Kapitel 26:

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Harrys Worte gaben mir schon ein seltsames Gefühl, aber er schien zu wissen, wovon er redete. Denn er selbst wusste, was wir beiden im Verbotenem Wald gesehen hatten. Voldemort war keine drei Meter von uns entfernt, aber er war noch viel zu schwach, um uns etwas antun zu können. Aber dennoch fragte ich mich seitdem, was passiert wäre, wenn Firenze uns nicht gerettet hätte. Aber Gott sei Dank war dies nicht passiert und ich konnte weiterleben. Immerhin war ich zwölf Jahre alt geworden und ich wollte noch älter werden. Über Dracos Angst hatte ich mich mit Cho und Luna lustig gemacht, als ich ihnen erzählt hatte, dass er vor Angst mit Fang weggelaufen war. Wenn die ganze Schule ihn gesehen hätte, dann wäre er der neue Außenseiter der Schule. Aber ein Slytherin konnte seine Gefühle so gut verstecken, dass es schon fast als verboten galt. An diesem Nachmittag war Luna verschwunden. Sie war auf der Suche nach ihrem Umhang, den ihr jemand versteckt hatte. Lunas befremdliche Art und Ausstrahlung haben ihr während des ganzen Schuljahres innerhalb und außerhalb ihres Hauses den Spitznamen Loony gegeben, das soviel bedeutet wie „Verrückte oder Spinnerin". Sie wurde manchmal gemieden, ihre Sachen wurden geklaut und versteckt. Luna lügte nie, das hatte ich bereits bemerkt, aber sie sprach auch unangenehme Wahrheiten aus. Und auch Menschen, die sie interessant fanden - wie beispielsweise Harry Potter - starrte Luna ohne Scheu und voller Neugier unablässig an, sodass ich ihr sagen musste, dass sie damit aufhören musste. Wie ihr Vater Xenophilius Lovegood hatte Luna jede Menge eigenartiger Ansichten und scheute sich nicht, diese mitzuteilen. Sie hatte eine sehr direkte Art und sagte, was sie dachte, auch wenn sie mit ihrer Meinung vielleicht alleine dastand. Deswegen hatte sie manchmal Streit mit einem der Schüler oder es eskalierte zu einem Streit im Gemeinschaftsraum, wobei ich mir schon von weitem denken konnte, dass Luna darin verwickelt war. Und deswegen war sie verschwunden und hing wahrscheinlich eine Liste mit all ihren verschwundenen Sachen auf und hoffte, dass ihre Mitschüler ihr die weggenommenen und versteckten Kleidungsstücke und Bücher wieder zurückgaben. Also gingen ich und Cho alleine zum Innenhof, setzten uns unter den Baum, wobei andere Schüler auf dem Gras lagen oder auf der Bank saßen, sich unterhielten und die Sonne genießten. Da jeder Schüler die Jahresabschlussprüfungen gemacht hatte, gab es nichts mehr zu lernen und jeder konnte einen Gang herunter stellen. Jeder, außer mir.

„Jade, jetzt nimm doch mal das Buch aus der Hand."

„Ich lese gerade über die Zentauren. Hier steht, dass sie ursprünglich aus der griechischen Mythologie stammen. Und..."

Ich starrte hoch, als zwei Schüler von Slytherin vor uns standen und uns listig anlächelten. Die beiden kannte ich. Sie waren die Freunde von Draco, die ihn ständig wie zwei Leibwächter begleiteten. Vincent Crabbe war der kleine Übergewichtige. Er hatte einen Haarschnitt wie eine Puddingschüssel und einen besonders dicken Hals, sodass er einen Doppelkinn hatte. Er war ziemlich verfressen, nahm ich jedefalls an. Gregory Goyle war hingegen einen halben Kopf größer, etwas schmaler, aber trotzdem nicht gerade der Dünnste. Er war ein stämmiger Junge, mit kurzem stoppeligem Haar, einer niedrigen Stirn und hatte ausdruckslose Augen.

„Nichts besseres zu tun, Brian, als zu lesen?", lachte Crabbe.

„Du solltest auf die Asiatin hören."

„Verzieht euch!", zischte Cho und stand auf.

„Sagt wer?"

„Ich!"

Ich stand auf und zog Cho zurück. „Komm, die sind es nicht wert."

„Das werden wir ja sehen!", lachte Goyle und zauberte das Buch, das ich ausgeliehen habe in seine Hand.

„Gib das her!"

In dem Moment verzaubert er das Buch und es zerriss es in Stücke. Das Einzige, was blieb, ist der Buchdeckel, der auf den Boden fiel. Ich starrte hinunter und wurde stinksauer.

„Ihr Bengel! Verschwindet!", schrie Hagrid plötzlich, der das alles mitbekommen hatte.

Die beiden liefen sofort davon und Hagrid beschaute sich die tausend Blattpapiere auf dem Boden an.

„War das deins?"

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, es gehört der Schule. Ich habe es mir ausgeliehen."

Hagrid nahm seinen Zauberstab heraus, sagte keinen Zauberspruch und machte eine Handbewegung. Und da erblickte ich, wie alle Teile des Buches plötzlich in der Luft schwebten, auch der Deckel. Und alle Teile fanden ihren Platz wieder zurück, als wäre es das schwerste Puzzle aller Zeiten. Sie klebten sich magischerweise wieder zusammen und ich und Cho schauten uns beeindruckt an. Als das Buch wieder ganz war und es in der Luft schwebte, nahm ich es in die Hände und blätterte einmal durch.

„Wie hast du das gemacht, Hagrid?"

„Zauberrei.", lachte er und wir lachten mit ihm.

Zum ersten Mal seit langem lachte ich mal wieder. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal so sehr brauchte.

Jade Brian: Das erste Jahr (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt