Kapitel 7

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Heii ihr Lieben!

Erst einmal: Danke! Ich habe die Hundertermarke geknackt und freue mich wirklich, obwohl es eigentlich gar nicht so eine große Errungenschaft ist! :) Aber mir bedeutet es etwas, es zeigt mir, dass es Leute gibt, die meine Geschichte lesen und es so gut finden, dass sie weitermachen! DANKE!
Ihr wundert euch bestimmt, warum ich heute update und nicht am Montag. Dieses Montag kann ich nichts hochlade, da ich nicht die Zeit dazu habe werde. Auch, ob am nächsten Montag ein neues Kapitel kommt, ist unklar, da ich normalerweise vorschreibe. Durch das Bearbeiten ging aber viel verloren von dem, das ich eigentlich vorgeschrieben hatte, deshalb muss ich wieder ein bisschen vorschreiben, und ich weiß nicht, wann ich dazu komme.
Das wars dann auch schon. Das Lied im Anhang ist ein Auschnitt aus dem, das sie in diesem Kapitel hört.

„Emely, bist du das?", rief meine Tante von drinnen, als ich die Haustür aufschloss. Nur einen Augenblick später sah ich schon ihre zierliche Gestalt um die Ecke kommen. „Wie war die Schule?"
„Gut", log ich, ohne auch nur eine Spur von schlechtem Gewissen zu verspüren.
Sie nickte erleichtert. „Möchtest du etwas essen? Ich wollte heute dein Lieblingsessen machen."
Ich überlegte einen Moment. Genau wie schon heute Mittag verspürte ich nur Appetitlosigkeit, doch da ich wusste, wie viele Sorgen ich meiner Tante mit meinen neuen Essensgewohnheiten machte, willigte ich ein, etwas mitzuessen. Tante Rebecca verschwand in unserer kleinen Küche, während ich im mein Zimmer ging, wo ich meine Tasche achtlos in eine Ecke schmiss. Ich suchte auf meinem Schreibtisch nach einer CD, die ich nach kurzer Zeit auch fand. Nachdem ich sie eingelegt hatte, suchte ich das richtige Lied. Zufrieden mit meiner Auswahl, Bis in alle Ewigkeit von Subway to Sally, ließ ich mich auf mein Bett fallen und ließ den heutigen Tag Revue passieren.
Obwohl ich Ben erst heute kennen gelernt hatte, war er mir jetzt schon unsympathisch. Trotzdem hatte ich ihm in Kunst geholfen, wofür er sich in Geschichte revanchiert hatte. Weshalb ich so hilfsbereit gewesen war, wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass er mich in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr in Ruhe lassen würde, demnach zu schließen, wie hartnäckig er heute schon gewesen war.
Auch mit Emma musste ich rechnen. Sie klang zwar verständnisvoll, aber da ich sie kannte, wusste ich, dass sie mich nicht so einfach aufgeben würde. Auch meine anderen alten Freunde würden mich bedrängen. Doch das wollte ich nicht. Was ich wollte, war meine Ruhe. Jedoch verstand es niemand, niemand wusste, wie ich mich fühlte, wenn die Menschen auf mich zukamen und mich mit ihrem Mitleid nahezu erdrückten. Ich fühlte mich eingeengt in eine kleine Ecke, aus der ich nur schwer rauskommen konnte und nur, wenn die Leute mir Platz ließen, gäbe es einen Weg zum Fliehen.
„Emely, das Essen ist fertig!", riss Tante Rebecca mich aus meinen Gedanken. Mit einem leisen Seufzer stand ich auf und betätigte die Taste auf meinem CD-Player, die die CD pausieren ließ, bevor ich mich in die Küche begab. Im Flur schlug mir schon der Duft von Schweinefilet entgegen, der in der Küche an Intensität zunahm.
Ich setzte mich auf den Platz gegenüber meiner Tante, während sie die Deckel von den Töpfen nahm. Vorsichtig schaufelte sie mir zuerst die Spätzle, dann das Schweinefleisch auf den Teller, den ich ihr hinhielt. Nachdem ich mich kurz bei ihr bedankt hatte, steckte ich mir einen kleinen Bissen in den Mund. Der Geschmack entfaltete sich explosionsartig auf meine Zunge aus und ich genoss es.
Niemand konnte so gute Schweinefilets kochen wie meine Tante und da sie so etwas nur selten kochte, war es immer wieder etwas Besonderes für mich.
Nach einigen Minuten, die wir schweigend und mit essen beschäftigt verbracht hatten, räusperte sich Tante Rebecca und sah mich an. „Emely, ich würde gerne mit dir reden."
Ich hielt in meinen Bewegungen inne und wartete, bis sie weitersprach.
„Ich habe noch mal darüber nachgedacht, dich zu einem Therapeuten zu schicken. Dass du trauerst ist klar und ich verstehe dich vollkommen, aber das ist nicht mehr normal. Es nimmt zu große Ausmaße an. Deine Alpträume verschwinden nicht, im Gegenteil, ich habe sogar das Gefühl, dass sie sich verschlimmern! Denk bitte einmal über eine Therapie nach, in Ordnung? Du würdest mir wirklich sehr helfen und dir selbst bestimmt auch."
Vorsichtig legte ich meine Gabel auf den Teller und sah sie lange an. Es widerstrebte mir, mit einem Therapeuten über meine Ängste oder Probleme zu reden. Allerdings wusste ich, dass ich Tante Rebecca, allein durch meine Anwesenheit bei den Sitzungen, entlasten könnte.
„Ich mache es", lautete meine Antwort.
Die Augen meiner Tante leuchteten einmal kurz auf. „Ich danke dir. An eurer Schule gibt es doch eine Therapeutin, oder? Vielleicht kann ich mal mit deinem Schuldirektor reden, dass du dort einen Termin bekommst."
Ergeben nickte ich. Ihr schien es wirklich sehr am Herzen zu liegen, wenn sie schon einen Termin machen wollte.
Wir aßen still zu Ende, bis mein Teller geleert war. Ich spülte das Geschirr ab, während Tante Rebecca ins Wohnzimmer ging, um mit der Schule zu telefonieren. Ich hörte sie, konnte aber kein Wort verstehen.
Seufzend begann ich, das saubere Geschirr abzutrocknen und in die Schränke einzusortieren. Meine Tante wollte anscheinend keine Zeit verlieren, obwohl ich gerne noch länger gewartet hätte, um mich auf die Therapie innerlich vorzubereiten.
Als ich Tante Rebecca nicht mehr sprechen hörte, war ich beinahe mit dem Einräumen fertig. Für den Rest half sie mir.
Schließlich hängten wir die nun etwas nassen Handtücher über den Griff des Ofens.
„Warte mal bitte einen Moment", sagte meine Tante, gerade als ich wieder in mein Zimmer gehen wollte. „Ich habe mit deinem Rektor gesprochen. Er meinte, du kannst morgen die erste Sitzung besuchen. Es werden wöchentliche Treffen sein. Ich soll dir außerdem noch ausrichten, dass es eine Art Gruppentherapie sein wird, da die Therapeutin, Frau Walters, das am effektivsten findet."
Ich nickte brav und fragte mich, wer diese anderen Personen wohl sein mögen. Noch hatte ich von niemandem gehört, der unsere Schultherapeutin aufsuchen musste. Eigentlich hatte sie auch selten Patienten, aber die Schule schien sie wohl gerne für Nichtstun zu bezahlen. Wahrscheinlich wollte unser Direktor mit ihr erreichen, dass unsere Schule besser da stand, weil sich hier um die Schüler gekümmert werden würde.
„Versprichst du mir, da morgen hinzugehen? Und nicht einfach nur zu behaupten du wärest dort gewesen?", fragte Tante Rebecca zögerlich.
Mit leichtem Widerwillen nickte ich erneut. Am liebsten hätte ich allerdings genau das Gegenteil getan. Wieso sollte ich zu einer Therapeutin? Alles in mir weigerte sich, die Sache mit dem Unfall einem Fremden anzuvertrauen. So etwas konnte ich einfach nicht.
„Ich werde zu dem Termin gehen", versprach ich mit fester Stimme. Und dieses Versprechen würde ich auch halten, egal, ob ich es wollte oder nicht.
Tante Rebecca lächelte leicht und kam näher. Dann schlang sie ihre Arme um mich und zog mich in eine Umarmung. Zuerst wusste ich nicht ganz, wie mir geschah, bis ich meine Arme hob und die Umarmung erwiderte.
„Danke", hörte ich ihre Stimme an meinem Ohr flüstern. Sie klang, als ob ihr Tränen in den Augen stehen würden. „Du weißt, dass ich immer für dich da bin und nur das Beste für dich will."
Ich vergrub mein Gesicht an ihrer Schulter. „Ja. Ja, das weiß ich."


Learning to live (ABGEBROCHEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt