Kapitel 4

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4.

Als wir mein Zimmer betraten, wartete ich gespannt auf Wills Reaktion. Dieser sah' sich nur kurz um, schnaubte und fragte dann: "Wieso ist das so klein?"

"Tja!", antwortete ich. "Wir sind halt auch nicht die reichsten!"

"Was heißt hier auch?", kam es wie aus der Pistole geschossen. "Ich bin reich! Hast du irgendein Problem damit?" Plötzlich sah' er so wütend aus, dass ich schnell einen Rückzieher machte. Was war in diesen Typen nur gefahren? Wieso benahm er sich auf einmal so komisch zu mir? So, als wollte er mir drohen. Gerade eben hatte er doch noch auf die Machotour mit mir geflirtet!? Ich hob' die Hände und machte schnell einen Rückzieher.

"Ähm, ... So meinte ich das gar nicht! Ich wollte nur sagen, wir sind nicht reich, was der Grund für mein kleines Zimmer ist! Und ähm ... mit dem auch, da meinte ich nicht dich, oder deine Familie, sondern meine Nachbarn, und so...!" Ich machte den Mund zu, bevor ich mich noch weiter reinredete.

Er sah' mich prüfend an: "Dann is' ja gut!" Danach drehte er sich um, und sah' sich im Zimmer um. Als er an meine CD-Sammlung kam, blieb er überrascht stehen. Er sah' ein paar an, dann sagte er fragend: "Wie viele sind das?" "209!", sagte ich schüchtern.

"So wenige?", fragte er erstaunt.

"Ähm... ja, ich habe immer, wenn wir Geld übrig hatten eine bekommen."

"Aha! Das war' ja nicht so oft der Fall..." Er ließ das Ende des Satzes langsam ausklingen, als würde man gegen eine Klangschale stoßen, und dann die Luft anhalten, um noch den letzten Ton zu hören.

Empört sah' ich ihn an: "Wie bitte?"

"Nicht, Nichts!"

Er suchte kurz in meinen CDs, dann legte er eine in meine Anlage. Kurz darauf erscholl "Dear Darlin'" von Olly Murs. Sie stammte aus dem Jahr 2013, oder so. Ich hatte dieses Lied früher immer gehört. Es erinnerte mich an meinen Vater. Jetzt konnte ich es nicht mehr hören. Also sagte ich mit verzerrtem Gesicht, um nicht zu weinen: "Ein anderes Lied, bitte!"

"Warum?"

"Zu viele Erinnerungen!"

"Woran?", bohrte er nach.

"An meinen Dad!" Ich konnte nicht fassen, dass ich ihm das sagte.

"Welche?" Er konnte es einfach nicht lassen, oder? Musste so nachhaken?

"Ahm. Er ist im 3. Weltkrieg umgekommen."

"Tut mir Leid!" Ach, auf einmal war er wieder einfühlsam?

"Muss es nicht!" Ich setzte mich aufs Bett, und er legte ein anderes Lied ein. Jetzt ertönte in die Stille ein anderes Lied. Wieder eines von Olly Murs, aber diesmal "Army of Two".Wir schwiegen beide. Wir wussten nicht, was wir sagen sollten. Plötzlich fragte er mich:

"Wie alt bist du überhaupt?" Ungläubig sah' ich ihn an. Meine Augen quollen mir förmlich aus den Augenhöhlen.

"Du weißt nicht, wie alt ich bin?"

"Nein! Micky hatte nur gesagt, dass ich dich bald heiraten werde, und nicht, wie alt du bist. Also, wie alt bist du jetzt?" Langsam verlor er wirklich die Geduld, das merkte ich an seiner Stimme.

"18." Er sah' mich überrascht an.

"Erst? Seit wann?"

"Ähm. Seit Heute!"

"Aha!" Er warf mir eine kleine Schachtel zu."Herzlichen Glückwunsch!"

"Was ist das?" Ich sah mir die Schachtel genauer an. Dann beschlich mich eine Vorahnung.

"Ist das...", fragte ich und sah' an der Schachtel vorbei zu William. Doch dieser stand nicht mehr vor der Musikanlage. Stattdessen KNIETE ER VOR MIR UND FRAGTE MICH:

"Willst du mich heiraten?" Er sprach es übertrieben aus, so wie wenn jemanden einem Begriffsstutzigen Menschen etwas total kompliziertes erklären Möchte. So wie Da-dada-dadada

"Ja!", sagte ich mit heruntergezogenen Mundwinkeln. Ich hatte ehrlich nicht gedacht, dass er die Sache mit der Hochzeit und der Verlobung durchziehen würde. Auch wenn er nicht so blöd war, wie ich dachte, das er wäre. Ja, Er konnte furchterregend sein, aber er machte nicht den Eindruck, das er es tatsächlich war. Schließlich tat ihm leid, dass mein Dad gestorben war. Er sagte gelangweilt: "Gut! Dann steck' dir den Ring endlich an und dann geh'n wir zu den anderen zurück." Ich wusste nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte, jetzt, da wir verlobt waren. Aber den Ring wollte ich dennoch sehen!

Also öffnete ich vorsichtig die Schachtel, und dort drinnen lag' der wunderschönste Ring, den ich in meinem ganzen Leben je gesehen hatte. Er war silbern, aber kein billiges Metall, sondern fühlte sich weich an, als ich vorsichtig darüber fuhr. Das war so schön, das es mir vollkommen ausgereicht hätte, aber als Krönung sah' ich den wunderschönen, blauen Edelstein an, der von einem leichten Silbernen Kranz aus weißen Kristallen umschlossen dort lag. Oder, sind das wirklich Kristalle?, fragte ich mich. Ich sah' zu Will auf, der mich mit den Händen in den Hosentaschen beobachtete. Er wirkte etwas genervt. Anscheinend hatte er mich die ganze Zeit beobachtet. Mir fiel in genau diesem Moment ein Satz ein. Flüssig kam er mir über die Lippen: "Was ist, Willst du ein Foto machen, dann kannst du mich auch anstarren, wenn ich nicht da bin." Provozierend zog' ich eine Augenbraue hoch. Doch er reagierte vollkommen anders, als erwartet. Er nahm' die Hände aus der Hosentasche, in der einen ein Handy, und sagte: "Gute Idee." Dann schoss er schnell ein Bild von mir, ehe ich de Kopf wegdrehen konnte.

Dann fiel mein Blick wieder auf den wunderschönen Ring, und ich fragte: "Was sind das für Steine dort? Kristalle?" Ich zeigte auf die mutmaßlichen Kristalle. Mein Verlobter steckte das Handy wieder weg, und sagte: "Quatsch! Das sind Diamanten!"

Cat & WillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt