Porto da Calheta

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Die Zellentür knallt zu. Ich lasse mich auf dem Boden fallen und lehne mich gegen die Wand. Die letzten Wochen als Dienerin waren ein Horror, aber in einer Zelle zu hocken und auf seinen "Prozess" zu warten ist noch schlimmer. Ich greife an meinen Hals zu Flavios Kette. Ich greife ins Leere.
"Bedeutet dir diese Kette etwas?", fragt er. Ich antworte nicht. Er greift nach meinen Haaren und zieht daran. "Bedeutet dir diese Kette etwas?" "Ja, Admiral." "Gut." Er greift nach dem Angänger und reißt ihn samt dem geflochtenen Lederbändchen ab. Ich keuche. Nein. Er grinst. Nichz seine Kette. Sie verschwindet in seiner Jackentasche. Bitte nicht! Er zieht nochmal an meinen Haaren, so fest, dass ich schreie. "Irgendetwas einzuwenden?" "Nein, Admiral." Er lässt mich los. "Dann ist ja gut."
Wie ich diesen Kerl hasse! Aber das wird er noch bereuen. Irgendwann bring ich ihn um und hol mir meine Kette wieder! Wenn er nicht vorher zusieht, wie du am Galgen baumelst, erinnert nich Nati freundlich an die wenig erfreulichen Umstände meines Aufenthaltes. Ich seufze und schaue mich in der Zelle um. Ich bin allein in dieser Zelle, auch dir Zellen neben mir sind leer. Sie haben mich abgeschottet. Ich schließe die Augen. Wenn ich schon hingerichtet werde, dann wenigstens ausgeschlafen.

Ich werde unsanft durch eine Stiefelspitze im Bauch geweckt. Ich stöhne und drehe mich zur Seite. Irgendjemand reißt mich unsanft auf die Füße und zerrt mich aus der Zelle, einen Gang entlang und ins Tageslicht. Ich muss einige Male blinzeln, um itgendetwas sehen zu können. Das erste, was mir ins Auge springt, ist Saras blonder Haarschopf. Ich runzle die Stirn. Ist Sara nicht bei Flavio? Vermutlich habe ich mich getäuscht. Dann sehe ich den Rest der Ungebung. Lauter Menschen, die meisten in schmutzigen Lumpen, vor mir allerdings steht eine Reihe Soldaten, die eine Straße zu einem hölzernen Podest freihalten, auf dem unübersehbar und überaus tötlich ein Galgen trohnt. Ich spüre, wie sich der Lauf des Gewehrs der Wache hinter mir in meinen Rücken drückt und mache einen unsicheren Schritt vorwärts, dann noch einen und noch einen. Immer mehr, bis ich auf dem Podest stehe. Ich blicke über die Menge der einfachen Leute und zu einer Art Tribüne, wo Würdenträger, Admiräle und ein Lord und eine Lady sitzen. Offenbar dient die Hinrichtung von Piraten hierzulande nur als Unterhaltung. Ich atme tief durch und zwinge mich zur Ruhe. Heute sterbe ich also. Ich werde ersticken. Mit viel Glück bricht es mir vielleicht beim Fall das Genick und ich bin gleich tot. Irgend ein Herold beginnt meine vermeindlichen Verbrechen vorzulesen. Ich frage mich, wo der Rest meiner und Flavios Crew sind. Vermutlich werden sie nach mir alle einzeln hereingeführt und erleiden das selbe Schicksal wie ich. Der Herold scheint gar nicht fertig zu werden. Die Sonne knallt mir auf den Kopf und ich wünsche mir meinen Hut zurück. Traurigerweiße liegt der immer noch am Strand von dieser Insel. Ich schaue zu den Hochgeborenen und Befehlshabern auf dieser Tribüne und sehe Admiral Zwerg. Einfach, weil ich sowieso schon sterbe, starre ich ihn unverwandt an. Er starrt ein paar Sekunden wütend zurück, dann wendet er seinen Blick ab, was mich zum Schmunzeln bringt. Als der Herold neben mir mein leises Lachen hört, stockt er kurz, macht dann aber weiter. Weil ich nichts besseres zu tun habe, mustete ich die Menge. Da! Wieder. Saras blonde Haare. Ich kneife die Augen zusammen, um besser sehen um können. Sie drängt sich durch die Menschenmenge zu einer kleinen Gasse und verschwindet darin. Jetzt bin ich mir ganz sicher. Es ist Sara. Was tut sie hier? Wenn sie erwischt wird, wird sie gleich nach mir gehängt, allerdings... wieso sollten sie sie erwischen, die haben doch keine Ahnung, wer sie ist. Da ich Sara nicht mehr sehe, schaue ich mich weiter um. Hinter mir tut sich etwas. Ich drehe meinen Kopf leicht und sehe, dass die restlichen Piraten hinausgeführt werden, aneinandergekettet. Der Herold hört auf vorzulesen. Der Henkermeister legt mir eine Schlinge um den Hals. So soll es also enden. So werde ich diese Erde verlassen. Mit einer Schlinge um den Hals. Wie deprimierend. Trommelwirbel beginnt und der Henkermeister legt seine Hand auf den Hebel, der die Falltür unter meinen Füsen öffnet.
Manche Leute sagen, man sieht in einem Augenblick wie diesem sein ganzes Leben an sich vorbeiziehen. Vielleicht ist mit mir etwas falsch, aber ich sehe etwas anderes. Ich sehe all die Dinge und Personen, die ich liebe. Meine Mum, wie sie mich abends in den Schlaf gesungen hat. Mein Schiff, dass mich überall hin bringt. Olivia, wie sie auf dem Schiff verstecken mit einer Maus spielt. Eine Flasche Rum. Sand, der zwischen meinen Zehen durchrieselt. Ein wolkenlosee Himmel, auf dem Millionen und Abermillionen Sterne funkeln. Und Flavio. Das alles zieht in Sekundenschnelle an meinem immeren Auge vorbei.
Dann scheint alles wie in Zeitlupe abzulaufen. Die Trommler werden immer lauter, Admiral Zwerg verzieht entzückt das Gesicht. Eine aus meiner Mannschaft schreit etwas, wird von einer Wache bewusstlos geschlagen und geht zu Boden. Der Henker drückt den Hebel. Die Trommeln hören auf. Ich falle.

Fluch der Liebe - Die Geschichte eines PiratenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt