noch einmal über die Haare.

»Ich bin wieder zurück gekommen. Der Berggeist konnte nicht mitansehen, wie mein Verlust dir das Herz brach. Er gab mir meinen Körper zurück. Er sagte, wahre Liebe trennt man nicht«

mit diesen Worten beugte er sich zu mir runter und Küsste mich. Mitten auf den Mund. Ich zuckte zusammen. Er durfte doch keine Menschen berühren! Als ich versuchte ihn wegzustoßen, drückte er mich fest an sich.

»Was soll das? Du wirst wieder verschwinden!«

Gin schloss die Augen und genoss den Augenblick bevor er antwortete:

»Der Berggeist gab mir meinen Körper zurück. Als Mensch. Ich darf aber nicht mehr im Wald leben. Ich lebe unten im Dorf, ich habe da eine nette Familie kennengelernt, bei denen ich Schlafen und Essen darf, natürlich helfe ich ihnen dafür auf dem Feld«

Ich fing an zu weinen. Voller Freude umarmte ich ihn so fest, wie ich noch nie einen Menschen umarmt hatte.

»Heißt das, du kannst ganz normal leben? So wie ich?«

Gin lachte und küsste meine Stirn:

»Ja! Ich wusste, dass du wieder hier her kommst. Oder eher gesagt, ich hoffte es. Ich war jeden Sommertag hier und hab auf dich gewartet.«

Ich erschrack, also war das gestern doch keine illusion? Aber warum kam er nicht auf mich zu wie heute?

»Als du gestern gekommen bist, wollte ich dich sofort in meine Arme schließen, aber du liefst nur an mir vorbei. Ich dachte du könntest mich nicht sehen. Als dein Onkel dann kam, bin ich verschwunden.«

Ich schämte mich so dafür. Ich dachte, er wäre eine illusion gewesen. Gin wischte mir meine Tränen weg und lächelte mich mit diesem lächeln an, bei dem einem die Knie weich werden. Das mochte ich schon immer so an ihm. Mir fällt ein, dass ich ihm noch etwas ganz wichtiges sagen muss, was ich schon das ganze Jahr wollte, es aber nicht konnte:

»Gin.... Ich liebe dich auch ♥«

Man sah Gin deutlich das Erstaunen an. Doch dann wechselte sein Gesicht wieder zu dem wunderbaren lächeln:

»Aber das weiß ich doch schon längst.... Ich liebe dich auch ♥«

Ich wurde rot und Gin küsste mich wieder auf den Mund. Ich war glücklicher als je zuvor. Ich hatte meinen langjährigen Freund wieder und noch viel wichtiger, den Menschen, den ich liebe.

Voller Freunde liefen wir Hände haltend zu dem Haus von meinem Onkel zurück.

hotarubi no mori e -was wäre wenn....Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt