Mittlerweile haben wir wieder angelegt und Flavio, Marlon und ich sind von Bord gegangen. Wie es sich herausgestellt hat, kennt der Kaptain der Doloris Zacarias und sollte Marlon sowieso nur bis hierher mitnehmen. Wir stehen im Hafen von Biarritz in Frankreich. Das Problem dabei: keiner von uns spricht auch nur ein Wort französisch. Wir suchen uns ein Gasthaus und schaffen es irgendwie, dem Wirten verständlich zu machen, dass wir ein Zimmer für drei haben wollen. Er gibt uns zwei Schlüssel. Das heißt wohl, dass es keine Dreierzimmer gibt. Wie beziehen erst mal unsere Zimmer, die sich als ein Einzelzimmer und ein Doppelzimmer herausstellen. Es ist schnell klar, wer wo schläft. Dann suchen wir uns eine Kneipe und bestellen drei Mal Wein. Etwas anderes versteht die Bedienung nicht.
"So, wie geht es weiter? Ich meine, wir sprechen die Sprache hier nicht, wir haben weder Geld noch Essen oder irgendetwas, womit wir Geld verdienen können." Flavio ist merklich frustriert. "Naja... ich könnte...", werfe ich ein und spiele mit dem ersten Knopf von meinem Hemd herum. Flavios Augen weiten sich entsetzt. "Nein! Lieber verhungere ich, als dich sowas tun zu lassen." Ich lächle leicht. "Leute. Dieser Geschäftsmann hat mir Geld mitgegeben. Genug, um mehrere Schiffe mit Mannschaft zu kaufen." Ich starre Marlon verwirrt an. Was um Himmels Willen ist mit Zac los? - Nenn ihn nicht so! - Ich nenn ihn wie ich will. Wenn ich will nenn ich ihn auch Baby. - Flavio ist unser Baby, ist das klar? - Dein Baby. - Heißt das, du bist immer noch in... in diesen... diesen... - Zac? - ...Mistkerl verknallt? - Ich kann im Gegensatz zu dir noch klar denken, wenn mich Flavio ansieht. - Beantworte meine Frage, Nati. - Nein. Ich war nie in ihn verknallt, ich bin es nicht und ich werde es auch nie sein. - *schnaub* - Was soll das denn jetzt wieder? - Als ob ich je in diesen Idioten verliebt gewesen wäre. Das warst immer du. - Ja und? Dir verdreht man leicht den Kopf, das bei mir zu schaffen, ist echt eine Leistung. Vielleicht ist Flavio gar nicht so toll. Vielleicht sollten wir zu Zac zurück. Ich reiße die Augen auf und stoße meinen Weinbecher um. Roter Saft rinnt über den ganzen Tisch. Die Jungs springen auf. Wie komme ich dazu so etwas zu denken? Ich klammere mich mit beiden Händen fest an die Tischplatte, um sie am zittern zu hindern. Du gibst es also zu! - Ja ich gebe es zu. Und ich war nicht halb so idiotisch wie du es jetzt bist. - Pah, das ich nicht lache. Offenbar haben wir ziemlich verschiedene Erinnerungen an diese Zeit. - Haben wir nicht, wir sind eine Person! Und um das klarzustellen: Ich habe jetzt überhaupt keine Gefühle mehr für Zac...arias. - Hoffen wir es. Ich blinzle ein paar mal, um wieder klar im Kopf zu werden. Was ist gerade passiert? Ich stehe auf, um einen Fetzen zu holen und den Weil aufzuwischen. Die Jungs beobachten mich dabei. Ich schaue zu ihnen rauf. "Was ist?" Sie murmeln beide etwas und wenden sich ihrem eigenen Wein zu. Ich bestelle neuen Wein, auf spanisch. Mir fällt erst gar nicht auf, dass die Bedienung mich versteht. "Was hast du vorhin gesagt? Wegen dem Geld meine ich." Marlon kramt in seiner Tasche und holt dann mehrere Beutel Münzen hervor und legt sie auf den Tisch. "Aufgeteilt auf spanische, französische, englische und italienische Währung." Flavio und ich können gar nicht glauben, was wir da sehen. Wieso sollte Zacarias uns so helfen? Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Ich schüttle den Kopf. "Entschuldigung. Einmal Wein?" Ich nicke. Dann erstarre ich. "Du sprichst spanisch?" Das Mädchen sieht mich irritiert an. "Fließend." Ohne zu überlegen bitte ich sie, sich zu setzen. "Also wir bräuchten einen Dolmetscher vom Spanischen ins Französische. Du wirst besser bezahlt als hier, das kann ich dir versprechen. Welche Sprachen sprichst du noch." "Naja. Englisch, deutsch und russisch." Marlon sieht das Mädchen unverwandt an, Flavio starrt mich entgeistert an, als wolle er sagen: Was tust du denn da? Ich wende mich wieder dem Mädchen zu. "Also was sagst du? Würdest du für uns arbeiten?" Sie überlegt kurz, dann nickt sie. Ich lächle den Jungs triumphierend zu. "Los gehts zum Hafen, ich will ein neues Schiff!" Ich stecke das Geld ein, lasse etwas für den Wein da und verlasse das Gebäude. An der Türe drehe ich mich um. Die anderen drei sitzen immer noch an dem Tisch und starren mich an. Das Mädchen verwirrt, Flavio entgeistert, Marlon irgendwie verträumt. Ich winke ihnen und endlich fangen sie an, sich zu bewegen. Gott, man kann auch langsam sein.
Nachdem wir es endlich in den Hafen geschafft haben, fange ich sofort an, mich nach geeigneten Steffen umzusehen. Es gibt nicht viele, die meisten sind Handelsschiffe ohne Bewaffnung. Ein paar gibt es allerdings, die ich in Erwägung ziehe. Zwar ist keines perfekt, aber das ist kein Schiff am Anfang, sie müssen alle modifiziert werden.
Nach einigen Worten, die ich mit einem immer noch ziemlich geschockten Flavio wechsle, habe ich ein Schiff favorisiert. Der Kaptain stellt sich als ziemlich schüchtern heraus und bringt für jeden der zahlt sowohl Personen als auch Fracht an andere Orte. Das Schiff ist gut bewaffnet, hat wenig Tiefgang, die Segel sind in gutem Zustand und das Ding ist nicht zu morsch, außerdem hat es viel Frachtraum. Nach etwas längerer Verhandlung wegen Kommunikationsproblemen, bekommt der Kaptain einen Beutel Münzen, mit dem er sich gleich zwei neue Schiffe bauen lassen kann und zieht zufrieden ab. Ich betrachte zufrieden Die Liebliche und beschließe dann, dass der Name geändert werden muss. Wir finden uns wieder im Gasthaus in unseren Zimmern ein, das Mädchen schläft bei Marlon. Flavio schließt sie Tür hinter mir und sieht mich an. "Was genau sollte das?" "Was sollte was? Ich hab uns ein neues Schiff besorgt. Und ein neues Crewmitglied noch dazu." "Das mein ich nicht, das hast du genial gelöst, ich will wissen, was das mit dem Wein war. Als du ihn umgeschütter hast. Du hast dich total komisch verhalten." Ich schaue aus dem Fenster auf den Hafen. "Es ist nichts, okay?" Flavio kommt zu mir umd umarmt mich von hinten. "Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst?", murmelt er in meine Haare. Ich nicke leicht, bleibe aber stumm. Flavio seufzt und lässt mich los. ich drehe mich zu ihm um. "Hey. Ich liebe dich und das weißt du. Mehr als alles andere. Und das wird sich auch nie ändern. Aber bitte akzeptieren, dass ich dir dieses eine Mal nichts sagen kann." Flavio sieht mich seltsam an. Dann nickt er. "In Ordnung. Aber versprichst du mir, dass wenn all das hier vorbei ist, das du es mir dann sagst?" Ich nicke. Wenn alles vorbei ist. Der Gedanke daran ließ mich lächeln.
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Fluch der Liebe - Die Geschichte eines Piraten
FantasySegel, Säbel, Wind und Wellen. Das war mein Leben. Und es war perfekt. Dann tauchte er auf. Und mit ihm die Karte. Und es war vorbei. Mein Glück, mein Reichtum, meine Familie, einfach alles. Es löste sich einfach in Luft auf, verschwand. Ich konnte...