Abschlussball Teil 1

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Jeremy und ich kannten uns schon von klein auf. Wir haben früher zusammen gebadet und gespielt, was Kinder eben so taten. Allerdings war es doch etwas anderes wenn einer von beiden auf dem Bett des anderen lag und der andere frisch aus der Dusche und deswegen nur mit einem Handtuch bekleidet im Raum stand.

Sofort riss ich die Tür ohne auch nur ein Wort zu verlieren zu und eilte zurück ins Badezimmer, wo ich mich mit rasendem Herz an die Wand neben der Tür lehnte.
Eine gefühlte Ewigkeit verharrte ich so, das Handtuch um meinen Körper, hielt ich es mit meiner Hand fest an meine Brust gepresst. Wie sollte ich jetzt an meinen Pyjama kommen? Wie ich Jeremy kannte lag er vermutlich weiterhin unbekümmert auf meinem Bett und dachte erst gar nicht daran einfach wieder nach unten zu seinem 5 Star Michelin zu gehen.

Bevor ich noch weitere unnütze Gedanken fassen konnte, die mich zu keiner Lösung führen würden klopfte es plötzlich an der Tür.
„Ich glaube ich hab hier etwas das du brauchst."

Jeremy. Oh Gott bitte lass das alles einfach nur ein Traum sein.

„Sut?" Nein es war wohl kein Traum, ich hörte Jers Stimme laut und deutlich.
Offensichtlich blieb mir keine andere Wahl als die Tür einen Spalt breit zu öffnen um hoffentlich Wechselklamotten von ihm gereicht zu bekommen.
Also tat ich genau das. Widerwillig, aber ich tat es.
Ich öffnete die Tür grade weit genug, dass Jer seine Hand hindurchstrecken und mir meinen Pyjama reichen konnte.
Mit einem erdrückten „Danke" knallte ich die Tür wieder zu und raufte mir meine noch nassen Haare.

Was ein Abend schon wieder.

Rasch zog ich mich also an, föhnte meine Haare und schob jeglichen peinlichen Gedanken von dem was da grade passiert war beiseite.
Ich schlenderte in die Küche, da ich vom leckeren Geruch der fertig gebackenen Brownies angelockt wurde.
Ich glaube das beste war, einfach so zu tun als wäre nichts gewesen, richtig?

Weil das auch eine deiner leichtesten Übungen ist Sutton...

„Na da ist sie ja angezogen, ich bin ganz erleichtert.", er legt seine Hand auf sein Herz, als wäre ihm grade eine tonnenschwere Last genommen worden. Kurz legte ich meinen Kopf schief, nach dem Motto „dein Ernst?".

Jeremy ich bringe dich um.

Er grinste mich mit seinem Bad Boy Lächeln an und mein Dad schien nur Bahnhof zu verstehen.

„Hey Brownie Boy.", redete ich einfach drauf los, ohne auch nur auf das was Jer gesagt hatte einzugehen. „Wirf mal einen rüber, ich will wissen ob hinter dieser großen Klappe auch was steckt."
Leider steckte etwas dahinter. Eine wahre Geschmacksexplosion breitete sich in mir aus und ich konnte mir ein Seufzen nicht verkneifen.

„Wusste ich's doch", machte Jeremy und mein Dad klatschte einmal triumphierend in die Hand:" Ha-Ha! Jeremy mein guter, wir haben es drauf."

-

Der Abschlussball stand vor der Tür. Die Turnhalle war endlich fertig geschmückt und das letzte Treffen des Komitees somit auch endlich abgehakt. Dieses Wochenende würde er also endlich stattfinden. Wie oft habe ich mir als Kind diesen Abend ausgemalt. Mit wunderschönen Kleidern, meinen besten Freunden und.. Jeremy als mein Date.
Wieso versetzte es meinem Herzen immer noch einen Stich, zu wissen, dass nicht er sondern Isaac mein Begleiter sein wird? Konnte mein Kopf nicht endlich akzeptieren, dass es für Jer und mich kein Happy End geben würde? Er hatte bereits seine Prinzessin gefunden und ich.. meinen Prinzen? Wieso fühlte sich dieser Gedanke so falsch an? Wie konnte ein Mensch so schlecht sein wie ich und mit jemandem zusammen sein, obwohl sie Gefühle für jemand anderen hatte?

Die Tage bis zum Ball gingen vorüber wie im Flug. Neben dem Cheerleader Training für die bevorstehende Championship Series und abendliche College-Vorbereitungskurse passierte erstaunlich wenig in meinem Leben. Was für eine willkommene Abwechslung.
Und natürlich war Zoey da - wie wir uns ebenfalls seit Kindheitstagen ausgemalt haben - um uns gemeinsam für den großen Abend schick zu machen. Sie bestand darauf mich zu schminken und verlieh mir einen glamourösen Look, jedoch ohne mich mit besonders viel Make-Up zu überladen.

„Fuck sehen wir heiß aus.", stieß sie hervor, als wir uns fertig im Spiegel betrachteten. Wir mussten beide lachen und endlich, ENDLICH stieg Vorfreude in mir auf. Dieser Abend würde wundervoll werden. Egal was mit Jeremy und Isaac aktuell in meinem Kopf vor sich ging, auf diesen Abend wartete ich schon gefühlt mein ganzes Leben lang, ich würde ihn mir durch nichts kaputt machen lassen.
Zoeys und mein Kleid passten perfekt zusammen. Sie traf einfach die besten Entscheidungen wenn es im das Thema Mode ging. Vielleicht wollte sie deswegen auch etwas in diese Richtung studieren.
Ein letztes Mal drehten wir uns vor dem Spiegel und schossen einige Selfies für unsere Instagram Stories.

„Sutton.", hörten wir dann plötzlich die Stimme meines Vaters von unten. „Hier erwartet dich jemand."

„Wer könnte das nur sein?", fragte Zoey mit einem neckischen Unterton. Ich boxte sie in den Arm und war im Begriff die Tür zu öffnen, doch sie hielt mich am Handgelenk zurück.

„Sut.", machte sie und ihre Stimme klang plötzlich besorgt. Ich blickte sie mit großen Augen an.
„Ich hoffe wir haben heute einen wunderschönen Abend zusammen. Ich weiß was aktuell in deinem Kopf vor sich geht wegen der ganzen Jeremy und Isaac Geschichte. Aber ich will dass du weißt, dass heute unser Abend ist. Wie oft haben wir uns heute Abend vorgestellt und davon geträumt gemeinsam zu unserem Ball zu gehen? Ich will dass du heute glücklich bist und deinen Kopf einfach mal abschaltest. Ab morgen kannst du wieder so viel grübeln wie du möchtest, aber heute Abend will ich die Sutton sehen, die einfach genießt, tanzt und Spaß hat."

Ich unterdrückte meine Tränen, ihre Worte rührten mich. Ich umarmte sie und flüsterte ein „Danke" in ihr Ohr. Sie drückte mich einmal fest bevor wir uns wieder voneinander lösten.
Dann verließen wir mein Zimmer und gingen die Treppe runter. Schon von oben konnte ich Isaac sehen. Er wartete in seinem schwarzen Smoking bereits mit einem Blumengesteck in seiner Hand und blickte mit glänzenden Augen zu mir hoch.
Mein Dad stand nebendran, mit einer Kamera bewaffnet und schoss ein Foto nach dem anderen.
Unten angekommen begrüßte Isaac mich mit einem Kuss auf die Wange. Die Stelle an der seine Lippen meine Haut berührten kribbelte noch nachdem er sich bereits von mir gelöst hatte.

„Ein Gruppenfoto!", rief mein Dad und drängte uns alle drei zusammen. Kichernd taten wir wie befohlen und posierten mit Grimassen in die Kamera.

„Bekomme ich auch noch ein ernsthaftes?" wir mussten alle lachen und als wir uns wieder beruhigt hatten, schoss mein Foto noch weitere Bilder, diesmal ohne seltsame Gesichtsausdrücke.

Auf dem Weg zum Auto raunte mir Isaac ein „du siehst unglaublich aus" zu.
Er hielt erst Zoey, dann mir die Tür zu seinem SUV Chevrolet auf, bevor wir endlich zum Ball losfuhren.

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