Ein Fehler?

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Jer drehte sich mit mir in seinen Armen zu der Stimme um und als ich Isaac sah fuhr es mir in den Bauch wie bei einer Achterbahnfahrt.
„Hey Mann.", machte Jeremy und nickte Isaac zu.
Dieser nickte stumm zurück und schaute die Situation vor ihm skeptisch an.
„Oh das..", Jeremy sah von mir zu Isaac und wieder zurück.
„Sie ist vom Geländer gefallen und ich hab sie-"
„Aufgefangen.", beendete ich seinen Satz und blickte Jeremy dabei sehnsuchtsvoll in die Augen.

Er ließ mich schließlich runter und ich brauchte ein paar Versuche ehe ich den Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, runterschlucken konnte.
Ich räusperte mich und versuchte mir meine Anspannung nicht anmerken zu lassen als ich fragte:"Was machst du denn hier?"
Isaac blickte von mir zu Jer, ehe sich seine Augen wieder auf mich hefteten.
„Ich war grade in der Nähe unterwegs und dachte mir, ich schau mal in der Turnhalle vorbei, weil du sicher trainieren bist."
„Das war ich bis eben auch.", mein Herz raste noch immer.

Isaac kam nun auf mich zu und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich konnte Jer dabei nicht ins Gesicht sehen, aber ich spürte seinen Blick auf mir.
„Wollen wir was essen gehen?" Isaac legte seinen Arm um mich und ich nickte stumm, da ich nicht wusste wie ich dieser unangenehmen Situation sonst entfliehen konnte.
„Ich ähm.. Ich mach mich dann mal auf den Weg nach Hause.", kam es von Jeremy und er räusperte sich anschließend mehrmals, als hätte er ebenso einen Kloß im Hals wie ich.
„Macht's gut und.. Schreib mir Sutton."
„Das mache ich.", gab ich monoton von mir und blickte Jer nach als er in Richtung Schule davonging.

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Die nächsten Tage kreisten meine Gedanken nur um den Moment zwischen Jeremy und mir. Wie er mich angeschaut hatte. Wie er nicht zurückgezuckt war als ich dabei war ihn zu küssen. Bildete ich mir das nur ein? Aber ich spürte doch die Spannung zwischen uns wie noch nie zuvor. Ging es ihm genauso?

Du interpretierst da sicher wieder zu viel rein.

Ich vergrub mein Gesicht kurz auf dem Tisch und stieß ein verzweifeltes Grummeln aus.
„Miss Price, ist alles in Ordnung?", fragte Mr. Todd flüsternd. Ruckartig hob ich meinen Blick und nickte ihm kurz zu. Wie sollte ich mich in diesem Moment auf meine Französisch-Abschlussklausur konzentrieren? Er widmete sich stumm wieder dem Patrouillieren durch die Sitzreihen, dass auch ja keiner spickte.

Den Rest der Klausur versuchte ich mich zusammenzureißen und nicht über das nachzudenken was zwischen mir und Jeremy war, falls da überhaupt etwas war und ich mir nicht nur wieder zu viele Gedanken machte.
Im Anschluss ging es direkt in die Turnhalle zum Training. Wir hatten nur noch knapp zwei Wochen um uns auf das Halbfinalspiel vorzubereiten.
Ich legte all meinen Frust in das heutige Training. Egal wie oft ich hinfiel, ich stand jedes Mal wieder auf und versuchte es erneut mit noch mehr Elan.

Einen Vorteil hatten meine nicht enden wollenden Gedanken um Jeremy, Isaac und das ganze Durcheinander in meinem Leben. Ich war im Training besser denn je. Ich setzte jede Anweisung von Zoey sofort in die Tat um. Jede Pirouette sitzte perfekt, jeder Anfeuerungsruf kam präzise und sogar meine Salto-Einlage mit abschließender Arabesque auf der Spitze der Pyramide klappte beim ersten Versuch.
Schwer atmend kam ich wieder auf der Matte auf, ließ mich kurzerhand im Schneidersitz nieder und versuchte etwas zu verschnaufen.

„Du bist heute motivierter als sonst beim Training.", stellte Zoey über mir fest.
„Yep.", machte ich.
„Willst du darüber reden?"
„Nope."
Und mit einem Nicken nahm Zoey es schweigend hin, dass ich nicht sprechen wollte und ging zu den anderen Mädchen um ihnen zu zeigen wie sie mehr Eleganz in verschiedene Elemente bringen konnten.

Nach dem Training beschloss ich ins Brina's zu gehen und mir einen Smoothie zu kaufen. Anschließend fuhr ich nach Hause und büffelte für meine nächsten Prüfungen die alle in den nächsten Tagen anstanden.
Es war immer noch jedes Mal ein entspannendes Gefühl wieder ganz normal nach Hause kommen zu können, ohne sich fremd zu fühlen.
Nachdem ich mich mit meinem Vater wieder vertragen und ausgesprochen hatte, war das Verhältnis zwischen uns besser denn je. Wir verbrachten die Abende wieder zusammen vor dem Fernseher oder im Garten und unterhielten uns über Gott und die Welt.
Jers Mum war bis heute nicht wieder bei uns zu Hause gewesen und ich schätzte es sehr, dass mein Dad versuchte sie im Moment nur auswärts zu treffen und nichts zu überstürzen. So langsam war ich dabei mich mit dem Gedanken an die zwei anzufreunden. Allerdings brachte die Situation zwischen Jer und mir vor ein paar Tagen wieder alles durcheinander.
Ich wollte so gerne mit ihm darüber sprechen, aber ich wollte mich nicht blamieren. Was war wenn er es gar nicht gespürt hatte? Wenn ich mal wieder zu viel in das Ganze reininterpretierte?
Es half nichts. Egal wie sehr ich versuchte mich auf meine Unterlagen zu konzentrieren, meine Gedanken wanderten immer wieder zu dem Moment als Jer mich mit diesem Blick ansah, der mir die Knie weich werden ließ. Wie er mich aufgefangen hatte. Wie er seine Arme sicher um mich gelegt hatte. Sein unverkennbarer Duft.

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