26. Wenn Pläne Scheitern

165 5 0
                                    

"WAS ist das denn?" frage er entgeistert, als er seinen Namen darauf entdeckt hatte und überlegte, ob es am Zusammenstoß lag, oder am Tequila das sich hinter seiner Stirn mit einem Mal ein stechender Schmerz bemerkbar machte.
"Das ist nichts... das ist nur für mich..."
Claire wollte ihm den Zettel schnell entwenden, doch bevor sie danach greifen konnte, hielt er ihn hoch so, dass ihre Finger das Blatt nicht mehr erreichen konnten.
Er drehte sich aus ihrem Blickfeld und klappte das Papier auf.
Dumme Claire, warum hast du es denn nochmal ausgedruckt und in deine verdammte Tasche gesteckt?
WARUM?!
Du Kontrollefreak!
"Date: Owen Grady?!", drang seine Stimme zu ihr durch und sie klang empört und nicht so weich wie sonst. Die Musik die meist darin lag, wenn er mit ihr sprach, war schlagartig verstummt.
"Würdest du das bitte weglegen.", startete sie den Versuch das Unaufhaltsame zu stoppen.
"21:00 Uhr Drinks...", las er vor und ließ ein empörtes Lachen hören. Er drehte sich wieder zu ihr um und der sanfte Blick aus seinen sonst so warmen Augen, den sie so gern hatte, traf sie mit einem Mal eiskalt.
"22:00 Uhr Ende..."... prüfend blickte er auf seine Uhr, "da musst du dich aber ranhalten...", sagte er abschätzig.
Nicht geplant Claire! Nimm die Beine in die Hand und lauf!
"Das ist ernsthaft ein Ablaufplan für diesen Abend... nein warte...", seine Stimme klang, als könnte er es nicht glauben. Er nahm sich das Papier nochmal vor und tat so, als müsse er nachlesen, "Für: OWEN GRADY... gibt es davon noch mehr?"
Claire schnappte nach Luft.
"Nein!", sage sie scharf.
Owen zog die Brauen hoch und rieb sich die pochende Stirn.
Wieder traf sein harter Blick ihre grünen Augen und Claire konnte mit seiner Enttäuschung kaum umgehen.
So hatte sie das nicht gewollt.
Garnichts dergleichen hatte sie gewollt.
Sie hätte sich dafür ohrfeigen können, dass sie ständig für alles irgendwo einen Anker brauchte und sei er nur aus Papier.
Diese verdammten Reißleinen, die sie in ihrem Leben verteilte und über die sie, seit ER darin aufgetaucht war, ständig stolperte.
Sie wünschte sich Karen wäre da, um ihr zu sagen, was sie tun sollte. Sie war der einzige Anker die sie nicht straucheln ließ.
"Die Fragezeichen?", meinte er zusammenhanglos und tippte auf das Blatt.
Claire rupfte ihm nun das Schriftstück aus der Hand und stopfte es achtlos in ihre Handtasche.
"... wofür sind die?" beharrte er auf seiner Frage und seine Augen verengten sich zu Schlitzen, "für dass was an dem Abend passiert ist, als du zuletzt hier warst?!" meinte er.
"Stand da in deinem Scheißplan auch: Vögeln mit dem Raptortrainer! Sind das deine Fragezeichen?... Gibt es in deinem feinen Büro irgendwo eine GRADY - Akte in der das drin steht, oder musstest du dafür einen neuen Plan schreiben?"
Claire presste die Lippen aufeinander und ihre Zähne so fest zusammen, dass sich ihr Unterkiefer verkrampfte.
Du wirst jetzt NICHT heulen!
Sie schnaubte geräuschvoll die Luft aus.
Es war, als würde jede Erinnerung an diese Nacht vor ihrem geistigen Auge zu einem Häuflein Asche verauchen.
"Wohl kaum...aber...", fing Claire nochmal an, nachdem sie Luft geholt und sich ihre Zähne wieder voneinander gelöst hatten.," es ist doch leichter wenn..."
"Leichter?", echote Owen spöttisch, "Mann Claire, du bist so kompliziert, man kann doch nicht alles kontrollieren. Es gibt Dinge auf die man sich einfach einlassen muss. Aber weißt du, ich nehme dir jetzt deine Entscheidung ab, deine Fragezeichen für heute bedeuten, dass du es gut sein lassen und den schrecklichen Abend mit mir nun beenden kannst." Er wich zwei Schritte von ihr zurück, so als würde er ihr Platz machen wollen, zur Flucht.
Claire schluckte.
Dann nutze die Chance!
"Das sollte ich wohl!", fauchte sie ihn an, klemmte ihre Tasche unter den Arm und ging zielstrebig zur Tür.
Ohne sich noch einmal umzuwenden trat sie hinaus in die inzwischen herangekrochene Dunkelheit und schlug die Tür mit einem Krachen ins Schloss.
Es roch mild und ein paar Grillen sangen ihr ein Klagelied, als sie in ihr Auto stieg, das neben der Behausung geparkt war.
Erst als Claire den Schlüssel ins Schloss steckte wurde ihr bewusst, dass ihr Gesicht nassgeheult war. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und es war ihr egal ob sie damit ihr Make - up auf den porzellanfarbenen Wangen verteilte.
Jetzt siehst du wohin dich das gebracht hat! Du hättest dich niemals darauf einlassen sollen!
Sie ließ den Motor aufheulen und jagte mit durchdrehenden Reifen nach Hause.

Why we never had a 2nd Date     ©Lina Schön   AUGUST  2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt