Seit der Hochzeit von den Beiden sind bereits zwei Wochen vergangen. Heute kommen sie aus ihren Flitterwochen wieder nach Hause. Da jemand sie abholen muss und niemand außer mir Zeit hat, muss ich nach Port Angeles fahren.
Ich sitze in meinem Auto, laut läuft die Musik. Ich frage mich, wieso jeder heute etwas vor hat, nur ich nicht. Jacob sagt, das er heute Patrouille laufen müsse, genauso wie Seth und Embry. Mit den anderen habe ich zwar nicht viel zu tun, aber Sam und Emily sind immerhin ihre Freunde.Kurz vor meinem Ziel, muss ich erst einmal einen Parkplatz finden. Kurzerhand nehme ich dem roten Auto neben mir einfach den Platz weg. Das laute Gemeckere vom Fahrer ignoriere ich einfach und gehe zum Bahnhof.
Die Anzeigetafel weist mich darauf hin, das der Zug ganze zwanzig Minuten Verspätung hat. Ich seufze genervt. Dabei wollte ich mir heute einen faulen Tag machen. Stattdessen stehe ich morgens um zehn Uhr am Bahnhof um die Freunde meines Freundes abzuholen.
Mit verschränkten Armen setze ich mich auf eine der Bänke. Die vorbeigehenden Menschen schauen mich teils misstrauisch und teils belustigt an. Heute verschwört sich jeder gegen mich. Mit dem grimmigsten Blick, den ich aufbringen kann, starre ich die Leute an.Sonnengebräunt kommen mir die Beiden entgegen. „Hallo Laliah", begrüßt Sam mich reserviert, während Emily mir um die Arme fällt. „Hallo, gut seht ihr aus", erwidere ich.
Danach herrscht eisernes Schweigen zwischen uns. Emily und Sam wirken gar nicht glücklich, irgendetwas muss vorgefallen sein. Bei Ehekrisen halte ich mich lieber raus.Nach einer Stunde bin ich endlich von dem Schweigemarathon erlöst, denn mein Auto kommt quietschend vor ihrem Haus zum stehen. „Endstation", trällere ich. Sie bedanken sich bei mir und steigen wortlos aus. Ich ziehe verwirrt eine Augenbraue nach oben, zucke dann aber mit den Schultern. Ich habe die beiden bis jetzt eigentlich für das absolute Traumpaar gehalten, das wird sich bestimmt wieder einrenken.
Total müde, lasse ich mich in mein Bett fallen. Es ist erst halb zwölf am Morgen. Ich rufe bei Jacob an, doch es geht nur sein Vater ans Telefon. Ich rede ein bisschen mit ihm, bevor er schon los muss, um irgendetwas wichtiges zu erledigen. Ich weiß, das es kindisch klingt, aber ich fühle mich im Stich gelassen. Ratlos starre ich die Wand an. Vor lauter Langweile schlafe ich wieder ein.
Laute Stimmen wecken mich. Verschlafen reibe ich mir die Augen. Meine ganzen Freunde stehen mit einem fetten Grinsen im Gesicht, um mein Bett verteilt. „Was macht ihr denn hier?", frage ich perplex. „Überraschung", rufe sie alle im Chor. „Da du uns nicht gesagt hast, das du vor zwei Wochen Geburtstag hattest, müssen wir das eben jetzt nachholen", sagt Jake.
„Oder hast du etwa geglaubt, wir würden nicht feiern", fügt Kiri vorwurfsvoll hinzu.
„Deswegen hatte heute niemand Zeit. Ihr seid die Besten", ich falle jedem einzelnen um den Hals. Ich kann mein Glück kaum fassen. So gute Freunde wünscht sich jeder.Sie führen mich zu Jacobs Auto und binden mir dort einen Schal über die Augen. Ich will protestieren, aber sie sagen, das das alles zum Plan gehöre. Die Fahrt dauert nicht lange, jedoch kommt sie einem ziemlich lange vor, wenn man nichts sehen kann. „Wie lange noch?", frage ich zum hundertsten Mal. Leah stöhnt genervt auf. „Wenn du deine Freundin nicht zum Schweigen bringst, stopfe ich ihr einen Apfel in den Mund. Da mach ich keinen Unterschied, egal ob gute Freundin oder Feindin." „Ich bin ja schon still", schmolle ich. Immerhin kann sie sehen wo es lang geht und so viel ich mitbekommen habe, hat sie am tatkräftigsten mitgeplant.
Das Auto wird langsamer und kommt schließlich zum Stehen. „So", sagt Jacob langsam. Ich merke, wie jemand, den Knoten des Schales öffnet.
Mein Blick huscht unruhig durch die Gegend. Wir stehen vor einem kleinen, italienischen Restaurant. Drinnen angekommen, kommt uns sofort der Kellner entgegen und führt uns zu einem riesengroßen Tisch in einer entlegenen Ecke.
Das Essen ist einfach köstlich, wenn ich so voll gewesen wäre, hätte ich den ganzen Abend, alles in mich herein gestopft. Glücklich und satt lehne ich mich gegen die Stuhl und betrachte meine Freunde. Als wir alle fertig sind und bezahlt haben gehen wir wieder zu unseren Autos. Jake zieht mich in seine Arme. „Wir sehen uns dann übermorgen in der Schule. Viel Spaß noch." Verwirrt schaue ich zu ihm auf. Aliena ist so freundlich und klärt mich auf: „Wir machen heute noch einen richtig schönen Mädelsabend." Ich kann mich gar nicht mehr richtig von den anderen verabschieden, denn ich werde von einer Horde kreischenden und quietschenden Mädchen mitgerissen.„Ich konnte mich noch nicht einmal für den schönen Abend bedanken", murre ich.
„Nichts da", sagt Leah und kramt in einem Schrank herum. „Welchen Film möchtest du dir anschauen? Titanic? Stolz und Vorurteil oder doch lieber einen Actionfilm?"
„Lieber einen Actionfilm", sage ich bestimmend. Sie zuckt mit den Schultern und stellt Aliena und Kiri vor vollendete Tatsachen, da beide Titanic sehen wollen.Alle zusammen kuscheln wir uns in Leahs Bett und zu meiner Belustigung, bemerke ich, wie Kiri jedes Mal zusammenzuckt, wenn etwas in dem Film explodiert. Nach dem Film ziehen Leah und ich sie damit auf. Aliena ist merkwürdig still.
„Was ist los?", wende ich mich an sie, als die anderen unten in der Küche mit Popcorn hantieren. „Nichts", antwortet sie und errötet.
Ich grinse verschmitzt. „Doch, da gibt es was. Na los sag schon!"
Sie seufzt laut auf. „Das ist peinlich. Ich muss das mit mir selbst klären, aber wenn ich etwas genaueres weiß, bist du die erste die es erfährt." Sie spricht in Rätseln.
Ich setze zum Sprechen an, da kommt Leah mit den Süßigkeiten zu uns. „Was verschweigst du uns?", fragt sie schadenfroh.
„Ich hab euch unten gehört", erklärt sie mir flüsternd. Ich nicke verstehend und wende dann meinen Blick wieder zu Aliena. Sie seufzt erneut. „Es ist nur so, das ich fast achtzehn bin, und immer noch nicht verliebt war. Geschweige denn, hatte ich einen Freund. Was stimmt mit mir nicht?" Peinlich berührt vergräbt sie ihr Gesicht in ihren Händen. Behutsam nehme ich sie in den Arm. „Du hast deinen Mr. Right einfach noch nicht gefunden. Das wird schon noch."
Leah fängt an zu grinsen und geht zielstrebig zu ihrem Schrank. Sie kommt mit einem kleinen Buch wieder zurück und wirft dieses Aliena in den Schoß. Neugierig betrachtet sie den Buchtitel. „Findest du das etwa lustig?", motzt sie Leah an.
„Irgendwie schon, ja.", lacht sie. „Jetzt kannst du dir einen Mann nach deinen Wünschen basteln." Jetzt will ich auch wissen, was auf dem Cover ist. Ungläubig wechsle ich den Blick von dem Buch zu Leah und wieder zurück. „Wo hast du das denn her?"
„Mein Bruder fand es lustig", zuckt sie nachdenklich mit den Achseln.
„An deiner Stelle, hätte ich ihm das Buch um die Ohren geschlagen", ertönt die Stimme von Kiri, direkt neben mir. Ich zucke erschrocken zusammen.„So wie es aussieht, werden meine hellseherischen Fähigkeiten benötigt", sagt Kiri mit verstellt mystischer Stimme. Ich fange schallend an zu lachen. Die Grimasse, die sie dabei zieht, sieht zum Schießen aus und die Gesichter der anderen, die versuchen sich zu beherrschen, ebenfalls.
„Wir hören", sagt Leah gespielt dramatisch.
„Also Aliena, das ist ganz einfach. Jedermann hat seinen Seelenpartner. Nur deiner wohnt etwas weiter weg, deswegen hast du ihn auch noch nicht kennenlernen können. Irgendwann wirst du nichtsahnend durch die Einkaufsstraßen gehen und du wirst in jemanden hereinlaufen. Es wird Liebe auf den ersten Blick sein", sinniert sie. So einen Schwachsinn habe ich noch nie gehört. Ich brauche lange, bis ich mich wieder von meinem Lachflash erholt habe.„Nach dem Mist, den du hier verzapft hast, brauche ich dringend meinen Schlaf", teile ich allen mit. Zustimmend erheben wir uns und bauen unsere Lager auf. Aliena und Kiri teilen sich eine Luftmatratze, während ich zusammen mit Leah im Bett übernachte. „Gute Nacht", wünschen wir uns und schlummern dann auch schon friedlich ein. Alles in allem, ist es ein superschöner Abend unter Freundinnen geworden. Ich möchte sie nicht mehr missen.
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Wolfsblut
FanficMein Name ist Laliah Alue White und ich bin 17 Jahre alt. Ich wohne mit meiner Mutter in einem kleinen Dorf, wo jeder jeden kennt. Bringt seine Vor- und Nachteile mit sich. Wir haben ein kleines, gemütliches Haus nahe am Wald. Ich liebe den Wald, de...