Mehr als beste Freunde - Geschwister?!

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"Das ist doch wohl nicht sein ernst.", sagte ich völlig fassungslos.

Jeremys Aussage, darüber dass er seit neustem vergeben war, war plötzlich wie weggeblasen und vergessen.
Das Bild von Jers Mum und meinem Dad wollte mir einfach nicht aus dem Kopf gehen.

"Was ist nicht wessens ernst?", fragte Jeremy und schaute verwirrt.

Ich ließ ihn einfach stehen und ging mit großen Schritten rüber zu meinem Vater, der sich grade mit einen kleinen dicken Mann in einem dunkelblauen Anzug unterhielt.

"Sag mal, willst du mich eigentlich verarschen, Dad?", platzte es aus mir heraus.
Der Gesprächspartner meines Vaters schaute mich geschockt über meine Ausdrucksweise an.
"Sutton!", kam es dann auch von meinem Vater.
Er fuhr herum und schaute mich mit geweiteten Augen an.
Ich konnte einfach nicht glauben, dass er mir das mit Jeremys Mum verschwiegen hat. Bei jeder anderen Frau hätte ich nichts gesagt oder wäre so ausgeflippt, aber mit Jers Mutter hatte ich ja auch etwas zu tun.
Dad nahm mich am Arm und zog mich grob auf die Seite.
"Sutton, was soll das denn? Du kannst mich doch nicht so vor meinen Kollegen blamieren!", brauste er auf.
Ich schüttelte darüber nur den Kopf. War das ein Scherz? Wer spielte hier denn schon seit Wochen ein Spiel und traf sich hinter meinem Rücken mit der Mutter meines besten Freundes?

"Ich kann nicht fassen, dass du mir jetzt so kommst. Wie hättest du denn gedacht würde ich reagieren, wenn rauskommt, dass du die Mutter von Jeremy-"
Mein Vater zeigte drohend mit dem Finger auf mich und brummte:"Sag es ja nicht!"

"Fickst."
So schnell konnte ich gar nicht gucken, da hatte er schon ausgeholt und mir ins Gesicht geschlagen.
Ich war völlig sprachlos. Er hatte mich noch nie geschlagen, egal wie schlimm unser Streit auch war. So weit war er noch nie gegangen.
Geschockt sah ich ihn an und erkannte, dass die ganze Wut von seinem Gesicht gewichen war und ihr stattdessen Sorge und Reue einstanden.
Ich hielt mir die pochende Wange und leckte mir über die Lippen.

"Sutton, es.. es tut mir leid, i-ich wollte nicht, dass-", stotterte er, doch ich hatte keine Lust mir seine Entschuldigung anzuhören und stapfte mit einem "Spar's dir" davon.

Das hätte sich mein Vater vorher überlegen können. Hätte er von Anfang an mit offenen Karten gespielt wäre ich bestimmt nicht so ausgerastet und er hätte mir keine runtergehauen.
Immernoch geschockt stürmte ich mit Tränen in den Augen in den Aufzug. Bevor sich dessen Türen jedoch schließen konnten, drückte sich Jeremy noch durch und nahm mich sofort in den Arm, als er sah, dass ich weinte.
Die ganze Fahrt nach unten hielt er mich im Arm und versuchte mich zu beruhigen, doch ich konnte nicht aufhören zu weinen.
Zum einen weil ich so etwas Stress abbaute, zum anderen wegen der Handgreiflichkeite meines Vaters.

Als die Türen sich wieder öffneten brachte Jeremy mich zu meinem Wagen und sagte:"Ich fahr dich nach Hause."
Aber da wollte ich nicht hin. Mein Vater würde irgendwann heim kommen und ich wollte ihn nicht sehen.

"Jer, ich will nicht heim.", schluchzte ich und wischte mir ein paar Tränen von der Wange.
Er hatte einen so mitleidigen Blick im Gesicht, dass beinahe mein Herz stehen geblieben wäre.
"Dann bring ich dich zu mir.", entgegnete er entschieden, bevor er mir die Tür zu meinem Auto aufhielt.

Auf der ganzen Fahrt sprachen wir kein Wort, aber ich hörte auf zu weinen.
Meine Gedanken kreisten die ganze Zeit nur um diesen Moment, in dem Dad mich geschlagen hatte.
Ich wollte ihm böse sein. Wirklich. Aber dann dachte ich an die Zeit in der er so schlimm um meine Mum trauerte. Er trank jeden Tag und eines nachts musste ich ihn sogar aus irgend einer Bar abholen, da ihn der Besitzer rausgeschmissen hatte und Dad nicht mehr wusste wo er war. Zum Glück konnte er mir die Bar ganz gut beschreiben und ich fand sie gleich.
An diesem Abend hatte ich kein Wort mit ihm gesprochen, außer 'Wehe du kotzt mir in den Wagen'.
Irgendwann konnte ich es nicht länger mit ansehen und sagte ihm, entweder er mache einen Entzug oder er würde mich auch noch verlieren.
Zum Glück ließ er sich darauf ein, ich wollte mir nicht ausmalen, wie er sonst verendet wäre.
Seitdem riss er sich am Riemen und trank auf einer Party oder einem Geburtstag nicht mehr als einen Drink.

Wir parkten vor Jeremys Haus, blieben aber noch einen Moment im Wagen sitzen.
"Jeremy?", fragte ich mit immernoch erstickter Stimme.
Er schaute mich eindringlich von der Seite an und in seinem Blick lag so eine Güte, die ich noch nie bei ihm wahrgenommen hatte.
"Kann ich heute bei dir schlafen?"
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und er stützte sich mit seinem Ellenbogen am Lenkrad ab.
"Sutton, du weißt doch, dass du immer bei mir willkommen bist. Natürlich kannst du bei mir schlafen."
Ich nickte und wir betraten das Haus.
Es war sehr modern eingerichtet und erinnerte im Erdgeschoss an ein Designerloft oder ein Apartment.

Drinnen angekommen fragte ich Jer ob ich mich kurz umziehen gehen könnte, da ich immer ein paar Klamotten hier ließ, falls ein Filmeabend doch länger werden sollte und ich am nächsten Tag dann etwas anständiges zum Anziehen hatte.
Natürlich waren unter diesen Klamotten auch eine bequeme graue Leggins und ein einfaches weißes Top.
Ich zog mich also im Badezimmer um und ging dann zurück in Jeremys Zimmer.
Kaum war ich durch die Tür, erkannte ich auch schon Jer, der ein zweites Kissen auf sein Bett legte.
Ich warf ihm einen fragenden Blick zu und er meinte nur:"Wir müssen uns heute wohl mein Bett teilen. Unser Gästezimmer wird momentan renoviert."

Ich zog eine Augenbraue hoch.
Ich würde heute Nacht also im Bett meines besten Freundes schlafen, auf den ich insgeheim stand und der eine Freundin hatte.
Oh welch Ironie.

Als wir uns endlich hingelegt hatten, setzte eine peinliche Stille ein.
Doch nach einiger Zeit wurde diese durch Jeremy gebrochen:"Wie wirst du jetzt mit deinem Dad umgehen, nach der Sache vorhin?"
"Ich weiß nicht.", gab ich zu.
Auf der einen Seite wollte ich ihm erstmal aus dem Weg gehen, aber auf der anderen hatte ich Angst, dass er, wenn ich dies tat, wieder mit dem trinken anfing und ich wollte nicht dafür verantwortlich sein.

Wir ließen das Thema für's erste auf sich beruhen und beschlossen erstmal eine Nacht darüber zu schlafen.
Doch als wir da so nebeneinander in Jeremys Bett lagen, fühlte es sich so falsch an hier zu sein.
Er war mein bester Freund, der vielleicht bald schon mein Bruder sein würde, von dem ich etwas wollte und der zu allem Überfluss noch eine Freundin hatte.

Dieser Gedanke quälte mich die halbe Nacht, bis Jeremy im Schlaf plötzlich seinen Arm um mich legte und ich die Welt um mich vergaß.
Seine Haare kitzelten mein Gesicht und und ich konnte seine Körperwärme spüren.
Ich weiß, ich hätte seinen Arm wegtun sollen, aber nach diesem Abend wollte ich mir diesen kleinen schönen Moment einfach nicht nehmen lassen.

Mit Jeremys Arm um mich fiel ich also in einen traumlosen Schlaf und schlief so gut wie seit langem nicht mehr.

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Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel, ich habe es grade noch ganz spontan geschrieben und hoffe eure Erwartungen erfüllt zu haben.

Natürlich würde ich mich über ein Vote oder ein Kommi riesig freuen und danke für die über 200 Reader :*
Ihr seid einfach übelst Weltraum ♡

Der Song zu diesem Kapitel ist 'Deadwater' von Wet, ganz einfach deswegen weil dieser Song schon den ganzen Abend mein Ohrwurm ist XD
Ob er zu diesem Kapitel passt, müsst ihr entscheiden :*
Und noch ein zweiter Titel 'Dead and Gone' von Justin Timberlake feat. T.I.

Und noch so am Rande, das Haus auf dem Bild ist das Haus der Familie Reedus ;D

See ya
Eure anntoniaaaa :*

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