Der Regen hatte nachgelassen.
Es war nur noch ein dumpfes Tröpfeln auf dem Trailerdach.
Claires Kopf lag auf Owens Brust und sie hörte seinem Herz zu, das im kräftigen Rhythmus schlug, im Gleichklang mit seinen Atemzügen.
Tock,Tock,Tock
Seine linke Hand ruhte auf ihrer Schulter.
Gedankenverloren zeichnete sie mit dem Zeigefinger kleine Kreise auf seine Haut, am liebsten hätte sie gar nichts gesagt, um den kostbaren Moment nicht zu zerstören, doch leider war die innere Claire schneller zurückgekehrt als ihr lieb war.
Sie dachte an ihre Schwester in ihrem Apartment und dass es auf keinen Fall gut sein würde, hier liegen zu bleiben.
Aber er war so wunderbar warm und hielt sie so fest im Arm.
Es fühlte sich so gut an in ihrer haltlosen Welt.
Doch die vernünftige Claire klatsche laut und unbarmherzig, auffordernd in die Hände:
Los! Steh jetzt auf!Du warst jetzt rührselig genug!
Vorsichtig schob sie sich unter seinem schützenden Arm hindurch, legte sich auf ihren Unterkiefer gestützt, auf seinen Oberkörper und sah ihn an.
Er hatte die Augen geschlossen.
Claire versuchte sich sein Gesicht für später einzuprägen, damit sie es sich in Erinnerung rufen konnte: Die langen Wimpern unter den geschlossenen Lidern und seine wunderbar geschwungenen Lippen, die sie vorhin so atemberaubend berührt hatten und die hohen Wangenknochen.
Seine gerade Nase mit der eigentlich perfekt abgerundeten Spitze, gar nicht so unmöglich in den Himmel zeigend wie ihre Eigene - es war wirklich unglaublich wie viel schöner es ihr mit einem Mal vorkam.
Nicht das ihr sein Gesicht vorher nicht gefallen hätte, jedoch war es jetzt anders.
„Oweeen...", säuselte sie in vorsichtigem Singsang und fuhr mit dem Finger sanft über sein kratziges Kinn.
„Mhm..." machte er und blinzelte sie an.
„Ich gehe jetzt...", ließ sie ihn wissen und diese Worte schnitten sich scharf wie eine Rasierklinge in ihre traute Zweisamkeit.
Owen fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, offensichtlich um sich selbst aus seinem leichten Dämmerschlaf zu wecken
„...Was?...", murmelte er benommen, „Nein...!",meinte er dann protestierend und seine Stimme klang kratzig, er legte ihr einen Finger unters Kinn und zog sie zu sich heran und küsste sie behutsam.
Wieso ist diese Frau ständig auf der Flucht?
Dann schloss er seine Arme um sie.
Es fühlte sich so sehr nach Geborgenheit an, die ihr so oft fehlte, „ du kannst hier bleiben..." murmelte er in ihr Haar und küsste ihren Scheitel.
„Mach es mir nicht so schwer...", meinte sie und wand sich widerwillig aus seiner Umarmung.
Owen knurrte protestierend.
Ja mach du es dir doch einfach, und bleib!
Vorsichtig schlüpfte sie aus dem Bett.
Er drehte sich auf den Bauch und stützte das Kinn auf seine verschränkten Hände und sah ihr beim zusammensuchen ihrer Kleidung zu.
Claire hielt ihm den Pullover hin, den er ihr vorhin gegeben hatte.
„Gilt dein Angebot noch?" fragte sie und faltete das Wäschestück auseinander, der Gedanke daran in ihre nasse Kleidung zurück zu klettern war nicht gerade besonders angenehm.
„Sicher..." murmelte er.
Er beobachtete sie, wie sie offensichtlich nach Etwas suchte.
„Fehlt was?", meinte er unschuldig und Claire sah ihn an, allein schon an seinem Tonfall merkte sie, dass er nicht so unschuldig war wie er tat.
Er grinste frech und ließ ihren BH von seinem Finger baumeln.
Claire verdrehte die Augen und als sie danach greifen wollte zog er ihn weg.
„Hör auf jetzt...", sagte sie.
Abermals griff ihre Hand ins Leere.
Owen lachte.
„ Hol ihn dir...", dann zog er ihn noch ein Stück weiter von ihr weg, als sie näherkam um das Kleidungsstück zurück zu ergattern.
Er zog sie an sich, um sie zu küssen.
„Hmmh..", murmelte sie an seinen Lippen, „Owen ich MUSS gehen...", meinte sie und schob ihn sanft weg.
Sie schnappte sich ihren BH und beeilte sich, ihn anzuziehen und verschwand schnell in dem viel zu großen Pullover.
Er reichte ihr fast bis an die Knie.
Owen blinzelte sie an, „ Weißt du eigentlich wie schön du bist? Ohne dieses ganze Gestöckel, die Schminke und mit deinen Locken...?" sagte er dann ernst und setzte sich auf. Vorsichtig berührte er ihre Fingerspitzen, die lediglich aus dem viel zu langen Pulloverärmel hinausschauten.
Wieder war es wie ein kleiner elektrischer Schlag.
Claire spürte wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg.
Der Kerl konnte es einem wirklich schwer machen.
Sie nahm ihre durchnässte Jeans vom Boden und entschied nur den Pullover anzubehalten. Es würde schon gehen für die paar Meter im Auto.
Karen würde sicher schon schlafen und niemand würde sie sehen.
„Machs gut...", murmelte sie, drehte sich um und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen.
Bloß nicht umdrehen...
„Claire...", hörte sie seine Stimme hinter sich, Oh nein... bitte sag nichts mehr bitte... nichts was es mir noch schwerer macht... Sie drehte sich nicht um, als sie fragte: „ Was?"
„Ich finde wir sollten ein Date haben." sagte er dann.
Jetzt drehte sie sich doch um und sah ihn verständnislos an.
„Ein Date?" fragte sie unbeholfen.
Er saß mittlerweile auf seinem Bett, die Bettdecke verdeckte seinen Unterleib.
„Ja, sagte er. Ich will, dass du in deinen geliebten Terminplaner schaust, und herausfindest, wann du Zeit hast mich zu daten..." grinste er.„Ein Date haben tzeh...", murmelte Claire mit sich selbst, als sie das Auto zurück zu ihrem Apartment fuhr.
Es war ihr unendlich schwer gefallen ihn zurück zu lasen, doch der Gedanke daran morgens neben ihm zu erwachen, war noch schlimmer, nicht dass sie das wohl möglich nicht genossen hätte, im Gegenteil sogar, aber die Erklärungen...?
Wie hätte sie denn unbemerkt zurück zu ihrer Arbeit kommen sollen? Jeder würde erahnen, woher sie gekommen war, und dann das Gerede...
Wahrscheinlich würde es sie noch ihren hart erkämpften Job kosten.
„Die Parkleitung lässt sich vom Raptortrainer nageln...hört sich gewiss toll an wenn es gesagt wird, wenn du den Raum verlässt Claire...", murmelte sie und hielt in der Tiefgarage von ihrem Apartment.
Sie schaltete den Motor aus, legte den Kopf aufs Lenkrad und seufzte tief, „ Warum muss das denn alles so kompliziert sein?" jammerte sie.
Sie fuhr sich mit dem Pulloverärmel durch das Gesicht.
„Wie können Frauen nur solche Kleidung tragen...freiwillig..?" genervt wollte sie den viel zu langen Ärmel über ihre Hand schieben, als ihr Owens Geruch in die Nase stieg. Verdammt, warum muss dieser Pullover so riechen?
Seiner? Du dumme Gans... Hast du nicht bemerkt das DU auch nach ihm riechst...? Wenn du das jemals wieder los wirst ---!
Sie stieg aus und verließ die Garage und ging zu ihrem Appartement.
Als sie in ihre Wohnung schlich , wähnte sie Karen schlafend auf der Couch.
Puhhhh Glück gehabt...
Gerade als sie die nassen Klamotten ins Bad bringen wollte, ging mit einem Mal das Licht der kleinen Stehlampe bei der Couch an und Karen blickte ihr äußerst wach entgegen.
„Wo warst du solange...?" fragte sie.
„Ich ehm... im Aviarium...ich...", stammelte sie los.
Karen stand auf und ging auf sie zu.
„Ich hab schon geglaubt du liegst auf der Kranken...", sie hielt inne und fuhr fort: „WAS ist das?!" meinte sie dann scharf und zupfte an dem Pullover.
Claire konnte nicht verhindern, dass sie rot wurde bis an die Haarwurzeln.
„Ehmmm ebbeee..." kam aus ihrem Mund und sie hätte schreien können.
„Ja? Claire, bist du nicht mit einer HOSE nach draußen...?"
Claire hielt ihr hilflos die nasse Jeans hin, die sie zusammen mit dem Shirt gepackt hatte und es ins Bad zur Wäsche zu legen.
„Nass...", meinte sie dann einsilbig.
Karen runzelte die Stirn.
„Und das hier ist wohl kaum aus deinem geheimen Fundus...oder?" meinte Karen mit sarkastischem Unterton und zupfte abermals an dem dunkelblauen Navy Sweater.
„Eh.. nein... nein.. ist geliehen...", versuchte sie weiter sich aus der Situation zu winden.
„Von?"
„Oh..w... von, einem Kollegen." sagte sie dann rasch und wollte den Weg ins Bad fortsetzten. „Ich bin bei dem Einsatz nass geworden und er war so nett mit etwas trockenes zu geben..." sagte sie ein wenig zu schnell.
Es ist immerhin die Wahrheit ohne Details. Das ist doch perfekt.
„So... ist ja freundlich...", machte ihre große Schwester wissend und wandte sich wieder zur Couch. „ ich habe mir wirklich Sorgen gemacht, weißt du. Weil es so lange gedauert hat." fuhr sie dann fort und setzte sich wieder auf ihre behelfsmäßige Schlafstatt, während Claire den Weg ins Bad fortsetzte.
„Ja es war nicht so einfach...", murmelte Claire nun sorglos aus dem Bad und stopfte sie nasse Kleidung nun endgültig in den Wäschesack, froh darüber so glimpflich davon gekommen zu sein.
„Länger als du im Aviarium warst..." kam es plötzlich aus dem Wohnzimmer und Claire erstarrte und blickte sich selbst entsetzt aus dem Spiegel über dem Waschbecken entgegen. Sie konnte zusehen wie diesmal aus ihrem Gesicht alle Farbe entwich, statt rot anzulaufen.
„Ich versteh nicht..." nuschelte sie.
„Dein schickes Telefon hier, enthält alle wichtigen Nummern, meinst du nicht ich hätte nach einer gewissen Zeit mal angerufen, um zu fragen ob du in Ordnung bist? Und da sagt mir den nette Mann am Telefon das Mrs. Dearing und Mr.GRADY..." Claire zuckte bei dem Namen unwillkürlich zusammen und ihre Zähne gruben sich in ihre Unterlippe, „bereits vor 2 Stunden das Feld geräumt haben..." Karen ließ das gesagt im Raum stehen und genoss dessen Wirkung.
„Du kannst deiner Schwester nichts vormachen Claire...Ich weiß wem der Pullover gehört und WARUM du ihn trägst. Ich verstehe bloß nicht warum du HIER bist!" meinte sie dann und grinste.
Claire funkelte sie an.
„Das ist meine Sache!" fauchte sie dann, „ ich wünsche dir eine gute Nacht..." mit diesen Worten verschwand sie in ihrem Schlafzimmer, rupfte sich fahrig den Hoodie aus und warf ihn aufs Bett und ließ sich hinterher fallen.
Dann zog sie die Decke über den Kopf, drückte ihre Nase ganz tief in das Kleidungsstück.
Sie sog tief den Geruch ein und trotzige Wuttränen durchnässten den Stoff.
DU LIEST GERADE
Why we never had a 2nd Date ©Lina Schön AUGUST 2015
FanficClaire Dearing hat gerade ihre Arbeit als Parkleiterin aufgenommen und dann schickt Mr. Masrani sie ausgerechnet zu Owen Grady der so ganz und gar nicht dem entspricht was sie von einem Sicherheitsbeauftragten erwartet. Nur ein Grund warum das e...