2. Kapitel

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Am Tag 102 nach Nadjas Tod rief mich Jana morgens an. "Hey Nadine, wie geht es dir? Fühlst du dich besser als sonst? In der vergangenen Woche ging es dir doch schon so gut." "Hey Jana. Mir geht es schon viel besser. Ich habe gestern sogar schon bei der Redaktion angerufen. Ich möchte endlich die Fernsehschow weitermachen. Ich finde, dass heute der perfekte Tag ist, endlich mal wieder aus der Wohnung raus zukommen. Du musst nicht mehr weiter mein Postbote oder Einkäufer sein. Draußen scheint die Sonne, der Himmel ist blau und ich habe richtig Lust nach 102 Tagen die Wohnung endlich wieder zu verlassen." "Oha Nadine! Du hast seit 102 Tagen deine Wohnung nicht mehr verlassen?", schrie mir Jana schon fast ins Ohr. "Umso besser, dass du heute so motiviert bist. Soll ich gleich vorbei kommen? Dann können wir zusammen einkaufen gehen und ein Eis essen." "Das ist eine gute Idee. Ich möchte endlich mal wieder frische Luft atmen." "Okay, wir haben jetzt 11:00 Uhr", überlegte Jana laut. "Ist es Ok, wenn ich so um 13:00 Uhr komme? Ich bin noch in der Schule und habe bis 12:30 Uhr Schule. Danach muss ich noch kurz duschen gehen, denn ich habe in den letzten beiden Stunden die fünfte Klasse und du weißt ja, was da abgeht und wie sie mich stressen." "Klar das passt gut. Ich habe sowieso nichts anderes vor. Bis später." "Bis später." Jana hatte aufgelegt. Ich musste lachen, weil sie mir vor ein paar Tagen erzählt hat, was in der Klasse abging. Die Jungen waren die ober Machos und wollten alle Mädchen aufreißen. Sie haben sich wie vor gefühlten hundert Jahren alle Haare zurück gekämmt und so viel Gel benutzt, wie es nur geht. Außerdem haben sie am Tag mindestens eine Flasche Parfum verbraucht. Die Mädchen hat das nicht beeindruckt. Sie waren nur mit Nägel lackieren und Haare flächten beschäftigt. Das war ja noch nicht einmal so schlimm, aber sie haben im Unterricht einfach nicht mitgemacht. Alle haben geredet und gelacht. Ab und zu ist auch mal etwas durch die Klasse geflogen. Ich fand den Gedanken sehr lustig, wie Jana vor der Klasse stand und einen Schweißausbruch nach dem anderen bekommt. Sie ist nicht der Typ dafür ständig alle zu bestrafen und unfreundlich zu sein, aber das strapazierte ihre Nerven schon sehr. Ich vermisste den Job in der Schule sehr. Ich überlegte oft mich wieder an der Schule zu bewerben. Der Schulleiter hat nach dem Tod von Nadja gesagt, dass ich erst einmal unbezahlten Urlaub bekommen könnte. Solange wie ich wollte. Das fand ich sehr nett und ich habe das Angebot sofort angenommen. Ich wollte den Job auf jeden Fall sehr schnell wieder haben. Wegen dem Geld hätte ich das nicht gebraucht, denn mit unserer Show haben Nadja und ich ausgesorgt, aber ich wollte wieder eine Beschäftigung haben.

Es klingelte an der Tür. Es war aber nicht Jana. Es war ein großer Mann. Er sah sehr gepflegt aus. Der Mann hatte einen Anzug und einen langen Mantel an. Seine Haare waren zurück gegelt, aber nicht so schlimm wie die Haare, der Jungs aus der fünften Klasse. Er hatte einen drei Tage Bart. In seiner rechten Hand hielt er einen schwarzen Aktenkoffer und in seiner linken Hand hielt er ein Papier. Der Mann sah aus wie ein Banker oder Geschäftsmann. "Guten Tag, sind sie Frau Henkel?", fragte der Mann. Ich war kurz irritiert, denn ich hieß ja früher Lepping, doch bei unserer Hochzeit habe ich den Namen von Nadja angenommen. "Ja, die bin ich." "Ich bin Herr Bickert und komme vom Gericht. Keine Sorge, es ist nichts schlimmes sogar ganz im Gegenteil. Ich glaube ihnen, dass sie Frau Henkel sind. Kann ich trotzdem kurz ihren Ausweis sehen?" Jetzt war ich total verwirrt. "Klar, kommen sie doch kurz rein." Ich machte eine Handbewegung, dass es sich hinsetzte. "Möchten sie was trinken? Wasser? Apfelschorle? Kaffee?" "Ein Wasser wäre nett, danke." Ich ging in die Küche, holte meinen Perso und zwei Gläser Wasser. Wieder im Esszimmer angekommen gab ich ihm den Perso und setzte mich hin. "Okay Frau Henkel. Sie waren ja die Frau von Nadja Henkel. Mein Beileid. Ich habe hier ein Testament für sie, was besagt, dass Nadja ein Haus am Strand in Phuket gehört hat, dort wo ihre Frau gestorben ist. In diesem Schreiben steht, dass ihnen das Haus überschrieben werden soll." Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Mir gehörte jetzt ein Haus am Strand. Aber nicht nur irgendein Strand. Es war der Strand von Phuket. Der schönste Ort, der Welt, den ich kannte. Ich wusste zwar nicht, warum sie es gekauft hatte, wann sie es gekauft hatte und warum wir dort nicht in unseren Flitterwochen waren, aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich es noch herausfinden würde. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich wusste gar nicht, dass Nadja dort ein Haus hatte." "Das Testament hat sie uns ganz kurz vor ihrem Tod gegeben. Dabei war auch eine Quittung, wann sie es gekauft hat. Es war am 23.5.2015. " "Okay, das war vier Tage, bevor sie gestorben ist." "Wenn sie das Haus haben wollen, müssen sie nur einmal hier unterschreiben", der Mann zeigte auf eine Linie. "Und damit sie bestätigen, dass sie das Testament erhalten haben einmal hier.", jetzt zeigte der Mann auf eine andere Linie. Ich las mir alles durch und unterschrieb. Ich wäre fast geplatzt vor Freude, anderseits war ich aber auch echt traurig, dass Nadja mir das nicht mehr persönlich sagen konnte.

Ich liebe dich 2 (GirlXGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt