Family Dinner

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Meine Beine drohten unter mir nachzugeben und ich hielt die Luft an. Das fiel mir allerdings erst auf, als ich bereits schwarze Pünktchen durch den Raum tanzen sah.
Schön, dass du es pünktlich geschafft hast.", sagte mein Vater.
Ich hoffe die Überraschung ist gelungen."

Überrascht hast du mich wirklich.", entgegnete ich und riss endlich meinen Blick von Jeremy los, der mich weiterhin unbeirrt musterte.
Setz dich, dann können wir mit dem Essen anfangen, Alice hat mir beim Kochen geholfen."

I-Ich komme gleich, ich zieh mir schnell was anderes an.", erwiderte ich und flüchtete aus dem Raum, die Treppe rauf und in mein Zimmer, wo ich die Tür leise hinter mir schloss.
Mein Herz raste. Das konnte doch nicht wirklich passieren. Wieso jetzt? Wieso passierte das?
Ich hatte Jeremy seit unserem Beinahe-Kuss noch nicht erzählt dass Isaac und ich nun zusammen waren.
Wusste er es bereits? Hatten Isaac oder mein Dad geplaudert? Tausende Gedanken schossen mir in diesem Moment durch den Kopf, doch ich bekam keinen richtig zu fassen.

Ich warf meine Tasche in die Ecke, dabei vielen einige Bücher heraus, doch ich ließ sie liegen.
Dann ging ich rüber zu meinem Kleiderschrank und holte hastig eine Leggings und ein einfaches Basic T-shirt heraus und zog mich um.
Als mein Blick in den Spiegel neben meinem begehbaren Kleiderschrank viel, betrachtete ich die magere Gestalt die mir dort entgegenblickte. Ich sah so fremd aus. Durch das ständige Training die letzten Tage und die Tatsache, dass ich schon ewig nicht mehr regelmäßig aß, hatte ich gut abgenommen. Das Problem war nur, dass ich vorher schon recht schlank war und jetzt kurz vor dem Grad nur noch Haut und Knochen" stand.

Ich ließ meine Augen ein letztes Mal über meinen Körper schweifen, ehe ich mich widerwillig auf den Weg zurück ins Esszimmer begab. Auf der Treppe spürte ich mit jeder Stufe die ich nahm, wie mir der Puls in den Ohren rauschte und mein Körper von diesem pulsierenden, pochenden Rhythmus erfüllt wurde.
Als ich dann den Eingangsbereich hinter mir ließ und das Esszimmer betrat, starrte ich stur zu Boden und nahm schließlich zwischen Jeremy und Isaac Platz.

War ja klar, dass ich zwischen den beiden sitzen muss, ich habe auch echt nie Glück, dachte ich mir und rutschte unbehagen auf meinem Stuhl herum.

„Wir beide", mein Dad strich Alice über den Handrücken,"sind sehr froh, dass ihr alle heute hier seid."
Keiner sagte ein Wort. Eine seltsame Stille erfüllte den Raum. Mir blieb die Spucke weg und ich versuchte vergebens zu Schlucken.
Isaac griff unter dem Tisch nach meiner Hand, weil er zu bemerken schien, dass ich aufgewühlt war. Er hatte keine Ahnung warum.
Kurz drückte er mit seiner Hand meine, aber ich entzog sie ihm daraufhin gleich wieder. Jeremy sollte es auf keinen Fall sehen.

„Also dann.", fuhr mein Vater schließlich fort,"Greift zu und lasst es euch schmecken."
Daraufhin stand mein dad auf und lud jedem etwas Fleisch auf den Teller. Es starrte mich von meinem Teller aus an und ich fragte mich wie ich es runterbekommen sollte. Mir war der Appetit vergangen.
Trotzdem versuchte ich normal zu wirken und lud mir noch ein kleines bisschen Salat auf den Teller dazu. Jedoch merkte ich nach wenigen Gabeln, dass sich mein Magen gegen jegliche Essenszufuhr wehrte.

Nach einer Weile unterhielten sich Isaac und mein dad endlich, sodass die unangenehme Stille unterbrochen wurde.
Lustlos stocherte ich in meinem Essen herum. Plötzlich stieß mich Jer mit dem Fuß an und beugte sich beinahe unmerklich zu mir rüber.
„Ich will mit dir reden.", flüsterte er und dabei lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken.
Ich nickte stumm und widmete mich dann wieder meinem Teller.

„Wie läuft es in der Schule, Sutton?", richtete Alice auf einmal das Gespräch auf mich.
Mein Blick huschte zu ihr und sie schenkte mir ein warmherziges Lächeln. Erfolglos versuchte ich es zu erwidern, doch sämtliche Gesichtsmuskel entzogen sich meiner Kontrolle. Sie trug ein glänzendes rotes Kleid und hatte ihre Haare hochgesteckt. Man sah, dass sie sich für heute Abend Mühe gegeben hatte und einen guten Eindruck hinterlassen wollte.

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