Kampftraining und Betthäschen

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Was uns Irina erzählt erschüttert mich zutiefst. "Sie kamen im Schutz der Dunkelheit. Schnitten allen Männern über zwanzig die Kehle durch, alle darunter schlugen sie zusammen und brachten sie auf ihr Schiff. Die Frauen vergewaltigten sie, alle, auch mich. Ich... es ist alles nur noch verschwommen..." Ihre Stimme bricht. Vollkommen entsetzt starre ich sie an. Ich will sie nicht dazu drängen weiter zu erzählen, aber sie tut es sowieso. "Sie... nachdem sie fertig waren, brachten sie auch sie Frauen auf ihr Schiff, nur mich ließen sie zurück. Mein... mein Bruder ist jetzt dort." "Wie hat das Schiff ausgesehen? Hatte es eine bestimmte Flagge? Einen Namen?", frage ich behutsam, während Flavio Irina einen Becher Wein und mir eine Flasche Rum reicht. Ich nehme einen Schluch. Sie schüttelt den Kopf. "Ich hab nicht drauf geachtet, aber ihr Anführer, er... nachdem er mich... er hat gesagt, wenn mich jemand finde, solle ich demjenigen erzählen, was passiert ist, soll ihm sagen, dass das auch mit ihm passieren wird... wenn... wenn er seinen Auftrag nicht erfüllt." Meine Augen werden groß. Flavio ergreift das Wort. "Lass mich raten. Er hatte langes, blodes Haar, meerblaue Augen und eine Narbe, ungefähr hier im Gesicht." Er deutet auf die Stelle. Irina bekommt große Augen. "Woher wisst ihr das?" Flavio und ich sahen uns an. "Zacarias.", knurren wir beide. "Wer ist Zaca-wie-noch-mal?", fragte Irina neugierig. "Ein... alter Bekannter, könnte man sagen.", antwortet Flavio, während er sich noch mehr Wein einschenkt. "Okay, Irina, Flavio und ich haben ein paar Dinge zu besprechen. Deswegen werde ich dich jetzt meiner Mannschaft geben. Wen mochtest du am liebsten?", frage ich mit den Gedanken schon ganz woanders. Das Mädchen überlegt kurz. "Lucy war ganz nett." Ich nicke und gehe zur Tür. "Lucy, Mia, Carmen und Sara! Zum Rapport!" Sofort sind die vier bei mir. "Sara, rein da. Lucy, Mia, Carmen, das ist Irina. Sie bleibt wohl eine Weile bei uns. Carmen, ich würde dich bitten, etwas passenderes für sie zum Anziehen zu finden als diesen ekelhaften Rock. Lucy und Mia, ihr kümmert euch bitte um sie. Lucy, du bist ihre Ansprechperson hier. Mia, du ziehst du normale Rekrutenausbildung durch. Viel Spaß noch." Damit verschwinde ich wieder nach drinnen.

Nach der Besprechung sind wir auch nicht schlauer aus vorher. Das einzige, was wir beschlossen haben, ist dem Plan einfach weiter zu folgen, der genau daraus bestand, genau das zu machen, was Zacarias wollte und ihn dann zu vernichten...

Ein paar Tage später
Ich sehe Irina und Mia beim Training mit Säbeln zu, während ich Sauerkraut koche. Aurora hat mich heute mit den Worten Selbst der Kaptain muss essen und wer isst muss auch kochen zum Küchendienst verdonnert. Irina macht sich wirklich gut, auch wenn es noch eine Zeit dauern wird, bis sie es wirklich mit einer von uns aufnehmen kann. Wieder fliegt ihr die Waffe aus der Hand und sie flucht. Ich lächle. Langsam wird sie zu einer richtigen Piratin. Mia fordert sie auf weiter zu kämpfen und Irina hebt den Säbel wieder auf. So geht das jetzt schon seit Stunden, obwohl es Irina immer länger gelingt, den Griff der Waffe in der Hand zu halten. Ich widme mich wieder dem Sauerkraut.

Noch ein paar Tage später
Ich stehe über die Karte gebeugt neben Giselle am Steuer. Sie schirmt die Augen gegen die Sonne ab, um etwas sehen zu können. "Okay, laut dieser Karte befindet sich direkt vor uns eine Insel, wenn wir in diesem Tempo weitersegeln, sollten wir sie heute Abend erreichen. Sag mir bescheid, wenn sie in Sicht kommt, wir brauchen frisches Wasser und vielleicht auch Vorräte." Ich klopfe Giselle auf die Schulter und hüpfe die Treppen hinunter. Dann schwinge ich mich auf die Angelo und suche Flavio. Mir ist vorhin was eingefallen, das ich ihn unbedingt fragen muss. Elvio, dieser Erste Offizier auf Probe hält mich auf und meint, der Kaptain sei im Moment nicht zu sprechen. Als ich ihn frage, wieso, druckst er herum und stottert irgendeinen Blödsinn, deswegen dränge ich mich einfach an ihm vorbei in Flavios Koje. Als ich sehe, was darin vorgeht, wird mir klar, warum Elvio nichts sagen wollte. Der Kaptain des Schiffes liegt im Bett, umter ihm eine kichernde... vermutlich Hure. "Mmmm.", mache ich angeekelt und wende den Blick ab. "Flavio? Kann ich... kann ich dich kurz draußen sprechen?" Erschrocken fährt er herum. "Ich hab Elvio angewiesen, niemanden reinzulassen." "Wann hast du dir denn den Kopf gestoßen? Denkst du ich nehme von dir Befehle entgegen? Nein! Und schon gar nicht von deinem ersten Offizier. Kommst du jetzt?", frage ich ungeduldig, den Blick immer noch auf die Wand vor mir gerichtet. "Willst du nicht lieber dazukommen?" Jetzt sehe ich ihn an. Vollkommen entgeistert. "Hast du den Verstand verloren?" Himmel ist der gut gebaut. Er trägt immer so weite Hemden, dass mir noch nie aufgefallen ist, wie muskolös er ist. Reiß dich zusammen, verdammt! schimpfe ich mich selbst zusammen. Flavio grinst anzüglich, als er meine Blicke bemerkt. Schnell schau ich wieder an die Wand. "Kommst du jetzt?" "Schon, aber nicht nach draußen." "Das ist jetzt nicht dein Ernst?" "Nein, das ist mein King Joey.", gibt er zurück. Ich brauche einige Sekunden, um zu kapieren wen oder besser, was er meint. Dann stöhne ich verzweifelt auf und fahre mir mit der Hand übers Gesicht. "Kommst du rüber, wenn du fertig mit deinem Betthäschen bist?" Im Augenwinkel sehe ich ein Nicken. Schnell verlasse ich das Zimmer.

Fluch der Liebe - Die Geschichte eines PiratenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt