E L E V E N

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Meine Ohren sind bis zum Äußersten gespannt. Jedes kleinste Geräusch kommt mir gefährlich laut vor.
Ich fühle mich beobachtet, doch in dieser Dunkelheit kann ich nichts genaueres erkennen.
Es raschelt etwas direkt neben mir, angespannt stelle ich mich in Abwehrposition und lausche. Nichts. Das Geräusch ist wieder verschwunden.
„Was für eine dumme Idee von mir, einfach nachts in den Wald zu spazieren", schalle ich mich in Gedanken.
Vorsichtig bahne ich mir einen Weg durch den Wald, dabei achte ich haargenau darauf nicht von meinem gewohnten Weg abzukommen.
Um mich auf andere Gedanken zu bringen, versuche ich an irgendwelche Filme zu denken, doch die einzigen Filme die vor meinem inneren Augen ablaufen sind Jeepers Creepers und Paranormal Activity. Ich kann nicht verhindern in hysterisches Gelächter auszubrechen. Wenn mich jetzt jemand sehen würde, dann würde diese Person denken, dass sie in einem schlechten Film gelandet ist - ganz sicher.
Ein knacksen eines Astes direkt in der Nähe, hört sich unglaublich laut in der lauernden Stille an.
Hektisch schaue ich mich um, muss dann aber leider feststellen, das ich auf einen Ast getreten bin.
Peinlich, wenn mich jetzt jemand sehen könnte.

Mit dem Vorsatz von jetzt an leiser im Wald voranzuschreiten, gehe ich den Pfad weiter entlang. Ich glaube das niemand außer mir so blöd ist, um nachts im Wald spazieren zu gehen - zumindest nicht freiwilig.
Nach einer Zeit stillen fluchens, rieche ich einen merkwürdigen Duft in der Luft. Irgendwie eine Mischung aus nassem Hund, irgendetwas süßliches und natürlich dem Wald. Ich beschließe dem Duft zu folgen.
Ich komme der Quelle immer näher, denn ich höre außerdem noch mehrere animalische Laute, sie kommen mir bekannt vor, aber ich weiß sie nicht einzuordnen.
Immer lauter wurden diese Geräusche und nun muss ich mit erschrecken feststellen, das es ein Zischen und Keuchen von Wölfen und einem anderem Lebewesen sind.
Es hört sich fast an wie ein Mensch, aber es war alles zu laut um es genau erkennen zu können. Alles deutet darauf hin, das es etwas Ernstes ist. Der Geruch, die Geräusche.
„Geh zurück, Laliah." befehle ich mir selbst. Doch meine Füße haben ihren eigenen Kopf. Ich weiß, ich sollte eigentlich das Weite suchen, aber bin zu neugierig.

Vor mir lichten sich die Bäume, ich kann eine kleine Frau sehen die von mehreren riesigen Wölfen verfolgt wird. Sie bewegt sich ziemlich schnell und das mit einer solchen Anmut, die mich zum Staunen bringt. Die Wölfe sind allerdings um einiges schneller und sie arbeiten wie ein eigearbeitetes Team zusammen, so als ob jedes Tier wüsste, was das andere zu tun beschließt. Echt unheimlich.

Ich sehe mir das Geschehen weiterhin an, denn eins ist selbst mir klar, irgendetwas stimmt mit diesen Wesen nicht. Und damit meine ich nicht nur die Wölfe. Mittlerweile sind sie so weit, das sie es geschafft haben die Frau in eine Falle zu locken, denn sie ist nun von allen Seiten umzingelt.
Die Wölfe fletschen die Zähne und knurren bösartig, doch die Frau scheint nicht im Mindesten eingeschüchtert. Ihr roten Augen schauen ruhig in die Runde. „Rote Augen?", muss ich mit entsetzten feststellen.
Zur Sicherheit, das ich auch wirklich nicht träume, kneife ich mir in den Arm. „Autsch." entfährt es mir leise.

Erschrocken trete ich einen Schritt zurück und halte mir schnell die Hand vor dem Mund. „Hoffentlich haben sie mich nicht gehört." Hoffe ich im Stillen.
Wenigstens weiß ich jetzt das ich nicht Träume. Was das ganze aber nicht im geringsten besser macht.

Entweder ist sie ziemlich mutig oder einfach nur dumm. Ich tippe stark auf das 2. denn bei diesem Anblick stellen sich mir die Nackenhaare auf.
Ich kann aus dieser Entfernung den Hass und die Wut in den Augen sehen.
Was denke ich da eigentlich?
Sind Wölfe wirklich zu solchen Gedanken fähig?
Und warum sehen ihre Augen so menschlich aus?
Ich muss doch träumen, es gibt keine andere Erklärung.

Ein schwarzer Wolf geht einen Schritt auf die Frau zu und ich bin ernsthaft darüber am Nachdenken, ob ich ihr nicht helfen sollte, da wird mir die Entscheidung abgenommen, die blonde, zierliche Frau lässt ein lautes Fauchen von sich hören und springt auf den kleinsten der Wölfe.
Dieser weicht geschickt aus und macht Platz für einen anderen Wolf. Der graue Wolf beißt der Frau in den Arm und reiß ihn von sich. Der Arm landet abseits neben einem Busch
„Das wird mir Balto niemals im Leben glauben..." denke ich mir.

WolfsblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt