Kapitel 20. ,Wenn es nur ein Auto gewesen wäre"

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iFür einen langen Moment erinnere ich mich wieder an die 'alten' Zeiten. Es war so schrecklich. Für wenige Sekunden rasen die Bilder der Vergangenheit durch meinen Kopf. Ich wollte diese Bilder eigentlich nie wieder sehen. Eigentlich.

  In diesem Augenblick überrollt mich das Gefühl der Einsamkeit. Ich vermisse sie. Ich vermisse sie so sehr. Ich würde sie so gern umarmen, ihre Nähe spüren, mit ihr Schlitten fahren gehen, mit ihr ein paar leckere Plätzchen backen, mit ihr Lachen, mit ihr weinen. Mummy, du fehlst mir!...Daddy meinte zwar immer, dass das Leben auch ohne sie weiter geht, aber für mich nicht. Für ihn vielleicht, aber für mich nicht. Ohne Mummy ist es einfach sinnlos weiterzuleben. 

  ,,Cathy, was überlegst du?" Reißt mich eine nachdenkliche Miriam aus den Gedanken. Ich zögere kurz, aber dann erzähle ich doch, an wen ich gerade denken musste.

 ,,Ich vermisse Mummy so sehr." Schniefe ich leise und reibe mir über die verheulten Augen. ,,Bitte nicht weinen Cathy...nein...sonst...sonst muss ich noch mit weinen!" Miriam legt mir  tröstend ihre Hände auf die Schultern.

 ,,Ab-Aber, ich würde s-sie so gern no-noch ein-mal i-in die Arm-Arme nehmen!" Stottere ich und ein Wasserfall aus tausend Tränen beginnt mir übers Gesicht zu laufen. Sofort werde ich fest gedrückt.

 ,,Ach Cathy, ich kann das doch verstehen. Es ist nicht schön was deiner Mum passiert ist. Wenn man bedenkt, dass sie nur durch ein zu schnelles Auto ums Leben gekommen ist-" Das mach mich noch trauriger. Ich unterbreche sie, indem ich lauthals anfange zu Schluchzen. ,,Oh mein Gott, es tut mir Leid Cathy. Ich wollte dich doch gar nicht so verletz-" Schon wieder wird sie von mir unterbrochen. ,,Wenn es nur ein Auto gewesen wäre, wäre alles noch ein bisschen leichter für mich! Ab-ber e-es war k-kein Aut-Auto." 

  Mit fragendem Blick mustert sie mich. Ihre Augen haben sich mittlerweile zu dem dunkelsten grün gefärbt, was ich je gesehen habe. ,,Cathy, wie meinst du das?" Sie streichelt meine kalte Hand mit ihrer Warmen. Ich bringe nur ein Flüstern über die Lippen.

 ,,Daddy." Weine ich noch mehr, unfähig wieder damit aufzuhören. Mit offenem Mund starrt Miriam mich geschockt an.

,,Nein." Wispert sie geschockt. Unbeholfen klemmt sie sich eine ihrer blonden Strähnen hinters Ohr. ,,Doch! E-er hat jemanden be-beauftragt sie...sie zu...ihr das Leben zu neh-..."

 Ich kann diese schrecklichen Sätze einfach nicht aussprechen, aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass Miri versteht, was ich sagen will.

,,Cathy, hat er das wirklich gesagt? Hat er wirklich etwas mit Mrs. Stirlings Tod zu tun?“

 Ungefähr eine halbe Stunde teile ich ihr mit, was der Teufel alles gesagt hat. Ich erzähle ihr, dass Mummy Daddy mit irgendeinem Mann namens Bryan betrogen hat und das alleinige Sorgerecht, ich habe zwar immer noch keine Ahnung was das ist, für mich gefordert hat und das Daddy dann so sauer auf Mummy war, dass er Jemanden beauftragt hat, sie zu…töten, für Geld. Miriams Augen werden mit jedem Wort das ich spreche größer und größer. Sie weiß gar nicht, wie ihr geschieht. An manchen Stellen zuckt sie sogar zusammen.  Als ich dann endlich zum Ende der langen Geschichte gekommen bin, schniefe ich ein letztes Mal, bis ich mich dann wieder gefasst habe.

  ,,Das…Das ist doch schrecklich! Wie kann ein Mensch nur so grausam sein? Dieser Mann ist doch krank! Der hat sie doch nicht mehr alle!“ Aufgebracht fuchtelt Miri mit ihren Händen in der Luft herum. ,,Cathy, das tut mir alles so Leid für dich!“ Sie drückt mich noch einmal fest an sich.

  ,,Das ist so schrecklich!“ Arm in Arm verbleiben wir dann noch eine ganze Weile.

 *

  Den Rest des Tages verbringen wir damit, vergeblich auf den Anruf der Polizei zu warten. So langsam werde auch ich ungeduldig. Ich möchte endlich wissen, was mit Dennis passiert ist!...Und auch wie es Daddy geht… Auch wenn er meine Sorge kein bisschen verdient hat….

 Mit einem kurzen Seufzen setze ich mich auf die Couch und starre Miris Handy an. Klingel doch endlich, du blödes Ding! Wütend schlage ich es kurz.

Später entschuldige ich mich doch bei ihrem Handy, dass ich ‚blödes Dinggesagt habe und dass ich gewalttätig wurde. Ich meine, vielleicht ist es jetzt so böse auf mich, sodass Niemand mehr anruftVielleicht stellt es ja jetzt die Anrufe nicht mehr durch und lässt uns hier noch Ewigkeiten warten. Panik durchfährt mich. Entschuldigung, liebes Telefon, ich wollte dich nicht beleidigen oder hauen, aber ich möchte doch einfach nur wissen, was Sache ist! Ich mag nicht mehr auf diesen Anruf zu warten.! Wieder nichts.

 Enttäuscht lasse ich meinen Kopf in das weiche Kissen hinter mir fallen. Meine Augen werden immer schwerer und schwerer. Es gelingt mir kaum sie noch offen zu halten. Als ich schon fast im Land der Träume angekommen bin, reißt mich ein vibrierendes Geräusch aus dem Schlaf. Verträumt blinzle ich ein paar Mal, bis es mich wie ein zischender Blitz trifft und ich mich aufrecht hinsetze.

 Das Handy!!! Ich will aufspringen und den grünen Knopf drücken, als Miri mir schon zu vorkommt.

>>Hallo?!...Ja, die bin ich….Oh…oh mein Gott, sie wissen gar nicht, wie lange ich schon auf diesen Anruf warte!...Ja, natürlich….Weiß ich doch…Ist Dennis in Ordnung? Und was ist mit Mr. Stirling?...Bitte! Bitte sagen sie es mir jetzt gleich am Telefon!...Ja, okay, ich werde kommen…. Ja, seine Tochter ist bei mir…Ihr geht es gut…Okay, bye Sir<<

 Völlig gespannt wende ich mich an Miri und schaue sie erwartungsvoll an. Mit entschuldigendem Blick sieht sie zu mir runter. ,,Das war die Polizei. Sie haben Dennis und deinen Vater gefunden. Genauere Informationen konnte ich auch nicht herausfinden. Der Officer, der eben mit mir gesprochen hat, wollte, dass ich sofort zur Polizeistation fahre um dort ein paar Fragen oder Ähnliches zu beantworten. Es tut mir so leid, aber du kannst leider nicht mitkommen. Ich soll allein gehen.“ Sie sieht mich traurig an.

  Frustriert ziehe ich einen Schmollmund und bettle Dennis‘ Freundin an, mich doch noch mitzunehmen, aber das tut sie nicht. Sie fragt zwar noch, ob es okay ist, wenn ich jetzt für ungefähr eine Stunde allein im Haus bleibe, was ich auch bejaht habe, aber trotzdem fährt sie ohne mich los... Toll.

 Enttäuscht setze ich mich wieder zurück aufs Sofa und lege eine blau weiß karierte Decke über mich. Im Gedanken höre ich wieder das indische Lied, was Dennis mir vor einiger Zeit mal vorgesungen hatte. Mit dem schwachen Licht der kleinen Lampe neben dem Fernseher und Dennis‘ schönem Gesang in meinem Kopf schlafe ich voller Aufregung auf das Wiedersehen mit ihm ein. 

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Hat Dennis und Cathy’s Dad gefunden?…Was jetzt wohl passiert? Was zwischen den beiden wohl passiert ist?.......Ich bin übrigens total begeistert, dass die Geschichte schon über 900 Votes hat!!!  Danke, Danke, Danke an Alle, die für das Buch voten ♥

Widmung geht an…Spannung….mehr Spannung…Ich kann’s nicht mehr für mich behalten xD @I_Love_Reading10 :> Sie liest auch ein paar meiner anderen Bücher und hat mir viele, tolle Kommentare hinterlassen, die mich richtig aufgebaut und angetrieben haben, weiterzuschreiben. Hoffe es gefällt dir! C­:

Bis zum nächsten Kappi,

hate_spiders xoxo

Bleeding WingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt