Ich wache auf und schaue ins Lucys Gesicht. Toll. Beim "Einschlafen" und beim Aufwachen dieselbe Person vor mir. Stönend setze ich mich auf und schaue mich um. Ich liege auf Holzboden, in einer Art Zelle, die von Wände aus senk- und waagrechten Eisenstandgen begrenzt wird. Solchr Zellen kenne ich, allerdings nur von außen und die Gitterstäbe und der Boden sind normalerweiße nicht in so gutem Zustand. Soweit ich sehe gibt es noch mehr Zellen, allerdings sind alle leer, nur ich und Lucy sind hier. "Wo sind wir?", frage ich vollkommen verwirrt. "Auf einem Schiff der spanischen Marine... in einer Zelle. Auf dem Weg nach Portugal, um zu sterben Dieser Idiot von General hat es anders ausgedrückt, in etwa 'um uns vor Gericht für unsere Verbrechen zu verantworten' , aber sterben trifft es ziemlich genau." "Was... wieso hast du... wo ist... wo sind..." "Okay, Natalia, beruhig dich erst mal. Und dann nochmal von vorne." Ich atme einmal tief durch. Dann fange ich an zu schreien. "HAST DU DEN VERSTAND VERLOREN? WIESO UM HIMMELS WILLEN SCHLÄGST DU MICH DENN KO? WO IST DER REST DER CREW? WO IST DIESER FEIGLING FLAVIO? BITTE SAG MIR DASS SIE IHN AUCH GEFANGRN GENOMMEN HABEN!" Dann atme ich nochmal tief durch. Lucy ist vollkommen perplex. Sowas hat sie vermutlich nicht erwartet. Erwartungsvoll schaue ich sie an. Sie kommt allerdings nicht dazu zu antworten, denn in diesem Moment kommt ein Mann herein stolziert. Er trägt die Uniform der spanischen Flotte, allerdings trägt er ein Abzeichen auf der Brust, das ihn als Admiral auszeichnet. Er versucht würdevoll auszusehen, was allerdings von den Hängebacken, dem Doppelkinn und den vor Anstrengung geröteten Ohren etwas untergraben wird. Noch dazu spannt sich die Jacke am Bauch ziemlich und er ist nur etwa eins fünfzig groß, was ihm im ganzen das Aussehen von einem wütenden Zwerg verleiht. Wäre ich nicht so wütend, würde ich jetzt loslachen. Das Admiral kommt, flankiert von ein paar gewöhnlichen Fußsoldaten, zu meiner Zelle und bleibt direkt vor mir stehen. "Wir haben alle falsche Namen gesagt. Sie wissen nicht, wer wir sind, nur was wir sind.", flüstert mir Lucy so leise ins Ohr, dass es Mister Zwerg nicht hört. Ich nicke leicht. "Sieh mal einer an. Der 'Captain' ist aufgewacht.", sagt er mit einer hohen Fistelstimme. Es ist offensichtlich, dass er sich über mich lustig macht. Die Erziehung in Spanien hat offenbar noch keine Fortschritte gemacht und Frauen sind immer noch vollkommen wertlos. Das ist vermutlich auch die Einstellung von Admiral Zwerg. Ich starre ihm direkt in die Augen, was einer wirklichen Beleidigung gleichkommt, wenn er wirklich so denkt, wie ich denke. Es ist so, wie ich denke. Er sieht mich entzürnt an. "Junge Dame, du schaust gefälligst zu Boden, wenn ich mit dir rede." "Und wenn nicht?", frage ich mit einem zuckersüßen Lächeln, wobei ich immer noch Augenkontakt halte. Nicht viele Männer halten dem lange stand. Auch dieser nicht. Er schaut weg, wie ich es geplant hatte. "Hat das Mädchen einen Namen?" Ouh wir gehen also zur dritten Person über. "Stella d'Ekaora.", antworte ich wie aus der Pistole geschossen. Falsche Namen sind das A und O des Piratenlebens, nur wenige kennen mich unter Natalia Antoan. Der Wichtel vor mir wirkt zufrieden. Wahrscheinlich wird er sofort anfangen, alle möglichen Daten über eine Stella d'Ekaora zusammenzusuchen. Falls es wirklich jemanden mit diesem Namen gibt, tut er mir jetzt schon leid. Der Admiral verschwindet wieder. Er wollte offenbar nur meinen Namen. Sobald die Tür zufällt, wense ich mich wieder an Lucy. "Jetzt erzähl schon." Sie nickt und beginnt. "Ich hab dich KO geschlagen, weil du sonst noch mehr von ihnen getötet und uns in noch größere Schwierigkeiten gebracht hättest. Tut mir leid... na jedenfalls ein Teil von deiner und ein Teil von Flavios Crew ist hier an Bord, gefangen, und dazu verdonnert die Schiffe zu putzen, zu kochen, das Gewand zu waschen und so weiter. Mich haben sie hier bei dir gelassen, bis du aufwachst, jetzt weiß ich nicht, was sie mit uns machen werden." "Was ist mit dem Rest der Crew?" "Sind mit Flavio geflüchtet." "Und wieviele sind gefangen genommen?" "Sieben von uns, sechs von Flavio." "Sara? Irina?" "Sara ist bei Flavio... Irina glaube ich bei uns. Sie haben..." Wieder werden wir unterbrochen. Wieder von Admiral Zwerg und seiner Garde. Einer der Soldaten schließt die Zelle auf, zwei andere zerren Lucy und mich heraus. Ohne ein Wort zu sagen, bringen sie uns nach oben. Lucy wird sofort auf ein anderes Schiff gebracht, ich verbleibe bei Admiral Zwerg und werde in seine Kajüte gebracht. "Eigentlich hätte ich dich vorher töten müssen, da du dich angemaßt hast, mir in die Augen zu sehen, allerdings habe ich weitreicherende Befehle. Deswegen bekommst du nur das hier." Einer der Soldaten stößt mir mit seiner Lanze in die Kniekehle und ich knicke ein. Es tut höllisch weh, trotzdem kommt kein Laut über meine zusammengepressten Lippen. Ich knie vor dem Admiral. Er schlägt mich einmal ins Gesicht, dann tritt er mich in den Bauch. Ich bleibe kniend vor ihm, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich verschaffe ihm sicher keine Genugtuung, indem ich meine Schmerzen zur Schau stelle. "Tapfer, tapfer. Trotzdem weiß ich, dass es weh getan hat. Also, falls du nicht grün und blau geprügelt werden willst, rate ich dir zu tun, was dir aufgetragen wird." Ich spüre, wie meine Wange von dem Schlag anschwillt. "Du wirst auf die Santa Barbara befördert werden und dort ihrem Kaptain, Admiral Williams dienen, bis wir in Porto da Calheta angekommen sind. Ich erwarte von dir, dass du dich wie eine anständige junge Dame benimmst, was bedeutet: den Blick gesenkt, du antwortest nur mit Ja, Admiral, sprichst nie, außer man verlangt es von dir, tust, was man dir aufträgt, hältst die Hände immer verkreuzt, außer deine Täigkeiten verlangen etwas anderes und du wirst dich umziehen. Dort drüben liegt ein Haufen Kleider, der einem Dienstmädchen angemessen ist. Hast du mich verstanden?" Ich antworte nicht und starre ihm wieder in die Augen. "Hast du mich verstanden?" Eine der Wachen stößt mir ihre Lanze in den Rücke. Diesmal stöhne ich kurz auf. "Hast du mich verstanden?" Ich senke den Kopf, kreuze die Hände und antworte. "Ja, Admiral."
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Fluch der Liebe - Die Geschichte eines Piraten
خيال (فانتازيا)Segel, Säbel, Wind und Wellen. Das war mein Leben. Und es war perfekt. Dann tauchte er auf. Und mit ihm die Karte. Und es war vorbei. Mein Glück, mein Reichtum, meine Familie, einfach alles. Es löste sich einfach in Luft auf, verschwand. Ich konnte...