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Seit Sivas Nachtausflug sind zwei Wochen vergangen. Die Schwalbe lebt jetzt wieder mit ihrer Familie zusammen. Wie versprochen trifft sie sich jeden Abend mit Teri. Die beiden Freunde verbringen jeweils gemeinsam die Dämmerungsstunde. Teri freut sich jedes Mal auf den Besuch, endlich fühlt er sich nicht mehr so einsam. Manchmal begleitet Hiro seine Schwester. Zu dritt machen sie dann den Luftraum bei der Laterne unsicher. Wenn es für die Schwalben zu dunkel wird, jagt Teri noch ein wenig und übt seine Kunststücke. Er wird immer besser und freut sich jeweils darauf, wenn er Siva und Hiro etwas Neues zeigen kann.
Aber die Nächte werden langsam kälter. Eines Abends kommt Siva allein zum Treffpunkt. Sie ist aufgeregt und Teri fürchtet schon, Hiro sei etwas passiert. Aber Siva beruhigt ihn.
«Nein, Hiro geht es gut. Aber heute sind viele andere Schwalben hier angekommen. Mein Vater sagt, das sei die große Herbstversammlung. Sie findet immer statt, bevor alle Schwalben zusammen nach Afrika ziehen, wo sie den Winter verbringen!»
«Afrika? Wo ist das?»
«Ich weiß nicht, irgendwo sehr weit weg. Mutter meint, wir müssten viele Tage lang fliegen, bis wir dort sind. Aber vielleicht kann uns ja Mara mehr über Afrika erzählen!»
Gemeinsam beschließen sie, sofort die Spinne zu besuchen. Mara nimmt sich wie immer Zeit für die beiden. Natürlich ist sie noch nie in Afrika gewesen. Aber sie hat schon davon gehört.
«Afrika liegt weit im Süden. Dort ist es immer warm, auch wenn es hier Winter wird und viele Tiere einen Winterschlaf machen, so wie du Teri. Deshalb fliegen manche Vögel im Winter nach Afrika. Dort finden sie genug zu fressen, während bei uns alles zugeschneit ist.»
«Ich will aber nicht nach Afrika, wenn Teri nicht mitkommen kann. Ich bleibe lieber hier!»
Mara hält das nicht für eine gute Idee. Nachdenklich mustert sie zunächst Siva, dann Teri. Sie kann sich denken, dass er sich gerade überlegt, seine Freundin nach Afrika zu begleiten.
«Hört mir gut zu, ihr beiden. Siva, für dich gibt es hier im Winter nicht genug Futter. Du musst mit deiner Familie mitfliegen. Und Teri, deine Flügel sind nicht stark genug, dich bis nach Afrika zu tragen. Zwergfledermäuse machen einen Winterschlaf. In dieser Zeit brauchst du nicht zu jagen und zu fressen. Und im Frühjahr, wenn du aufwachst, kommen die Schwalben auch wieder aus Afrika zurück. Dann könnt ihr euch wieder treffen und euch erzählen, was ihr erlebt habt.»
Teri und Siva sind nicht begeistert davon, dass sie sich trennen sollen. Aber inzwischen haben sie gelernt, dass die Ratschläge von Mara meistens gut sind. Trotzdem ist Teri enttäuscht.
«Ich möchte, dass der Sommer nie endet. Wann fliegt ihr denn los?»
«Sobald all unsere Verwandten versammelt sind. Das wird noch einige Tage dauern, wir können solange immer noch in der Abenddämmerung zusammen jagen.»
Obwohl Teri und Siva in den nächsten Tagen versuchen, nicht an den bevorstehenden Abschied zu denken, sind ihre Abendausflüge nicht mehr dieselben. Während Siva langsam vom Reisefieber gepackt wird, stimmt die baldige Trennung von seiner Freundin Teri traurig. Da hilft es auch nicht, dass Siva ihn aufzumuntern versucht. Er kann sich die Abende ohne sie gar nicht mehr vorstellen.
Und dann ist es soweit. Die letzte Gruppe der Schwalben trifft ein und Siva wartet am Abend bereits auf einem Zweig des Haselstrauchs auf Teri. Er hängt sich neben seine Freundin.
«Morgen früh reisen wir ab, Teri. Das ist unser letzter gemeinsamer Abend.»
«Ich möchte so gerne mit euch mitkommen. Ich wünschte, ich hätte stärkere Flügel.»
Siva nickt. Das wünscht sie sich auch. Dabei ist Teri eindeutig der bessere Kunstflieger! Aber über lange Strecken kann er mit ihr und Hiro nicht mithalten. Sie will gerade versuchen, Teri zu trösten, als plötzlich Hiro aufgeregt heranflattert. Eine etwas ältere Schwalbe begleitet ihn.
«Teri, Siva, das ist unsere Cousine Kaja. Sie muss dir etwas Wichtiges erzählen, Teri!»
Kaja sieht Siva sehr ähnlich, sie ist nur etwas größer und kräftiger. Neugierig mustert sie Teri.
«Bist du die Fledermaus, mit der Cousine Siva befreundet ist? Ich habe schon viel von dir gehört! Und ich habe andere Fledermäuse wie dich getroffen, ziemlich viele sogar.»
«Wirklich? Wo war das?»
Teri ist ganz aufgeregt. Andere Fledermäuse! Vielleicht muss er den Winter doch nicht allein verbringen? Sofort bestürmt er Kaja mit Fragen. Sivas Cousine gibt ihm geduldig Auskunft.
«Sie leben in einem hohlen Baum, drüben beim Hof gleich hinter dem Wald. Meine Familie hatte gleich nebenan ihr Sommerquartier. Ich habe nicht viel mit ihnen gesprochen, aber ich glaube, sie sind erst letzten Winter dort eingezogen.»
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Teri und Siva
PertualanganDie Fledermaus Teri lebt allein in einem alten Dachstock. Die Erzählungen der Spinne Mara wecken Teris Neugier auf das Leben am Tag. Als er die verletzte Schwalbe Siva kennenlernt, ergreift er die Gelegenheit, endlich bei Tageslicht auszufliegen. Ab...