Heii!
Neues Kapitel! Ich hoffe, es gefällt euch, und würde mich über Kommentare wirklich freuen, damit ich weiß, ob es sich überhaupt lohnt, weiter zu updaten.
Viel Spaß beim Lesen!Nachdenklich stand ich mit einem Tablett in der Hand bei der Essensausgabe und sah mir die heutige Auswahl an. Resigniert stellte ich fest, dass ich auf nichts von all dem Appetit hatte. Also nahm ich mir lediglich ein Wasser und betrat die volle Mensa. Nach kurzem Umsehen fand ich einen leeren Tisch, auf den ich direkt zusteuerte. Dort angekommen ließ ich mich auf den Sitz gleiten und starrte auf mein karges Mahl. Wenn man es denn als solches bezeichnen konnte.
„Was dagegen, wenn ich mich zu dir setze?", hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme hinter mir. Einen Moment später saß auch schon Ben auf dem Platz gegenüber und stellte sein halbvolles Tablett vor sich auf den Tisch. Ich ignorierte ihn, da er ja sitzen durfte, wo er wollte und trank ein Schluck meines Mineralwassers.
„Willst du denn gar nichts essen?", fragte er und versuchte, mir in die Augen zu schauen.
„Keinen Appetit."
„Ist das dein Ernst?"
Stumm nickte ich.
Er seufzte einmal kurz und schob sein Tablett in meine Richtung. „Ich habe hier sehr leckere Lasagne und ich bestehe darauf, dass du etwas davon isst."
Mit zusammengekniffenen Augen sah ich ihn endlich an. „Ich sagte doch, dass ich keinen Appetit habe."
Seine braunen Augen schienen sich in meine zu bohren. „Ist es wirklich Appetitlosigkeit oder willst du abnehmen? Falls Letzteres der Fall sein sollte, kann ich dir sagen, dass das bei dir vollkommen bescheuert ist. Du bist definitiv nicht zu dick, im Gegenteil, du bist zu dünn. Also schlag dir das aus dem Kopf und iss etwas."
Wütend schüttelte ich den Kopf, trank mein Wasser aus und verließ schnell den Tisch. Ich konnte seinen Blick förmlich spüren. Meine inzwischen leere Wasserflasche schmiss ich in den Mülleimer am Ausgang. Danach ging ich durch die große Tür aus dem lauten Raum und setzte mich in Richtung Aufenthaltsraum in Bewegung.
Als ich mich auf eines der bequemen Sofas setzte, nahm ich mein Handy aus meiner Jackentasche, suchte meine Kopfhörer und ließ ein paar Lieder laufen. Mitten in Boulevard of broken dreams von Greenday sah ich Ben, er schien etwas zu suchen, da er sich etwas orientierungslos im Kreis drehte. Schließlich entdeckte er mich durch die Glasscheiben und öffnete die Tür, um hinein zu gehen. Schon stand er neben mir. Demonstrativ erhöhte ich die Lautstärke meiner Musik. Das brachte mir jedoch herzlich wenig, da Ben mir meine Kopfhörer abnahm und sie sich selbst in die Ohren steckte.
„Ah", machte er. „Kenne ich. Gutes Lied, wobei ich Wake me up when September ends besser finde, ehrlich gesagt."
„Du hörst so was?", fragte ich überrascht.
Er nickte und gab mir meine Kopfhörer zurück. Verwundert nahm ich es. Er setzte sich, nachdem ich ihm ein wenig Platz gemacht hatte, neben mich auf das Sofa. Ich nahm mir einen Moment, um ihn mir genau anzusehen. Früher wäre er definitiv mein Typ gewesen, auch wenn er so dünn war und nicht ganz gesund aussah.
„Ist etwas?", fragte er plötzlich.
Oh. Ich hatte wohl zu lange gestarrt. „Deine eine Strähne steht ab."
„Ah, danke." Er fuhr sich mit seiner rechten Hand über den Kopf, um die erlogene abstehende Strähne wieder platt zu drücken.
Desinteressiert widmete ich wieder meinem Handy und ließ ein anderes Lied laufen, als es auch schon klingelte. Ich schnappte mir meine Tasche, ließ mein Handy mitsamt Kopfhörern wieder in meine Jackentasche gleiten und ging langsam zum Englischraum. Ben folgte mir, jedoch in einigem Abstand.
Im Englischraum setzte ich mich dann an einen leeren Tisch in der hintersten Reihe. Natürlich blieb ich nicht alleine, denn Ben folgte mir und setzte sich neben mich. Er schien nicht zu bemerken, welche Abneigung ich gegen ihn empfand.
Unsere Englischlehrerin, Frau Kruger, betrat den Raum. Sie wollte uns gerade begrüßen, als sie ihren Mund wieder zuklappte und über ihre Brille hinweg Ben musterte. Anscheinend wusste sie Bescheid, denn sie ließ noch einmal ihren Blick über die Klasse wandern, richtete zufrieden ihren Blick nach vorne und begrüßte uns. Wir grüßten zurück und sie konnte mit dem Unterricht anfangen.
Ich holte wieder meinen Block aus meiner Tasche hervor und schlug ihn auf. Die Zeichnung meiner Mutter hatte nur etwa eine halbe Seite verbraucht, weshalb ich die andere Hälfte für meinen Vater nutze. Wie bei meiner Mutter fing ich erst mit den groben Umrissen an, bevor ich immer mehr an die Details ging. Die kurzen Haare, die klaren Augen und das strahlende Lächeln. Die aufgeweckten Augen meiner Mutter hatten immer geglitzert, wenn er sie so angesehen hatte. Beide waren eine perfekte Ergänzung gewesen, beide waren den ganzen Tag am Lachen gewesen.
Meine Augen füllten sich mit Tränen, die ich hektisch wegblinzelte, da ich im Unterricht nicht plötzlich anfangen konnte zu weinen. Schon gar nicht, wenn Ben neben einem saß.
„Ist das jetzt dein Vater?" Wenn man vom Teufel sprach.
Wie schon so oft am heutigen Tag ignorierte ich ihn und legte meine Haare so, dass sie mein Gesicht verbargen und nur wenig Sicht auf mein Kunstwerk bat.
„Ach, komm schon", beschwerte sich Ben. „Du kannst mich nicht ewig anschweigen."
Und wie ich das konnte. Um ihm dies zu beweisen, drehte ich meine Schulter so, dass er nun gar keinen Blick auf meine Tischseite werfen konnte.
Entnervt atmete er aus. „Das sollte dich nicht beleidigen, ich finde, du zeichnest echt schön."
Noch immer keine Antwort meinerseits. Doch jetzt schwieg auch er. Endlich konnte ich in Ruhe weiterzeichnen und nebenbei dem Redeschwall unserer Lehrerin lauschen. Sie erzählte uns gerade irgendetwas von einem baldigen Test und ich konzentrierte mich nur noch auf meine Zeichnung.
Gerade, als ich dabei war, dem Gesicht ein paar Schatten zu verleihen, bemerkte ich, dass meine Lehrerin mich etwas gefragt haben musste.
„Ehm", stotterte ich. Natürlich hatte ich keine Ahnung, wie die Frage gewesen war.
Eine mir nur allzu vertraute Stimme lieferte mir flüsternd eine Antwort. „Du wirst doch wohl wissen, dass das Great Barrier Reef in Australien 1770 von James Cook entdeckt wurde."
„James Cook entdeckte das Great Barrier Reef 1770, als sein Schiff, die HMS Endeavor, auflief", antwortete ich der Lehrerin. Es schien das Richtige gewesen zu sein, da sie nickte und sich, merklich enttäuscht, das nächste Opfer suchte.
Neben mir spürte ich, wie Ben mich belustigt musterte.
Ergeben murmelte ich ein kleines „Danke."
„Bitte", kam es von ihm. „Als Gegenleistung für deine erneute Rettung wäre es allerdings nur fair, wenn du mir zeigen würdest, was dich so sehr abgelenkt hat."
Ich zog eine Grimasse. Jedoch war es wirklich nett von ihm gewesen, mir zu helfen. Also nahm ich meinen Arm von meinem Block, den ich kurz zuvor dort postiert hatte, und schob die beiden Portraits zu ihm hinüber.
Er sah es sich genau an, studierte die Gesichter, während ich auf eine Reaktion wartete. Danach richtete sich sein Blick auf mich.
„Sie sehen dir sehr ähnlich", meinte er schließlich.
Sahen, ergänzte ich bitter in Gedanken. Aber er hatte Recht. Ich ähnelte ihnen wirklich. Meine blauen Augen stammten von meinem Vater und meine schwarzen Haare verdankte ich meiner Mutter. Ich war eine Mischung aus beiden.
„Alles in Ordnung?", fragte Ben besorgt und riss mich somit aus meinen Gedanken.
Die Pausenklingel hielt mich davon ab, ihm zu antworten. Er gab mir meinen Block wieder zurück, den ich mit meinen anderen Sachen sofort einpackte. Danach machte ich mich auf den Weg zu meinem Spind, damit ich schnell zum nächsten Unterricht gehen konnte.Boulevard of broken dreams findet ihr oben, Wake me up when September ends unter diesem Link: https://www.youtube.com/watch?v=NU9JoFKlaZ0
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Learning to live (ABGEBROCHEN)
Dla nastolatków"Kennst du dieses Gefühl, wenn du denkst, dass Gott, sofern er existiert, dich hassen muss, wenn er dir so etwas antut?", fragte ich ihn leise. Er antwortete ohne groß zu überlegen. "Nein, ich glaube nicht an Gott. Ich glaube an mich selbst. Und auc...