"Noch eine Flasche." Das ist jetzt die vierte? Fünfte? Ich ertrinke immer noch meine Sorgen im Rum. "Du solltest aufhören, das bringt uns auch nichts." Ich bin so betrunken, dass mir nicht auffällt, wie er uns sagt. "Wieso s-s-sollte ich... aufhören? Was bringt es, nüchtern su sein, wenn... wenn meine Probleme betrunken genauso schlimm sin?", lalle ich, während ich am Mast lehne. Meine Mannschaft habe ich schlafen geschickt, Flavio steht vor mir und versucht mich zur Vernunft zu bringen. "Natalia bitte, ich will dir helfen. Lass doch einmal jemanden an dich heran." Ich kneife die Augen zusammen, um ihn nicht doppelt zu sehen. "Wieso solltee ich? Das lesste mal... hab ich... war es..." "Zacarias, ich weiß, trotzdem, du musst deine Mauer aufbrechen. Nur dann kann ich dir helfen." "Wieso brauche ich deine Hilfe? Was ich allein nich schaff, kann ich mit dir susammen auch nich." Ich sinke am Mast hinunter, schlinge die Arme um die Knie und beginne mich hin und her zu wiegen. "Verdammt, reiß dich zusammen, Natalia! Du bist der beste Pirat, den ich kenne und du wirst dich nicht von soetwas runter ziehen lassen! Was muss ich tun, damit du wieder zu Verstand kommst?", schreit er mich jetzt an. "Was willst du von mir? Was willst du? Ich hab meine Schwester wiedergefunden, die ich für tot gehalten hab und damit sie nich stirbt muss ich Herz und Seele dieses Jungen zurück bringen, der mich vollkommen ruiniert und mir ebenjene Schwester weggenommen hat. Was verdammt erwartest du von mir?", schreie ich jetzt zurück. Alles schreie ich heraus. Vollkommen fassungslos sah Flavio mich an. Ich lege den Kopf in meine Hände und fange an zu weinen. Wieso hilft der Alkohol nicht? Sonst kann ich alle meine Sorgen darin ertränken, aber jetzt weine ich wie ein kleines Kind. Flavio zieht mich hoch und drückt mir noch eine Flasche Rum in die Hand, doch ich schlage sie weg und sie zerschellt auf dem Holzboden des Schiffs. Flavio legt den Kopf schief. "Wieder halbwegs bei Verstand?" "Natürlich nich, ich bin immer noch vollkommen... können Delfine eigentlich tanzen?" Flavio lacht. "Oh ja das bist du. Und was machen wir dagegen?" Ich zucke nur mit den Schultern und gehe ein paar schwankende Schritte in Richtung Tür, die durch den nicht gerade ruhigen Seegang noch noch unsicherer wirken. Flavio fing mich auf und drehte mich zu sich. Ich schaue ihm in die Augen. Diese wunderschönen dunkelbraunen Augen. "Mach was dagegen. Bleib bei mir, sorge dafür, dass ich nichts mehr trinke, bis ich Olivia wieder habe. Hilf mir, das durchzustehen. Bitte.", flüstere ich. Tränen fließen wieder über mein Gesicht und ich habe keine Ahnung, warum ich das alle sage, aber Flavio nickt nur und umarmt mich. Dann bringt er mich in mein Bett. "Bleib hier.", flüstere ich, eigentlich nur für mich, als er schon fast wieder zur Tür heraus ist. Er dreht sich um und zögert kurz. Und kommt zu mir. Setzt sich auf den Bettrand und streichelt mir über die Haare. "Natalia.", flüstert er. Wie er meinen Namen sagt, jagt mir eine Gänsehaut über den Rücken. Langsam schlafe ich ein, vergesse alles, was von Belang ist, höre nur immer wieder Flavios Flüstern. Irgendwann, als er denkt, ich schlafe schon, drückt er mir einen Kuss auf die Stirn, geht und schließt leise die Tür. Ich wälze mich noch hin und her, bis ich irgendwann in einen von Alpträumen geplagten Halbschlaf übergleite.
Am nächsten Morgen wache ich mit furchtbaren Kopfschmerzen wieder auf. Stöhnend setze ich mich auf und versuche erfolglos meine Gedanken zu ordnen. Wo ist Flavio? Ach richtig, er ist ja gestern gegangen. Ich stehe auf und gehe an Deck. Dort herrscht schon das allmorgendliche Treiben, es weiß jede, was sie zu tun hat. Ich weiß nicht, was ich tun soll und verlasse das Schiff, um einen Spaziergang im Hafen zu unternehmen. Ich laufe an sämtlichen Schiffenxund ihrer Besatzung vorbei und drehe gerade um, als Flavio zu mir stößt. "Geht's dir besser?" Ich nicke. "Und du hast heute noch nichts getrunken?" Ich schüttle den Kopf. "Hast du schon einen Plan, wie es jetzt weiter geht?" Wieder ein Kopfschütteln. Wie schweigen. "Du trägst meine Kette.", bemerkt er nach einigen Minuten. "Was? Oh ja. Sie gefällt mir." Er lächelt. Ich mag es, wie er lächelt. Ich mag seine wunderschönen braunen Augen, ich... du hast dich jetzt nicht in ihm verliebt! unterbreche ich mich selbst. Natürlich nicht, wo denkst du hin? rede ich zurück. Ach ja und was war das dann gerade mit seinem Lächeln? - Gar nichts, es gefällt mir einfach. - Verliebt. - Nein. - Doch. - Nein. - Doch. Von den Stimmen, die sich in meinem Kopf jetzt streiten, wird mein Kopfweh nur noch schlimmer und ich versuche sie zu ignorieren. "Natalia!" "Was? Entschuldige, ich war in Gedanken versunken." Wieder dieses Lächeln. "Ich hab gesagt ich habe einen Plan. Willst du ihn dir anhören?"
DU LIEST GERADE
Fluch der Liebe - Die Geschichte eines Piraten
FantasíaSegel, Säbel, Wind und Wellen. Das war mein Leben. Und es war perfekt. Dann tauchte er auf. Und mit ihm die Karte. Und es war vorbei. Mein Glück, mein Reichtum, meine Familie, einfach alles. Es löste sich einfach in Luft auf, verschwand. Ich konnte...