T W E N T Y

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Immer noch lachend gehen wir beide nach draußen zu meinem Auto. Das Wetter scheint umgeschlagen zu sein. Die Sonne steht noch immer am Himmel, aber der Wind hat an Stärke zugenommen. Den Triumph, wieder rein zugehen um meine Jacke zu holen, gönne ich Aliena jedoch nicht. Ich bin froh, als wir im Auto sitzen, dort ist es schön mollig warm. Aliena schaut wissend zu mir, doch ich lass mir nichts anmerken.

Am Strand angekommen, hört und sieht man die anderen schon von weitem. Sie sitzen um ein Feuer herum. Das laute Lachen schallt bis zu uns herüber. Mit bester Laune stiefeln wir durch den Sand zu dem Rudel. „Hallo, ihr Beiden. Wir haben schon auf euch gewartet", werden wir einstimmig begrüßt. Wir lassen uns auf einen der Baumstämme sinken. Ich sitze zwischen Aliena und Jacob.
„Macht ihr das hier regelmäßig?", will Aliena von Embry, der neben ihr sitzt, wissen.
„Ja, kann man so sagen", erwidert er lachend.
Vom weiten nähern sich uns drei Gestalten. Billy, Old Quil und Emily gesellen sich ebenfalls zu uns. Letztere setzt sich außer Atem neben mich. „Hallo", begrüße ich sie.
Sie schaut mich erschrocken an und sagt dann: „Hallo. Ich hab dich gar nicht gesehen"
„Macht nichts. Wäre bestimmt cool unsichtbar sein zu können", überlege ich laut.
„hm, manchmal vielleicht", sie wirkt nachdenklich.
„Wo kommst du so spät noch her?", will ich neugierig wissen.
„Ich war bei deinem Dad im Laden. Wir hatten nicht genug zum Essen und da hab ich noch welches besorgt", erklärt sie mir.
„Ich wusste nicht, das er noch immer da ist. Normalerweise sollte er schon längst zu Hause sein."
„Wir sind Stammkunden bei ihm und er hat uns einen Freundschaftsdienst erwiesen"
Ich schaue wieder zu Jacob um ihn etwas zu fragen. Sobald er meinen Blick erwidert, strahlt er und alles ist vergessen.
Jemand in meinem Umfeld räuspert sich laut. Zurück in der Realität bemerke ich, das uns alle amüsiert beobachten. Ich blicke trotzig zurück. Lachend legt Jacob seinen Arm um meine Schulter und augenblicklich ist mir angenehm warm.

Billy fängt an über die Legenden zu sprechen. Alle hören aufmerksam zu. Ich auch, obwohl ich die Geschichten schon kenne und weiß das sie wahr sind. Ich frage mich wie es Aliena jetzt gerade geht. Neugierig gucke ich zu ihr. Eine Mischung aus Unglaube und Faszination steht in ihrem Gesicht geschrieben.
Mit der Zeit wird mir ziemlich kalt, weshalb ich mich noch enger an Jacob schmiege. Ich hätte mir etwas wärmeres anziehen sollen.

Nachdem Billy zu Ende erzählt hat, verabschiedet er sich von uns allen und wünscht uns noch viel Spaß. Zusammen mit Old Quil geht er nach Hause.
Fragend schau ich zu den anderen. Wieso sind die Beiden so schnell abgehauen? Die Antwort bekomme ich in Form von Paul. Zufrieden grinsend kommt er mit jede Menge Alkohol wieder zu uns zurück. Als mir eine Flasche angeboten wird lehne ich dankend ab. Ich vertrage nicht viel und wenn ich denn mal etwas trinke, mache ich mich immer zum Gespött der ganzen Truppe. Das mag für andere amüsant sein, doch ich brauche das nicht wirklich. Alle anderen sitzen mit einer Flasche Bier in der Hand und beobachten konzentriert das Essen, das sie ins Feuer halten. Ich bediene mich an den Brötchen. Etwas anderes gibt es hier auch nicht für mich.

„Sorry, das ich so spät bin. Ich musste noch was mit meinem Bruder klären", höre ich eine mir bekannte Stimme sagen. Ich hab sie gar nicht kommen hören, weshalb ich auch die einzige bin, die sich erschreckt. „Setz dich doch", fordert Seth sie auf und rutscht ein Stück zur Seite.
„Wieso müssen alle außer mir geprägt sein. Das ist so scheiße",höre ich plötzlich Embry meckern.
Ich bin mir sicher das Aliena und Kiri, das nicht verstanden haben, ich aber schon.
Alle haben sich schon geprägt? Auch Jacob? Das Monster namens Eifersucht erwacht in mir. Das ist nicht fair, gerade wo ich endlich wieder vertrauen fasse, muss ich herausfinden, das er in eine andere verliebt ist. Schlimmer sogar noch. Er hat seine Seelenverwandte gefunden und ich bin es definitiv nicht. Tränen treten mir in die Augen. Wütend über mich selbst, blinzle ich sie weg. Ich sollte mich für ihn freuen.
„Wann willst du es ihr endlich sagen?" flüstert Sam zu Jacob. Was wem sagen?
„Ich weiß nicht wie sie empfindet", antwortet er ebenso leise.
„Du scheinst blind zu sein. Schau sie dir doch einmal an. Selbst ein blinder mit Krückstock sieht, das sie dich genauso liebt, wie du sie." spricht Sam energisch auf ihn ein.
„Du hast ja Recht. Ich sollte es ihr endlich sagen", seufzt Jake.
Das sie über seine Geprägte reden, ist mir mittlerweile klar. Ich würde zu gern wissen, wer sie ist.

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