Schreiend schrecke ich aus meinem Alptraum. Schreckliche Bilder schwirren durch meinen Kopf und immer wieder sehe ich dieses Augenpaar mit dem irren Funkeln darin. Hektisch atme ich ein und aus. Ich suche mein Zimmer ab, aber alles ist in Dunkelheit gehüllt. Lediglich der Mond, der durch mein Zimmer strahlt, bietet etwas Licht. Genug damit ich die Umrisse meiner Möbel sehen kann.
Der vertraute Duft meines Zimmers hilft mir mich zu beruhigen.
Ich richte mich auf und taste nach meinem Handy. Sobald ich es gefunden habe, schaue ich nach wie spät es ist. Erst 03.45 Uhr. Grummelnd stehe ich auf. Schlafen kann ich jetzt eh nicht mehr. Die Bilder spuken immer noch in meinem Kopf herum, aber ich kann sie zu keinem Ereignis, das ich kenne, zuordnen.
Müde schlurfe ich in das angrenzende Badezimmer.
Meine Beine sind noch ganz wackelig. Das Licht blendet mich und lässt mir meine Augen tränen. Ich lasse mir eiskaltes Wasser ins Waschbecken laufen und spritze mir dieses dann ins Gesicht. Es hilft mir um zu klarem Verstand zu kommen.
Das Augenpaar schwirrt noch immer in meinem Kopf. Sie kommen mir bekannt vor. Resigniert schaue ich auf mein Spiegelbild. Mein Gesicht ist ganz blass und tiefe Augenringe zeichnen sich ab.
Mein Blick wandert auf mein Handgelenk. Bilder laufen wie im Film vor meinem inneren Auge ab. Ungläubig lasse ich mich auf die kalten Fliesen sinken.Dr. Vulpius steht vor mir. Er sieht mich herablassend an, während ich gefesselt auf einem Tisch liege. Hämisch lachend nimmt er sich meine Hand und verdreht sie so lange, bis mich ein gleißender Schmerz durchzuckt und meine Knochen anfangen zu knacken. Ich fange an zu schreien. Schnell unterdrücke ich die Laute die ich von mir gebe, wieder. Ich gönne ihm nicht die Genugtuung, mir Schmerzen zugefügt zu haben. Doch die Schmerzen bringen mich um.
„Warum machen Sie das?" Ich versuche ruhig zu klingen, doch meine Verzweiflung kann man sehr gut raus hören und meine Tränen sind Beweis genug. „Du bist kein Mensch. Ich werde es später allen beweisen, die mich immer mitleidig belächelt haben. Ich hatte Recht. Das ist meine Chance. Du bist meine Chance!" Er schaut mir in die Augen. Ich bin außer Stande meinen Blick abzuwenden. Dieser Mann, der vor mir steht, erregt in mir nur Mitleid. Wie krank muss man sein, um eine solche Denkweise zu besitzen?
„Und wie wollen Sie das beweisen?" Ich bin ehrlich interessiert, nur weiß ich nicht, ob mir seine Antwort auch gefallen wird.
„Irgendwas werde ich schon finden. Gerade prüfe ich wie schnell deine Knochen wieder zusammenwachsen. Wenn ich nichts besonderes finde, kann ich immer noch dein Blut vorlegen." Er schaut mir eindringlich in die Augen. Sie funkeln vor lauter Vorfreude darauf, es endlich allen beweisen zu können, die ihn unterschätzt haben. Seine Antwort macht mich sprachlos. Die unendliche Schwärze rettet mich vor diesem Irren, aber eben nur für kurze Zeit.Nach Luft japsend kehre ich wieder zur Realität zurück. Gänsehaut überzieht meinen Rücken und meine Arme. Fassungslos denke ich an meine gerade zurück gewonnene Erinnerung. Mit so etwas Schlimmes, hätte ich nicht gerechnet. Der Wunsch, sie direkt wieder zu vergessen, wird immer größer.
Weinend schlinge ich meine Arme um meine Beine. Ich schaukle mich hin und her. Eine Mischung aus Verzweiflung, Verwirrung und Wut überfällt mich.
Ich weiß nicht was ich tun soll. Bis vor kurzen hätte ich niemals gedacht, das ein Mensch zu so etwas fähig ist.
Wieso bekomme ich meine Erinnerungen schon jetzt wieder?
Mit dem Entschluss, das ganze so weit wie möglich zu verdrängen, schleiche ich mich zurück in mein Zimmer und weiß nicht was ich jetzt machen soll. Ich muss mit jemandem darüber reden. Nur mit wem? Kleine Steinchen die gegen meine Fensterscheibe prallen, reißen mich aus meinen Überlegungen.
Zögernd öffne ich sie, wer weiß wer da unten steht.
Ich suche die Fläche unter meinem Fenster mit den Augen ab und kann ganz in meiner nähe eine Gestalt ausmachen. Von der Statur würde ich sagen, das es sich um eine Frau handelt. „Darf ich reinkommen? Ich weiß nicht was ich machen soll", sagt eine mir bekannte Stimme.
„Aliena, bist du es?"
„Ja, machst du die Tür auf?" fragt sie mich unter lauten schluchzern. „Ich komme sofort runter. Einen Moment." Ich schließe das Fenster und gehe nach unten um meine Freundin reinzulassen.
„Was ist denn los?", frage ich vorsichtig, nachdem ich sie gesehen habe. Sie ist ganz bleich im Gesicht, ihre Lippe ist aufgeplatzt und ihre schwarzen Haare ganz zerzaust. Sie fängt an lautlos zu weinen und ich ziehe sie in eine Umarmung. Sie sieht so aus, wie ich mich noch vor ein paar Minuten gefühlt habe.
Ich gehe mit ihr in mein Zimmer. Ich möchte nicht, das jemand sie jetzt so sieht oder jemanden aufweckt wird. Behutsam setze ich sie auf meinem Bett ab. Verwirrt schaut sie auf.„Entschuldigung"
„Wofür?", frage ich irritiert. Ich sehe doch das es ihr schlecht geht und für sie da sein ist das mindeste, das ich tun kann.
„Na dafür, das ich nachts bei dir auftauche und dich so überfalle. Danke, das du mich nicht abwimmelst. Du warst meine letzte Hoffnung." Sie gähnt laut.
„Du hast bestimmt deine Gründe. Schlaf jetzt. Du kannst mir morgen alles sagen", deute ich an. Ich kann sie jetzt schlecht nach dem Grund fragen. Sie sieht schrecklich müde aus und ist total durch den Wind. Ich muss warten, bis sie sich mir von selbst anvertraut.
Sie nickt nur und fragt: „Darf ich denn hier schlafen?"
„Ja, natürlich." Ich stehe auf und hole für Aliena noch eine Zusatzdecke. Sie lässt einen Rucksack auf den Boden fallen, der mir vorher noch gar nicht aufgefallen ist und guckt mich dann abwartend an.
„Planst du länger von zu Hause weg zu bleiben?", frage ich neugierig. Sie zuckt zusammen und sieht mich traurig an.
„Ich höre schon auf. Lass uns noch ein bisschen schlafen. Gute Nacht." Durch die Probleme von Aliena, vergesse ich meinen Alptraum komplett. Vom leisen Schnarchen meiner Freundin, schlafe ich ziemlich schnell ein.
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Wolfsblut
FanfictionMein Name ist Laliah Alue White und ich bin 17 Jahre alt. Ich wohne mit meiner Mutter in einem kleinen Dorf, wo jeder jeden kennt. Bringt seine Vor- und Nachteile mit sich. Wir haben ein kleines, gemütliches Haus nahe am Wald. Ich liebe den Wald, de...