Kapitel 5 - Everytime You Run Away

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Kapitel 5 - Every Time You Run Away

Wie lange wir wirklich schon auf unseren Pferden unterwegs waren, konnte ich kaum sagen. Die Zeit verging viel zu schnell, weil wir sie damit verbrachten uns besser kennen zu lernen. Mit jeder kleinen Information wurde er mir sympathischer und ich wollte immer mehr wissen. Mit Shaun zu reden ist fast wie ein gutes Buch zu lesen, von dem man seine Augen einfach nicht abwenden und sich mit jeder Seite tiefer in der Geschichte befindet. „Okay, jetzt kommt die Fragen aller Fragen. Ernsthaft. Deine Antwort kann darüber entscheiden ob ich dich leiden kann, oder mich nicht länger mit dir abgeben sollte."

Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Kein Druck oder so..."

„Bereit?" Ich nickte, war mir aber nicht sicher was jetzt auf mich zukam. „Okay. Was ist deine absolute Lieblings Band?"

Ich musste fast auflachen, aber er schien das wirklich ernst zu nehmen. „Klare Sache. Bastille!", antwortete ich ihm selbstbewusst, dafür brauchte ich keine Zeit zum überlegen. Sein Blick verriet mir auch, dass ich seinen Test bestanden hatte.

„Im Ernst? Ich liebe diese Band!", grinste er und mit diesem Satz hat er etwa eine Millionen Sympathiepunkte bei mir gewonnen.

„Da haben wir ja was gemeinsam!"

„Welches ist dein Lieblingssong?"

„Ehrlich gesagt gibt es keinen den ich nicht mag, aber, wenn ich wirklich einen sagen müsste, der immer heraussticht ist es No Angels! Auch wenn es kein Original ist, haben sie trotzdem etwas so originelles rausgemacht!", sagte ich und sah zu Shaun rüber um seine Reaktion zu sehen.

„Du hast recht," sagte er mit einem Lächeln. „Nicht viele können aus belanglosen Popsongs etwas so Tiefen machen. Und ich liebe es, wie sie die Ausschnitte aus Psycho eingefügt haben. So genial!" Ich hatte das Gefühl, dass ich ein Thema getroffen habe, über das er noch Stunden diskutieren könnte.

„Ich kenne die Geschichte dahinter, aber ich habe den Film nie gesehen", gab ich zu.

Shaun sah mich geschockt an und schlug sich dramatisch die Hand auf die Brust, so als hätte ihm dieses Statement im Herzen wehgetan. Nur ein wenig melodramatisch. „Wie kannst du nur? Wir reden hier von amerikanischer Filmgeschichte!"

Ich hob ergeben die Hände. „Ich weiß, ich weiß. Aber Thriller sind wirklich nicht so mein Ding."

Er schnalzte mit der Zunge und sah mich enttäuscht an. „Gerade als ich dachte aus unserer Freundschaft könnte was werden. Du enttäuschst mich, Mace." Ich konnte sein Gesicht nicht ernst nehmen und mir ein Lachen nicht verkneifen.

„Ich bin dran mit Fragen stellen: Ohne was könntest du nicht leben? Was ist der eine Gegenstand der dir am meisten am Herzen liegt?", fragte ich ihn als wir fertig waren uns über unsere Lieblingsband auszutauschen.

Er brauchte gar keine Zeit zum überlegen und das sagte mir, dass seine Antwort interessant werden würde. „Meine Gitarre. Ich liebe sie. Im ernst, könnte ich mit ihr eine Lebenspartnerschaft eingehen würde ich das tun!" Jetzt lachten wir beide, ziemlich lange und laut, wir kriegten uns fast nicht mehr ein. Ich glaubte ihm diesen Satz sogar. So wie ich ihn mit seiner Gitarre gesehen habe, kann ich gut glauben, dass er sie nur selten aus der Hand gibt. Irgendwann fragte er: „Können wir bald mal eine Pause machen? Mein Hintern tut schon ganz weh."

„Ach, jetzt auf einmal? Ich dachte du wolltest nie wieder von deinem neuen Freund runter?" Ich lachte wieder und sprang leichtfüßig von meinem Pferd. Er sah mich fragend an aber als ich ihm mit einer Handbewegung zu verstehen gab, sich umzugucken, verstand er, dass wir uns schon an einem guten Plätzchen für eine Pause befanden. Wir standen nun auf der Wiese, auf der ich gestern schon war. Ich hatte mich mit diesem Ort angefreundet, mir gefiel es hier sehr. Dies war mein Ort, also nicht im wahrsten Sinne des Wortes, aber es war jetzt wohl der Ort an den ich zurückziehen kann, wenn ich über etwas nachdenken muss oder einfach nur allein sein wollte. Dies war der perfekte Ort dafür, denn die Wiese war ziemlich abgelegen und hier kam so gut wie nie einer vorbei. Ich mochte stille Orte viel mehr, als Menschenüberfüllte Städte. Und was mir erst jetzt auffiel war, dass diese Szenerie fast so aussah wie das eine Bild, was bei meinen Eltern im Schlafzimmer hing. Es hatte mich nie wirklich interessiert, weil es dort schon immer war, aber jetzt schätze ich die Ruhe wert, die ein solcher Anblick auslöste. Ich kam nicht drum herum darüber nachzudenken ob meine Mum sich nicht jedes Mal nach ihrer Heimat gesehnt haben muss, wenn sie an dem Bild vorbeigelaufen ist.

Not Another Summer Love Story!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt