Kapitel 12

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12.

Das erste was ich wahrnahm, als ich wieder zu mir kam, waren die beiden Stimmen. Ich verstand nicht, was sie sprachen, dafür war es zu leise. Bei einer der beiden Personen handelte es sich um William. Kurz danach hörte ich noch einen französischen Akzent, und alles war klar. Mein Mann und seine Geliebte. - Na toll das hatte mir gerade noch gefehlt.

Um ihr Gespräch zu unterbrechen und auf mich aufmerksam zu machen, hob ich meine Hand zu meinem Kopf. Dann stöhnte ich leise. Gleich danach schrie ich leise auf – ein Feuer schien meine Kehle von Innen zu verbrennen. Er stand unter Flammen.

Tränen schossen mir in die Augen und rollten mir über die Wangen. Ich war blitzartig im Bett hoch geschossen und saß jetzt kerzengerade. Ich fasste mir mit beiden Händen an den Hals, um das Feuer zu löschen, doch es hörte einfach nicht auf. So musste es sich wohl anfühlen, zum Vampir zu werden, und zum ersten Mal diesen Blutdurst zu verspüren.

Ich hatte die Anwesenheit der anderen beiden Personen schon vollkommen vergessen, da umfasste William meine Arme und setzte sich neben mich. Im Moment, als seine Hände meine Arme berührten, und ich seine warme Haut an meiner spürte, fiel mir glühend heiß ein, warum mein Hals so brannte. Schreckartig zuckte ich vor der Berührung des Auslösers zurück. Meine Atmung beschleunigte sich und ich riss meine Augen auf, denn jetzt sah ich in das wahre Gesicht meines Ehemanns - eines Monsters.

Fluchtartig verließ ich den Raum. Ich war noch unsicher auf den Beinen und taumelte mehr, als das ich lief, aber mit jedem Schritt wurde ich schneller, bis ich schneller rannte als jemals zuvor. Nicht ohne Grund, denn es kam mir vor als würde, nein müsste ich um mein Leben rennen. Wer wusste, was William als nächstes vor hatte? Mir etwas brechen, mich gleich töten? Wenn ich eines war, dann nicht scharf darauf, dass heraus zu finden.

Ich rannte und rannte irgendwelche Gänge entlang. In meinen Ohren pochte das Blut und ich hörte schwere Schritte in meinem Rücken. Bloß nicht umdrehen! Dreh dich nicht um Cathy!, versuchte ich mich davon abzuhalten und sprintete noch schneller.

Langsam merkte ich wie mir die Luft ausging und ich versuchte krampfhaft, auch noch die letzten Reserven aus mir raus zu holen.

Hinter mir hörte ich die Schritte immer näher kommen und vor Frust, nicht die Möglichkeit zu haben sie abzuhängen, schossen mir die Tränen erneut in die Augen. Das erleichterte mir die Sache nicht gerade - eher im Gegenteil. Nun verschwommen die Stufen, der Treppe, die ich gerade herunter lief noch mehr, und ich stolperte sie herunter. Es war ein Wunder, das ich es überhaupt heil nach unten geschafft hatte. Die Schritte hinter mir kamen immer näher, und ich hatte keinen Atem mehr übrig, mein Hals schmerzte noch mehr als vor zwei Minuten und ich hatte keine Chance vor dem vermeintlichen Angreifer zu fliehen. Ich gab auf.

Genau in diesem Moment lief mir eine vertraute Person über den Weg. Ich hatte ihn eben noch kennen gelernt, sein Name war Jamie und er machte irgendetwas mit Elektronik. Ich hatte gerade noch die Hoffnung aufgegeben, doch jetzt witterte ich meine Chance. Ich rannte auf den Jungen los.

„J Jamie", gab ich keuchend vollkommen außer Atem von mir. „Hilf mir! Versteck mich!" Er zögerte kurz, und ich sah seinen Blick nach oben zucken, dorthin, wo mein Ehemann gerade die Treppe runter kam, um mich zu holen.

„Bitte!", versuchte ich es ein letztes Mal und sah Jamie flehend an. Schließlich nicke er und zog mich durch eine kleine Tür in der Holzvertäfelung in einen kleinen Vorraum. Dann zog er die Türe wieder zu und zog mich weiter. Wir folgten einem kleinen. Kalten Flur zu einer Weggabelung. Dann folgten wir dem rechten Weg und rannten immer weiter. Bald darauf standen wir im Garten und gingen in einen kleinen verborgenen Keller nach unten. Dort blieben wir ganz still, und lauschten, ob Schritte uns gefolgt waren oder nicht.

Anscheinend nicht, denn um uns herum war absolute Stille. Das gab mir zeit zum Verschnaufen.

Ich ließ mich an einer der vier Wände herunter gleiten und lehnte ausgepowert meinen Kopf an die Wand. Ich hielt die Augen geschlossen und versuchte meinen Atem zu beruhigen. Langsam schlief ich ein.

***

Ich wurde wach, als jemand an meiner Schulter rüttelte. Meine Versuche, die Hand abzuschütteln, klappten auch nicht, weshalb ich schließlich die Augen öffnete. Ich blickte direkt in das Gesicht der französischen Schnepfe. Genervt, dass diese immer dort war, wo ich sie am wenigsten brauchte, drehte ich meinen Kopf von ihr weg und sah auf die rote Wand neben mir.

„Glaub mir, ich will genauso wenig wie du, dass wir uns die ganze Zeit über den Weg laufen. Aber nun ja... da kann man wohl nichts machen." Sie zuckte die Schultern.

Ich hielt es nicht mehr aus. Was erlaubte die sich eigentlich?! Ich war hier die Frau im Haus, sie hatte mir gar nichts zu sagen. Schließlich war ich Mrs. O'Conner und nicht sie!!

„Was wollen Sie von mir?", fragte ich mit schmerzendem Hals und zusammengepressten Lippen.

Ich hatte mir eine andere Reaktion vorgestellt, nicht dass sie anfangen würde zu lachen. Doch dieses hämische Lachen dauerte auch nur kurz an. Dann beugte sie sich nahe zu mir heran und ihr Gesicht wurde zu einer hassverzerrten Fratze.

„Ich will, dass du verschwindest! Kriech in das Loch zurück, dass du verlassen hast, als du in eine ehrbare Familie eingeheiratet hast! Du bist nicht gut genug! Du hast gar nichts, was auch nur einigermaßen nennenswert an deinem Charakter sein könnte! Du verdienst ihn nicht, und du hast absolut nichts zu bieten! William ist viel zu gut für dich! Er gehört mir! Verstanden?! Du kleine Göre zerstörst Jahre der Arbeit, die ich damit verbracht habe, zu einer akzeptablen Frau für William zu werden. Du kleine Schlampe!" Die letzten Sätze schrie sie fast.

Während ihres keines Vortrages waren meine Augen immer größer geworden und ich war weiter vor ihr zurück gezuckt. Jetzt rasten meine Gedanken. Was sollte ich jetzt darauf antworten? 'Ja okey, ich gehe jetzt wieder nach Hause, du kannst ihn heiraten.' Sollte ich William fragen, ob es eine Möglichkeit gäbe, einen Rückzieher zu machen und sich wieder zu trennen, oder sollte ich kämpfen? Für mein Leben, meine Ehe und den Mann, den ich nicht wollte, und der mich ganz offensichtlich nicht wollte und will? Ich würde meine Entscheidung bereuen, egal was ich wählen würde...





Cat & WillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt