Mittlerweile sind zwei Monate vergangen, seit wir an der Insel angespült worden sind. Meinem Arm und meinem Knie geht es wieder gut und wir haben es uns gemütlich gemacht. Ich komme gerade vom Teich zurück in eine kleine Hütte, die wir uns zusammengebastelt haben. Wir haben sie vor etwa einem halben Monat gebaut, vier Palmen als Eckpunke genommen, mit unseren Säbeln Stücke herausgeschnitten, damir wir Äste als Wände zwischen jeweils zwei Palmen befestigen können. Einen Teil der Wand, die zum Meer zeigt, haben wir hinausgeschnitten, damit wir reinkommen. Davor hängt ein Vorhang aus riesigen Blättern, die wir gefunden haben. Drinnen haben wir in der Mitte Steine in einem Kreis aufgelegt und daraus eine Feuerstelle gemacht, links davon haben wir zwei halbwegs bequeme Lager errichtet, teilweise aus Sand, teilweise aus Moos und Blättern, wo wir schlafen, rechts davon steht ein selbst gebasteltes Regal, wo wir Früchte, Fleisch und Wasser aufbewahren. Jetzt sind wir gerade dabei ein Dach zu bauen, denn letzte Woche hat es geregnet und das war eine nasse Angelegenheit. Flavio kommt aus dem Wald zurück, mit ziemlich vielen, langen Ästen unter den Arm. "Hey." Er lächelt mir zu. Alia in mir spielt verrückt, Nati versucht krampfhaft, sie zu beruhigen. Ich lächle einfach zurück. "Hey." Dann beginnt er, die Balken auf die Wände zu legen, im Karomuster, nicht dicht nebeneinander. Danach beginnen wir, dieses Gerüst mit Zweigen und großen Blättern abzudecken. Als wir fertig sind, sind wir beide ziemlich fertig, legen uns an den Strand und beobachten ein paar Möwen, die sich um eine Krabbe streiten. "Wie lange sind wir jetzt hier?" "Ungefähr zwei Monate, glaub ich." Dann schweigen wir. Ziemlich lange. Tu was! - Reg dich ab. - Nein tu ich nicht! Wenn wir noch länger warten, drängt sich wirklich ein Eichhörnchen zwischen uns. - Mit dem hat Flavio sicher mehr Freude, das plappert nicht so viel. - Ha Ha. - Ist doch so. "Wollen wir klettern gehen?" Fragend schaue ich ihn an. "Auf diesem Felsen in der Mitte, das würde uns die Zeit vertreiben." Ich nicke und wir machen uns auf den Weg.
Am Felsen beginnt er Griffe und Tritte zu suchen. Es geht ungefähr elf oder zwölf Meter hinauf, dann endet der Felsen in einem kleinen Plateau. Er ist ziemlich schnell oben, die Wand auf dieser Seite ist ziemlich löchrig. "Kommst du?", ruft er runter. Ich beginne zu klettern und stehe nach kurzer Zeit neben Flavio. "Wow!", entfährt es mir, als ich die Umgebung sehe. Wir sind genau in der Mitte der Insel, um uns herum rascheln die Bäume wie ein grünes Meer. Man sieht den Strand fast nicht, aber unser neues Dach blitzt hervor und die Ruine der Schmugglerhütte ist auch zu sehen. Das Meer dehnt sich in alle Richtungen endlos türkisblau aus, das Rauschen der Bäume vermischt sich mit dem Rauschen des Meeres. Ich setze mich hin, die Klettertour war doch etwas anstrengend. Flavio tut es mir gleich. So, jetzt musst du etwas tun! Romantischer geht es gar nicht und die Sonne geht auch gleich unter. - Kannst du nicht mal für eine Sekunde mit diesem Schwachsinn aufhören? Ehrlich, du solltest froh sein, dass ich dich noch nicht an ein Eichhörnchen verfüttert habe. - Das würdest du nicht wagen! - Wetten? "Natalia?" Er hat unseren Namen gesagt! - HALT ENDLICH DIE KLAPPE! "Ja?" Er setzt sich neben mich. "Kann ich dich was fragen?" "Mhm." "Was hättest du gemacht, wenn... wenn wir... wenn uns der Sturm nicht unterbrochen hätte?" Ich schlucke. Seltsamerweiße bleiben meine zwei inneren Stimmen still. Was hätte ich gemacht? "Ich weiß es nicht.", flüstere ich, so leise, dass ich mir gar nicht sicher bin, ob Flavio es überhaupt gehört hat und schaue auf den Felsen. Flavio neben mir starrt auf den Ozean. Also ich wäre vor Freude explodiert. Ich musste lächeln. Flavio dreht den Kopf zu mir. "Worüber lächelst du?" "Über Alia. Weißt du, ich habe so zwei innere Stimmen, die sich dauernd streiten." Als ich seinen fragenden Blick sehe, muss ich lachen. "Ich hatte das noch nicht immer, das hat erst angefangen, als ich mich in dich verli..." Erschrocken unterbreche ich mich selbst und schaue zu Flavio, um seine Reaktion zu sehen. Oh-oh. Ich bin mir nicht sicher, ob es Nati oder Alia war. Flavio schaut mich mit weit aufgerissenen Augen an. Diese wunderschönen schokobraunen Augen, in denen ich einfach versinken könnte. Er starrt mich eine Zeit lang nur an. Dann beginnt er zu lächeln. "Was würde passieren, wenn ich dich jetzt küssen würde?" Ich versuche krampfhaft ruhig zu bleiben. Du weißt, was du jetzt sagen musst oder? - Natürlich weiß sie es, aber sie sagt nicht das, was du denkst, das klingt so dumm und mädchenhaft. - Bitte, dann mach doch du! "Versuchs doch einfach." Flavios Lächeln wird breiter. Dann beugt er sich blitzschnell vor und drückt seine Lippen auf meine. Ein Feuerwerk explodiert in mir und ich beginne zu lächeln, bis mir einfällt, dass ich den Kuss erwiedern könnte. Das tue ich jetzt auch. Flavios Lippen sind weich, ganz anders, als die von Zacarias. Meine Hände wandern in seine Haare, er zieht mich zu sich her. Der Kuss wird immer intensiver, er wird immer fordernder, ich gehe darauf ein. Irgendwann knutschen wir herum, er lehnt sich zurück. Ich folge ihm, ein schwerer Fehler, denn Flavio liegt jetzt genau auf der Kante, halb in der Luft, halb am Felsen. Ich löse mich von ihm und ziehe ihn wieder auf das Plateau. Dann liegen wir nebeneinander und sehen uns den Sonnenuntergang an. "Wie war die Reaktion?", frage ich neckisch. Flavio grinst. "Besser als erwartet." Ich ziehe eine Augenbraue hoch. In mir regt sich gerade Nati über diese Bemerkung auf, während Alia immer noch vor Freude im Kreis hüpft. "Wäre es denn noch besser gegangen?" "Mmm... nur ein bisschen." "Ach ja? Wie wäre es denn noch besser gegangen?" Er schmunzelt. "Ach kleines, davon verstehst du nichts." "Dann zeigs mir doch." Flavio grinst und kniet eine Sekunde später über mir, die Händen rechts und links neben meinem Kopf abgestützt. "Muss ich dir wirklich etwas zeigen?", fragt er ungläubig. Ich grinse. "Werden wir ja sehen.", flüstere ich, er beugt sich zu mir runter und küsst mich, ich beginne, sein Hemd aufzuknöpfen, während hinter uns die Sonne langsam untergeht.____________________________________
Yaaay endlich sind die beiden zusammen gekommen.
Was sagt ihr zu dem kapitel?
Anregungen, wünsche und beschwerden in die kommentare
Ansonsten schönen donnerstag
Tinti
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Fluch der Liebe - Die Geschichte eines Piraten
FantasiSegel, Säbel, Wind und Wellen. Das war mein Leben. Und es war perfekt. Dann tauchte er auf. Und mit ihm die Karte. Und es war vorbei. Mein Glück, mein Reichtum, meine Familie, einfach alles. Es löste sich einfach in Luft auf, verschwand. Ich konnte...