Kapitel 14

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14.

Am nächsten Morgen wachte ich auf. Die Sonne schien durch das große Fenster herein und ich hörte Vögel zwitschern. Im ersten Moment war ich glücklich, ich streckte mich in dem riesigen Bett aus und strahlte. Dies versprach ein wunderbarer Tag zu werden. Doch dann fiel mir gestern wieder ein. Das Grinsen verschwand aus meinem Gesicht und ich verdrehte die Augen. Diese ewigen Dramen, seitdem ich 18 geworden war waren so unnötig. Ich würde mich jetzt auf die Suche nach William machen und versuchen, normal mit ihm zu reden, ohne schreien und dergleichen.

Seufzend stand ich auf, streckte mich noch einmal ausgiebig und marschierte dann zu dem Wandschrank, in dem sich ein Teil meiner Klamotten befand. Ich öffnete ihn und fand...nichts. Keine Klamotten, keine Unterwäsche gar nichts. Aber hier hatte doch gestern noch alles gehangen, oder nicht? Mit erstarrter Miene stand ich vor dem leeren Kleiderschrank und sah bewegungslos hinein. Kennst du das, wenn du denkst, der Tag ist toll, und im nächsten Moment sagt oder tut jemand etwas und alles beginnt zu kribbeln, du bekommst Angst und kannst nicht mehr rational denken? Genau so ging es mir. In mir machte sich Panik breit und ich atmete hastig. In meinen Kopf schoben sich Fragen in den Vordergrund, die ich erfolgreich verdrängt hatte. Wo waren meine Sachen? Hatte William herausgefunden, dass ich nichts besaß? War unsere Ehe bereits annulliert worden und ich musste jetzt das Anwesen verlassen? Hatte ich überhaupt noch eine Wahl in dieser Angelegenheit?

Ich musste William finden! Jetzt! Also rannte ich, im Nachthemd wohlgemerkt, aus dem Zimmer und den Gang entlang. Leicht panisch lief ich an Frauen und Männern vorbei, die sich bei meinem Nahen erschrocken an die Wände drückten. Ich murmelte im Vorbeirennen hin und wieder eine Entschuldigung, aber aufhalten ließ mich erst etwas anderes. Und zwar... - ein harter Oberkörper, den ich übersehen hatte.

Ich realisierte, dass ich gegen etwas gelaufen war, und schaute langsam – den Körper entlang – nach oben. William – wer sonst. Er sah kalt auf mich hinunter und mir gefroren die Zellen im Körper ein. Sein Blick ließ mich Gänsehaut bekommen und meine sowieso schon schwere Atmung wurde noch schlimmer. Ich war kurz davor auf dem Absatz umzudrehen und mich wieder in meinem Zimmer zu verkriechen, da bemerkte ich die Verwirrung auf seinen Zügen. Ich merkte ihm an, dass er nicht genau wusste, was er von meiner Aktion halten sollte, und versuchte es mit einem vorsichtigen, halb verrutschten Lächeln, das er allerdings nicht erwiderte. Stattdessen sah er mit gerunzelter Stirn auf mich herab.

Ich bemerkte, dass ich immer noch an seiner Brust klebte und zog ruckartig meine Hände weg von seinem Körper und machte eine raschen Schritt nach hinten. Sein Blick war meinen Bewegungen gefolgt und offensichtlich wartete er immer noch auf eine Erklärung, wie mir seine hochgezogene Augenbraue zeigte.

Ich musterte ihn. Er hatte ein dunkles Hemd und helle Leinenhosen an. Sein schwarzes Hemd war lose und unordentlich geknöpft und stand ihm bis zur Brust offen, sodass ich seine Muskeln erahnen konnte.

Errötend wandte ich den Blick ab und versuchte stammelnd zu erklären, warum ich auf der Suche nach ihm gerannt war: „Ich... du... Ähm... Ich will nicht...Also." Ich holte tief Luft und ratterte in einem Zug herunter, was ich sagen wollte. „Ich will nicht, dass unsere ... Ehe annulliert wird, ich kann sonst nirgendwo hin. Und ich mag dich ja auch irgendwie, bitte gehe nicht zu einem Anwalt."

William sah mich amüsiert an und versuchte merklich sich ein Lachen zu verkneifen. Dann sagte er gefasst: „Keine Sorge, das hatte ich nicht vor!"

Ich starrte ihn mit halb offenem Mund an. „Ooookey!!", sagte ich dann langsam und drehte mich so halb um, als seine Stimme mich mitten in der Bewegung erstarren ließ.

„Hey...Cathy", sagte er zögernd und ich spürte die Unentschlossenheit seiner Worte in meinem Nacken. „Hast du vielleicht Lust, mit mir ... auf den Jahrmarkt in Break Point zu gehen?"

Ich drehte mich ganz um. Irgendwie bekam ich bei seinen Worten ein wenig Angst, ich meine, auf der einen Seite ist er so kalt, so ... emotionslos und auf der Anderen will er mit mir auf einen Jahrmarkt gehen?

Ich überlegte hin und her, während Williams Augenbraue immer weiter nach oben wanderte. Schließlich sagte ich aus einem Impuls heraus ja. Mal sehen, was passieren würde...

***Auf dem Jahrmarkt***

Die Fahrt war ruhig verlaufen, wir haben kaum geredet, und wenn, dann nur was man hier so sehen kann oder wie man geschlafen hat. Irgendwann kamen wir an einem großen Platz an, voll mit leuchtenden Reklamen, großen Fahrgeschäften und sehr vielen Leuten. Es war so voll, dass ich mir ernsthaft überlegt, wieder umkehren zu wollen. Es war der Wahnsinn.

Ich sah zu William, und er zu mir. Dann ergriff er meine Hand und fragte mich: „Bereit?"

„Kein Bisschen.", antwortete ich und wir stürzten uns in die Menschenmasse. Ich wurde gezogen und gedrückt, fast von William getrennt, und in eine bestimmte Richtung getrieben – zu der riesigen Achterbahn. Die Schlangenförmige Schrift wies sie als „Schwarze Mamba" aus und zeigte an, dass man sowohl kopfüber, als auch seitlich und in Loopings fahren würde. Ich bekam ein wenig Angst, aber sagte mir im Stillen mein neu gewonnenes Mantra. Alles ist gut! Ich kann das, ich bin ruhig! Alles ist gut! Ich kann das, ich bin ruhig! Alles ist gut! Ich kann das, ich bin ruhig!

Dann zerrte ich William hinter mir her in das Fahrgeschäft hinein, wo wir erst mal gefühlte Kilometer laufen mussten, nur damit wir uns in einer langen Schlange einreihen konnten. Der Mann vor uns wandte sich um und sah uns stirnrunzelnd an. Dann sagte er: „Son Mann wa vorheen da. Meente, dad hier dauert nok ne halbs Stund zum ansteen!" Dann drehte er sich wieder um und quatschte die Familie vor sich an.

Ich sah zu William neben mir. Einen Moment sahen wir uns nur an, dann brachen wir zeitgleich in Lachen aus.

Ab dem Moment unterhielten wir uns angeregt über Länder und Kulturen, bis wir schließlich wurden wir in die schwarze Mamba eingeschnallt. Dazu musste man sich in zwei Gurte für die Beine und in 4 Gurte für die Arme stellen, und ein Mann machte verschiedenste Gurte um den gesamten Körper herum fest, sodass man am Ende eingeschnürt war und maximal die Arme bewegen konnte. Dann ging die Fahrt los.


Cat & WillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt