T W E N T Y - F I V E

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(Zeitsprung)

Mittlerweile sind mehrere Monate seit unserem ersten Mädelsabend vergangen. Ich bin mit glücklich mit meinem Leben, alles verläuft nach Plan. Mit niemandem würde ich tauschen wollen.

Sam und Emily haben die erste Zeit ihrer Ehe gut überstanden und schweben zurzeit auf der höchsten Wolke, denn Emily ist im vierten Monat schwanger. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als Emily Sam in die Arme gefallen ist und geschrien hat, das sie schwanger sei. Den Gesichtsausdruck von Sam werde ich niemals wieder vergessen können. Danach wurde stundelang gefeiert.
Auch beim Rest des Rudels geht es im Leben voran. Seth wird mit Kiri nach Miami gehen. Dort werden die beiden studieren. Embry sucht nicht weiter fieberhaft nach seiner Seelenpartnerin, sondern lässt es einfach auf sich zu kommen.
Außerdem gibt es nur noch wenige Vampirangriffe und auch ansonsten droht keine Gefahr von außen mehr. Die Wölfe verwandeln sich immer seltener.

Jacob und ich sind nach wie vor zusammen. Wir haben schon darüber geredet, ob wir nach der Schule zusammenziehen sollen, aber ich musste ablehnen und ihm beichten, das ich nach Port Angeles auf das College gehen werde. Er hat es eigentlich ganz gut aufgefasst.
Es ist ja auch keine weite Entfernung, doch trotzdem werden wir unsere Beziehung dann erst einmal auf die Wochenenden legen müssen.
Meine Zukunft habe ich auch schon einigermaßen verplant. Ich möchte nach meinem Studium Grundschullehrerin werden und Jacob wird jetzt direkt nach unserem Abschluss eine Ausbildung als Mechatroniker beginnen. Es könnte nicht besser für uns laufen.

„Laliah, jetzt beeile dich doch endlich", meckert Kiri mich an. Wir kommen gerade von unserem gemeinsamen Friseurtermin. Heute ist unser Abschluss und nachdem wir die letzte Woche überstanden haben, freuen wir uns einfach nur noch darauf. Bei uns auf der Schule ist es üblich, das man sich in der letzten Schulwoche jeden Tag anders verkleidet. Unsere Themen waren Bad Taste, Nerd, Geschlechtertausch, Schlafanzug und Ballermann. Ich habe an keinem einzigen Tag mitgemacht. Es war mir einfach zu blöd. Meine Freunde waren da anderer Meinung. Sie verkleideten sich jeden Tag passend zu den Themen. Man hätte denken können, das sie immer so etwas tragen, so gut waren die Kostüme.

Kiri schiebt mich ungeduldig in mein Zimmer. Ich bin heute nur am Tagträumen und bekomme gar nichts richtig mit. Ich verstehe auch nicht, warum sie so nervös ist. Wir müssen für eine halbe Stunde in die Kirche, gehen dann in die Sporthalle, bekommen unsere Zeugnisse und das war es dann. Nichts besonderes, doch für Kiri und auch die anderen Mädchen, schon. Anfangs habe ich noch darüber gelacht, aber jetzt hüte ich meine Zunge. Ich will die Aufmerksamkeit der hysterischen Weiber nicht auf mich lenken.

Eine Hand wedelt vor meinem Gesicht. „Was ist?", frage ich sie verwirrt. Sie hat schon ihr Kleid angezogen. Ich hab gar nicht mitbekommen, das sie aus meinem Zimmer war. Sie klatscht sich verzweifelt eine Hand auf die Stirn. „Zieh dich endlich an. Wir haben keine Zeit mehr", erklärt sie mir langsam und ungeduldig. Ich zucke mit den Schultern und wende mich meinem Schrank zu.

Nachdem ich mein royalblaues Kleid angezogen habe, zieht mich meine Stiefschwester in spe ach schon die Treppen herunter. Dort wartet mein Vater auf mich. Er wirkt total nervös und ich frage mich wieso. Mein Dad kommt auf mich zu und schließt mich in eine feste Umarmung. „Dad, ich bekomme keine Luft", beschwere ich mich. Augenblicklich lässt er mich los. „Mein Kleines Mädchen wird erwachsen und geht in die große, weite Welt hinaus. Ohne mich! Ohne Schutz." Ich verdrehe über seine Dramatik einfach nur die Augen. Ich tue so als würde ich aufmerksam zu hören, in Wirklichkeit zähle ich die Sekunden bis zur Erlösung.
Brigitte kommt auf mich zu gestürmt. Es sieht so aus, als wolle sie mich umarmen, doch ich trete einen Schritt zurück. Ich mag sie immer noch nicht. Doch dadurch das sie meinen Dad gut tut, sage ich nichts gegen sie. Brigitte schaut mich verletzt an. Ich wende schuldbewusst den Blick ab. Sie gibt sich Mühe, aber das ändert nichts an meiner Einstellung zu ihr.

WolfsblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt