Kapitel 1:

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31. Juli 1991, 1 Uhr 03

„Jade! Jade!"

Jemand rüttelte an meinen Beinen und als ich aufwachte, stand der Nachtaufseher Henry der Kinder, der sonst immer im Flur Wache hielt, vor meinem Bett.

„Was ist denn los?", fragte Teresa, meine Zimmergenossin, die zwei Jahre jünger war als ich.

„Schlaf weiter.", flüsterte Henry und schaute wieder zu mir. „McOtello will dich sehen."

Ich richtete mich im Bett auf und stand auf. Henry verließ mein Zimmer, sodass ich mich anziehen konnte. Ich war so müde, sodass ich durch das Zimmer fiel und erst beim Aufschlag richtig wach wurde.

„Was will er denn von dir so spät?", fragte Teresa, währendem ich am liebsten auf dem Boden wieder einschlafen wollte.

„Weiß ich nicht."

Nachdem ich meine Schuhe angezogen hatte, ging ich nach draußen zum Flur, wo ich Henry bis zum Büro von McOtello folgte. McOtello war eher der Familienname seinen ganzen Namen Zart Michael McOtello. Er war ein sehr intelligenter, wenn auch sensibler alter Mann, der dieses Waisenhaus vor dreißig Jahren errichtet hatte. Kinder kamen und gingen, doch er und sein Personal blieben. Ich war im Gehen fast eingenickt, aber als wir ankamen, öffnete Henry die Tür und ließ mich in das riesen Büro von McOtello rein, was einer Bibliothek ähnelte, da die Wände aus Bücherregalen bestanden und das in mehreren Stockwerken. Nicht viele hatte das Glück einmal in sein Büro zu gehe, doch ich schon und das so früh am Morgen. Ich schlich so leise ich konnte durch den Raum, ging neben Berge von Bücher her und erblickte sein Büro mit einem riesen Sofasessel, deren Rücken zwei Meter hoch war.

„Jade.", hörte ich eine dunkele heiseren Stimme. „Bitte, nimm Platz."

Ich runzelte fraglich die Stirn, tat aber, was er sagte. Als ich vor ihm setzte, drehte er seinen Sessel um und er blickte mir in meine hellgrünen Augen. Anfangs schien er unglücklich zu wirken, aber dann breitete sich sein Mund aus und er lächelte mich an. Ich hingegen blieb ahnungslos, was er von mir wollte.

„Jade, tut mir leid, dass ich dich so spät... oder früh hierherschicke. Aber ich muss dir etwas mitteilen."

„Ist etwas passiert?", fragte ich sofort, denn es musste wohl wichtig sein, mich um die Uhrzeit zu wecken.

„Nicht wirklich, nein... Also..."

„Das ist also ein ‚Ja'?"

„Es geht um deine Eltern."

„Meine Eltern?"

Er seufzte. „Ja... Deine Eltern... sie... sie starben nicht an einem gewöhnlichen Autounfall, wie man es dir erzählt hat." Es war still und er nahm einen Umschlag aus einer Schublade neben ihm. „Sie wurden ermordet, Jade."

„W-was?"

„Tut mir leid dir das jetzt zu sagen. Ich wusste es seit je her, doch jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, indem du gehen musst."

„Gehen? Wohin?"

„An einen besseren Ort. Diesen Brief habe ich gestern Abend an deinem Geburtstag bekommen, als ich weg war. Vor wenigen Minuten bin ich hier angekommen und wollte ihn dir sofort mitteilen. Deine Eltern waren Zauberer, Jade. Und du bist auch eine. In deinem heutigen Alter wurden sie in die Schule Hogwarts für Hexerei und Zauberei geschickt, die sich irgendwo in Schottland befindet."

„Eine Zauberschule?"

„Ja."

„Irgendwo in Schottland?"

„Ja. Sie ist geheim. Nur Zauberer sehen die große Schule. Und du auch."

Er reichte mir den Umschlag herüber. Ich öffnete den dicken Umschlag, der aus gelblichen Pergament bestand, und die Adresse mit smaragdgrüner Tinte geschrieben wurde. Eine Briefmarke war nicht draufgeklebt. Mit zitternder Hand drehte ich den Brief um und sah ein purpurnes Siegel aus Wachs, auf das ein Wappenschild eingeprägt war: ein Löwe, ein Adler, ein Dachs und eine Schlange, die einen Kreis um den Buchstaben „H" schlossen.

Ich laß laut vor. „Sehr geehrte Mrs. Brian, wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen sind."

„Morgen fängt dein erster Schultag dort an. Du wirst sie lieben."

„Wie können Sie das wissen, Sir McOtello?"

„Weil ich selbst dort gelehrt wurde"

„S-sie sind ein Zauberer?"

„Natürlich, Jade.", lachte er auf. „Aber verrate es niemanden. Ich habe diese Seite meines Lebens nicht so gerne gemocht. Deswegen bin ich heute stolzer Besitzer eines Waisenhauses mit einem jungen Mädchen darin, das erst herausgefunden hat, dass es genauso ist, wie ich."

„Beweisen Sie's."

Er lachte auf und wollte mir damit nicht im Wege stehen. Ich wollte das alles irgendwie nicht glauben. Zuerst der Brief und dann seine Worte, die er mir an den Kopf warf. Es war doch alles bloß ein schlechter Traum. Zauberei? Ich? Das musste ein großer Irrtum sein. Ich hatte schon viele verrückte Träume, aber keine neigte zu diesem hier. Womöglich schlafwandelte ich, denn das passierte oft bei den Kindern hier im Waisenhaus. Wieso, wusste ich auch nicht, aber es passierte immer. Da konnte es sicherlich auch mal vorkommen, dass man einen verrückten Traum über eine Zauberschule oder sonst irgendetwas hatte. Doch als McOtello einen Stab heraus nahm, den ich als Zauberstab identifizierte, sagte er einen seltsamen Spruch in einer Sprache, die ich nicht verstand und der Umschlag in meiner Hand flog vor mir in der Luft, als wäre es Zauberei. Und es war tatsächlich Zauberei.

„Ich habe noch mehr Tricks auf Lager."

„Das genügt, das genügt."

„Komm, geh' wieder ins Bett. Morgen oder besser gesagt heute, steht ein großer Tag vor dir. Komme nach dem Frühstück bitte zu mir in mein Büro. Henry wird dich im Essaal abholen kommen."

Jade Brian: Das erste Jahr (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt