N I N E T E E N

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Das Wochenende fliegt nur so dahin. Aliena hat immer noch mit keinem Wort über das Vergangene geredet und ich hab sie kein weiteres Mal danach gefragt. Gestern hat sie kurz mit ihrer Mutter telefoniert, doch das war schon alles.

Der Wecker reißt mich unsanft aus dem Schlaf. Gerade als ich mich dazu aufraffe, ihn auszuschalten um weiterschlafen zu können, werde ich von irgendjemanden ins Gesicht geschlagen. Wütend öffne ich die Augen. „Nette Methode jemanden zu wecken", murmle ich zu Aliena.
„Entschuldigung ich wollte die Augen nicht aufmachen, nur um den Wecker gegen die Wand hauen zu können", sagt sie und lächelt mich entschuldigend an. „Schon gut, wir müssen eh aufstehen. Heute beginnt die Schule wieder." Gespielt fröhlich steige ich aus meinem Bett. „Du kannst noch etwas liegen bleiben, ich gehe derweil duschen", biete ich ihr an. Sie nickt stumm und zieht sich dann wieder die Bettdecke über den Kopf.

Nachdem ich mit Duschen fertig bin, muss ich feststellen, das ich meine Klamotten in meinem Zimmer vergessen habe. Murrend schlurfe ich wieder in mein Zimmer. Dort erwartet mich schon eine gut gelaunte Aliena. „Was ist denn mit dir in dieser kurzen Zeit passiert?" frage ich sie verwirrt. „Ich konnte nicht mehr schlafen und da hab ich mir gedacht, schaue ich mir deinen Schrank mal an. Sei jetzt bitte nicht böse" Sie schaut mich bittend an.
Erfreut bin ich nicht, aber was soll man machen. „Was interessantes gefunden?" Erleichtert sieht sie mich an. „Du hast voll die schönen Klamotten. Warum ziehst du sie nie an?" Ich seufze genervt. Sie würde es eh nicht verstehen. „Ich will nichts körperbetontes anziehen", deute ich an. Ihr Blick wird fragender. „Wenn ich schlabbrige Sachen anziehe, dann bin ich auch nicht für die Jungs interessant und sie lassen mich in Ruhe", erkläre ich ihr langsam.
„Interessante Logik, doch muss ich dich leider enttäuschen. Trotz deiner Kleidung bist du nicht unsichtbar. Du scheinst die Blicke gar nicht mit zu bekommen", sagt sie nachdenklich. „Wie du meinst, darf ich mich jetzt endlich umziehen?" Meine Geduld ist am Ende und mir wird kalt, da ich nur im Handtuch bekleidet vor ihr stehe. Ein verschmitztes Grinsen schleicht sich in ihr Gesicht. „Aber nur wenn ich deine Kleidung für heute auswählen darf."
„Ich lasse mich nicht gerne erpressen", knurre ich gespielt wütend. „Außerdem hab ich doch immer eine Röhrenjeans an, das sollte genügen"
Sie schüttelt den Kopf und ihre schwarzen Haare fliegen wirr durch die Luft.
„Du hast gewonnen. Dafür hab ich aber was gut bei dir", gebe ich mich geschlagen.
Sie quietscht vergnügt auf und rennt in meinen Kleiderschrank. Mit einem roten T-Shirt kommt sie wieder zurück. Ausgerechnet eines der schlimmsten. Wortlos nehme ich es an. Wenigstens kann ich dann noch eine Jacke drüber ziehen.
„Ich geh dann auch mal ins Bad", sagt sie und verschwindet aus meinem Zimmer.

Lustlos sitze ich am Frühstückstisch, vor mir sitzen Kiri und Derek.
Aliena ist immer noch im Bad. Heute begnüge ich mich nur einem Glas Wasser. Ich habe keinen großen Hunger. So langsam wird es Zeit zur Schule zu fahren, aber Aliena lässt sich nicht blicken, deshalb beschließe ich, ihr ein Brötchen einzupacken, damit sie wenigstens etwas zum Frühstück essen kann.
In diesem Moment kommt Aliena in die Küche gestürzt. „Ich hab die Zeit vollkommen vergessen"
„Ist schon okay. Komm wir müssen los"
In der Schule benehmen sich heute alle in meiner Gegenwart auffällig merkwürdig. Jacob will gar nicht mehr von meiner Seite weichen. Aliena grinst wie ein Honigkuchenpferd und immer wenn ich meine Freunde frage, was denn überhaupt los sei, bekomme ich keine Antwort.
In der Mittagspause ist das Ganze nicht besser. Unser Tisch scheint die Tagesattraktion zu sein. Ich sitze neben Jake und mir gegenüber sind Embry und Seth. Ich frage mich, wo Aliena bleibt.
„Warum schauen die denn hier hin? Hier ist doch nichts Besonderes", beschwere ich mich lautstark. Das scheinen einige gehört zu haben, denn sie drehen sich ertappt um. Ich verdrehe genervt die Augen. Da kommt Aliena auch schon auf mich zu gerannt. Sie kommt außer Atem vor mir zu stehen. „Wann wolltest du mir sagen, das du mit Jake zusammen bist?", wirft sie mir vor.
Ich verschlucke mich an meiner Cola. „Wie kommst du denn darauf?" Die Jungs mir gegenüber fangen an zu lachen. „Die ganze Schule redet davon", antwortet sie und schaut mich mit großen Augen an.
„Wir sind nicht zusammen!", beteure ich. Jetzt grinsen alle außer Jake und mir.
„Jake, jetzt sag doch auch mal was", fordere ich ihn auf. Kann ja wohl nicht sein, das ich die einzige bin, die uns verteidigt. „Wir sind nicht zusammen", sagt er tonlos. Ich meine ein „noch nicht" von ihm gehört zu haben, aber zu leise um mir wirklich sicher zu sein.
„Schade. Ihr würdet so ein süßes Paar abgeben", sagt Aliena und lässt sich auf einen Stuhl neben mir sinken. Sie sieht ernsthaft enttäuscht aus.
„Sag niemals wieder das schreckliche Wort", sage ich mit scharfem Unterton.
„Welches?", fragt mich Embry fies grinsend.
„Süß", speie ich aus und muss mich darauf vor Ekel schütteln.
Alle fangen zu lachen. Freut mich, das sich alle über mich amüsieren, als würde es nichts lustigeres geben. Ich mag das Wort einfach nicht, es klingt so... ich weiß auch nicht..
Eine Weile ist es wieder still. Jeder hängt seinen Gedanken nach. Bis Aliena die Stille unterbricht: „Weißt du eigentlich, das die anderen dich am Anfang gar nicht wieder erkannt haben? Die dachten alle, du wärst eine neue Mitschülerin." Ich schnaufe auf. „Wieso sollten die das tun?"
„Deine Haare sind nicht mehr schwarz und du trägst andere Kleidung. Nimm mir das bitte nicht übel, aber ich hätte nicht gedacht, das du so eine super Figur hast."
Entgeistert schaue ich sie an. „Ich mag meine neue Haarfarbe. Das Braun sieht viel schöner aus. Schwarz hat mich viel zu blass aussehen lassen", verteidige ich meine Haare.
„Ja, das Braun steht dir wirklich super. Du siehst spitze aus", beteuert Jacob. Seth und Embry nicken zustimmend. Die hätten sich auch nicht getraut etwas anderes zu sagen.
Die Schulglocke läutet zum Ende der Pause. Alle trotten wieder zurück in ihre Klassenräume. Mit dem Wissen, das ich nur noch zwei Stunden vor mir habe, gehe ich mit guter Laune in den Unterricht.

Den Nachmittag verbringen Aliena, Lola und ich am Strand. Trotz Kälte tobt Lola im Wasser herum. Amüsiert beobachte ich sie dabei.
„Ist das da drüben nicht Seth?" Sie zeigt in seine Richtung.
„Nicht so auffällig", zische ich. „Yep, das ist er. Aber wer ist da bei ihm?"
Sie zuckt mit den Schultern. Seth und die Unbekannte kommen immer näher zu uns heran. Mir klappt der Mund auf, als ich erkenne wer die Person ist. „Kiri? Was machst du denn hier?" frage ich sie erstaunt.
Sie lächelt schüchtern. „Den schönen Tag genießen." Dabei schaut sie ganz verträumt zu Seth.
Ich will gerade andeuten, das wir darauf heute Abend nochmal zu sprechen kommen, werde aber unterbrochen. Quil hat sich von hinten an mich herangeschlichen. „Buh", schreit er in mein Ohr. Lautes Kinderlachen erklingt. „Na, hab ich dich erschreckt?" Zufrieden lässt er sich neben mich auf die Decke fallen. Ein kleines Mädchen, ungefähr fünf Jahre alt, klettert auf seinen Schoß
„Nein, ich zucke nur zum Spaß zusammen", zische ich wütend. Das Mädchen schaut mich mit großen Augen an. „Wer ist das?", fragt sie Quil. Der schaut sie liebevoll an und antwortet: „Das ist Laliah, Jacobs Freundin." Er zwinkert mir zu. „Ich wusste gar nicht, das du eine Schwester hast."
„Ich habe keine Geschwister. Ich passe nur auf Claire auf, da ihre Mutter berufstätig ist", erklärt er mir.
Claire, die unser Gespräch gelauscht hat, kommt langsam auf mich zu. „Baust du mit mir eine Sandburg?" „Klar, helfe ich dir." Ich gehe mit ihr zu einem geeignet Platz und zusammen fangen wir an unser Traumhaus aus Sand zu bauen. Währenddessen spüre ich mehre Blicke auf mir ruhen. Neugierig drehe ich mich um und erkenne Jake und Quil, die uns selig lächelnd beobachten. Ich winke Jake zur Begrüßung und widme mich dann wieder Claire zu. Zum Schluss dekorieren wir die Sandburg noch mit Muscheln und ich muss sagen, sie sieht super aus. Als wir fertig sind, kommen Jake und Quil auf uns zu geschlendert. „Das habt ihr toll gemacht", lobt Quil uns.
„Ich hab so gut wie nichts gemacht. Claire hat die Hauptarbeit übernommen"
„Ich wusste gar nicht, das du so gut mit Kindern umgehen kannst", sagt Jake grinsend und legt seinen Arm um meine Schultern. Ich schaue zu ihm hoch.
„Claire ist normalerweise sehr schüchtern und braucht erst einmal ihre Zeit, bis sie auftaut. Sie scheint dich zu mögen" Liebevoll schaut er mich an und seine Augen funkeln mit der Sonne um die Wette. Sein Blick ist mir unangenehm und schnell sehe ich weg.
„Ich hab die Kleine jetzt schon ins Herz geschlossen", antworte ich daraufhin.
Aliena kommt auf mich zu. „Können wir so langsam zu dir nach Hause? Wir müssen noch Hausaufgaben machen."
Ich verziehe das Gesicht. „Hast wohl recht." Ich winke den anderen noch zum Abschied und schlendere dann mit Aliena zu meinem Auto. „Wartet!" Ich drehe mich um. Jacob kommt auf mich zu gelaufen. „Wir veranstalten heute ein Lagerfeuer. Wollt ihr kommen?" Ich schaue zu Aliena, sie nickt zustimmend. „Wir freuen uns schon. Dann bis später" Zufrieden mit der Antwort geht er grinsend zu seinen Freunden, während wir in mein Auto einsteigen.

Ich springe von meinem Stuhl und fange an zu jubeln. „Ich bin fertig", verkünde ich glücklich.
„Toll, das du es auch endlich geschafft hast"stimmt sie mir zu. Kann halt nicht jeder so schnell sein, immerhin musste ich noch mit meinen Mathe Hausaufgaben kämpfen.
Wir beschließen uns so langsam mal für nachher fertig zu machen. Ich ziehe mir lediglich einen Kapuzenpullover über. Aliena übertreibt es meiner Meinung nach, denn sie zieht einen Rollkragenpullover mit passendem Schal und Mütze an. „Aliena, wir werden am Feuer sitzen. Du wirst eingehen vor lauter Wärme", mach ich mich freundschaftlich über sie lustig.
„Du wirst schon noch sehen, wem es am Ende besser ergeht und wenn du dann da mit klappernden Zähnen sitzt, werde ich dich auslachen", sagt sie schadenfroh. So was bekomme ich von meiner besten Freundin zu hören. Ich stimme in ihr lachen mit ein.

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