Kapitel 5:

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Am nächsten Morgen standen wir bereits morgens um zehn Uhr auf den Beinen. Hagrid stand schon früher auf und kaufte mir noch normale Kleidung für Hogwarts für meine Freizeit. Ich dachte anfangs, dass er schreckliche Kleider mir mitbringen würde, aber er hatte einige Jeans Hosen und mehrere T-Shirts und Pullovers gekauft, die mir genau passten und auch gefielen. Als wir zum Hauptbahnhof in London gingen, bekamen wir einen Gepäckwagen für unsere vielen Sachen, die wir nicht alle per Hand tragen konnten.

„Verdamm mich, schon so spät?!", sagte Hagrid, als er seine Uhr starrte. „'Tschuldige, ihr beiden, ich muss leider los. Dumbledore wartet auf seinen... naja, er wartet auf mich. So, ehm, euer Zug fährt in zehn Minuten. Hier ist eure Fahrkarte. Achte gut darauf, das ist wichtig. Dass du gut auf sie achtest."

Er händigte uns beide eine Fahrkarte, wo drauf steht: ‚London to Hogwarts for ONE WAY. Plattform 9 3/4.'

„Aber Hagrid, hier steht Gleis 9 3/4, dabei gibt es doch...", fragte Harry und als wir beide aufsahen, war Hagrid spurlos verschwunden.

„Wir finden das schon.", sagte ich.

Wir gingen mit unseren Gepäckwagen zu Gleis neun und zehn, doch nirgendwo sahen wir ein Gleis, den wir auf unserer Fahrkarte erblickten. Harry sprach einen Aufseher an, der ihm nicht glaubte und währendem er sich in ein Gespräch mit dem Aufseher verwickelte, hörte ich eine gelrunde Frau reden, um sie herum vier Jungen, allesamt mit flammend roten Haar. Jeder der vier schon einen Koffer so groß wie die von mir und Harry, vor sich her – und sie hatten eine Eule dabei.

„Jedes Jahr dasselbe, alles voller Muggel. Was soll's? Kommt! Zum Gleis 9 3/4 geht's hier lang."

„Muggel?", flüsterte ich und erinnerte mich an das Wort. „Harry!", schrie ich durch den halben Bahnhof. „Harry, komm!"

„Aber, Sir, ich weiß..." Harry wurde von mir weggezogen.

„Tut mir leid, Sir, der Junge hat sich wohl beim Gleis vertan."

Der Aufseher starrte uns seltsam an, schüttelte den Kopf und ging uninteressiert davon.

„Was soll das?", fragte Harry empört.

„Ich weiß, wohin es geht!"

Mit klopfendem Herzen schob ich meinen Gepäckwagen hinter der Familie her. Sie hielten an, und auch Harry blieb neben mir stehen und verstand so langsam, was ich meinte.

„Na los, Percy, du zuerst.", lächelte die Mutter mit ihrer Tochter in der Hand.

Der offenbar älteste machte sich auf den Weg in Richtung Bahnsteig neun und zehn. Harry und ich beobachteten ihn, angestrengt darauf achtend, nicht zu blinzeln, damit uns nichts entging – doch gerade als der Junge die Absperrung zwischen den beiden Gleisen erreichte, schwärmte eine große Truppe Touristen an uns vorbei, als der letzte Blick Rucksack sich verzogen hatte, war der Junge verschwunden.

„Fred, du als nächster."

„Er ist nicht Fred, sondern ich, Mum!"

„Also ehrlich, und du sagst, du bist unsere Mutter!"

„Oh, tut mir leid, George. Na kommt!"

Die Zwillinge rannten durch die Mauer und waren durch diese verschwunden. Ich schüttelte verwirrt meinen Kopf und Harry ging vor. Das war von der Natur aus überhaupt nicht möglich, man müsste sich doch den Kopf einschlagen und hinfallen, aber so langsam hatte ich das mit der Zauberei verstanden.

„Entschuldigen Sie bitte, k-können Sie uns beiden sagen, wie wir..."

„Achso, wie du zum Gleis kommst? Nur keine Sorge, ihr beiden, Ron fährt auch zum ersten Mal nach Hogwarts. Ihr müsst nur folgendes tun: Ihr lauft geradewegs auf die Wand zu, zwischen Gleis neun und zehn. Renn lieber ein bisschen, wenn du nervös bist."

Harry nickte, stellte sich neben die Frau und rannte als erster los durch die Mauer.

„Alles Gute.", lächelte das kleine Mädchen.

„D-danke.", sagte ich und tat dasselbe.

Und schon verschwand ich mit all meinen Sachen durch die Mauer und war im Gleis 9 3/4 angekommen. Harry stand staunend vor dem schönen alten Eisenbahnzug mit einer scharlachroten Lokomotive, auf der ‚Hogwarts-Express' vorne stand und ich ging zu ihm. Die Lok blies Dampf über die Köpfe der schnatternden Menge hinweg, während sich hier und da Katzen in allen Farben zwischen den Beinen der Leute hindurchdrängelten. Die ersten Waggons waren schon dicht mit Schülern besetzt. Einigen lehnten sich aus den Fenstern und sprachen mit ihren Eltern und Geschwistern, anderen stritten sich um Sitzplätze. Auf der Suche nach einem freien Sitzplatz schoben ich und Harry unsere Gepäckwagen durch den Bahnsteig hinunter. Wir schoben uns durch die Menge, bis wir fast am Ende des Zuges ein leeres Abteil fanden. Dort stellten wir erst einmal Hedwig und Eugen ab, dann begannen wir unsere Koffer in Richtung Waggontür zu wuchten. Ich half Harry mit seinem, doch bei meinem hatten wir ernste Probleme. Wir versuchten ihn die Stufen hochzuhieven, doch wir konnten den kaum auch nur an der Seite anheben. Zweimal fiel er mir auf die Füße und das tat weh.

„Braucht ihr Hilfe?" Das war einer der rothaarigen Zwillinge, denen wir durch den Fahrtkartenschalter gefolgt waren.

„Ja, bitte.", keuchte Harry von oben.

„Hallo, Fred! Pack mal mit an!"

Mit Hilfe der Zwillinge verstauten wir meinen Koffer schließlich in einer Ecke eines anderen Abteils, da dieser von Harry bereits voll war.

„Danke.", sagte ich und wischte mir den Schweiß von der Stirn.

„Was ist das denn?", rief einer der Zwillinge plötzlich und deutete auf Harrys Blitznarbe.

„Mensch!", sagte der andere Zwilling. „Bist du -?"

„Er ist es.", sagte der erste Zwilling. „Oder etwa nicht?", fügte er an Harry gewandt hinzu.

„Wer?", sagte Harry.

„Harry Potter!", riefen die Zwillinge im Chor.

„Oh, der.", sagte Harry gelassen. „Ja, allerdings, der bin ich."

Die beiden Jungen starrten ihn mit offenen Münden an, und ich sah, wie rot Harry wurde. Dann kam eine Stimme durch die offene Waggontür.

„Fred? George? Seid ihr da drin?"

„Wir kommen, Mum."

Mit einem letzten Blick auf Harry sprangen die Zwillinge aus dem Zug. Ich verabschiedete mich von Harry und ging zu meinem Abteil, in dem plötzlich eine Asiatin und ein blasses blondes junges Mädchen saßen. Beide wohl in meinem Alter.

„Hallo, ist das dein Koffer?", fragte die Blondine.

„J-ja. Ich darf ja, oder?"

„Natürlich, kein Problem."

„Danke."

Jade Brian: Das erste Jahr (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt