Tod

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Ohne jede Rücksicht renne ich zu William. Wie ich es vermute liegt er da. Regungslos und ein Messer tief in seinem Herzen. Blut. Überall um ihn herum. Ich stürze auf die Knie und halte mir den Mund zu. Ich will den Schrei unterdrücken. Den Schrei der die Schmerzen meines Äußeren widerspiegelt. Meine bleiche Haut vom Blut schon getränkt beuge ich mich über William. Seine Augen sind geschlossen und seine Haut bleicher als je zuvor. Ich umfasse das Messer und ziehe es mit einem Ruck wieder raus, schmeiße es denn weit entfernt von uns. Mehr Blut sickert aus der tiefen Wunde. Ich streichel rüber um zu wissen wie schlimm die Verletzung ist. Meine Hand leuchtet grün auf. All meine Kraft und Energie gebe ich in diese Gabe. Sie heilt. Die einzige gute Kraft die ich habe. Es leuchtet, immer und immer heller, doch in Williams Körper kommt keine Regung. Ich verzweifel und kneife meine Augen zusammen um noch mehr Energie in den Prozess zu geben, doch es ist Hoffnungslos. Ich kann für William nichts weiter tun. Ich höre auf die Wunde zu pressen und streichel meine blutverschmierte Hand über seine bleiche Wange. Ich gucke ihn an. So als ob ich immer noch hoffe das er seine Augen öffnet. "William. William steh auf. Ich habe es geschafft. Jolina ist beseitigt, du kannst jetzt wieder aufwachen. Es ist vorbei. Ich weiß das du gleich aufstehst..." die letzten Worte wimmere ich nur so heraus, denn aus mir sprudeln förmlich die Tränen. Oh William. Bitte zwing mich es nicht zu sagen. Das zu sagen was du mir all die Jahre gezeigt hast und versucht hast es mir beizubringen. Auch wenn du es nicht konntest hast du mir gezeigt wie es geht. Es darf nicht so enden. Verdammt ich habe mir die hoffentlich nahe Zukunft und Unsterblichkeit mit dir vorgestellt. Blut. Ich sehe nur dunkles rot. Wie damals im Sklavenlager. Bitte...
Ich neige meine Lippen zu seinem Ohr ohne meine Hand von seiner Hand weg gleiten zu lassen. "Ich liebe dich." Er schafft es. Er hat es als einziger Mann geschafft mich diese Worte sagen zu lassen und sie auch ernst zu meinen. Tropfen vielen auf uns wie weiche Tränen des Himmels. Trauern sie mit mir? Die so schwarzen Wolken? Nach ein paar Tropfen fängt der richtige Regen an. Er bedeckt meine Tränen und vertuscht meine Trauer, die sich sobald in Wut umwandelt. Ich schaue hoch um den Täter ausfindig zu machen. Da steht sie. Madam Loschin, schwingend mit einem sauberen Messer. Sie grinst so verlogen und herablassend. Ich kann es nicht mehr sehen und stürme auf sie los. Ich bleibe stehen, denn Sophie stellt sich mit forschen Schritt in den Weg. "Geh weg!" Nuschele ich mit zusammen gebissenen Zähnen. "LENNY! Reiß dich zusammen und benimm dich nicht wei ein Mensch!" Sie hat recht. Ich bin plötzlich so menschlich geworden. Dabei steckt nicht mal Ansatz weise Menschlichkeit in mir. Ich stelle mich gerade auf und atme tief... Ach scheiß drauf! Mit einem Blick bringe ich Loschin zum zusammen keuchen. Sie kann sich kein Millimeter mehr bewegen, dass leigt daran das ich ihr Blut unter Kontrolle bringe. Nur eine kleine Handbewegung kann sie zu quallvollen Schmerzen führen. Ich balle sie also zur Faust, als in diesem Augenblick ihr ganzer Körper beginnt zu platzen! Ihre Haut hält den Druck den ich aufbaue nicht aus und somit spritzt das Blut überall hin. Klatsch!


Zwei Woche später

Ich stehe da. Ganz in schwarz vor einem Grab und bestaune die vielen bunten Blumensträuße, die das Beileid der Leute versucht auszudrücken. Dabei bringt es gar nichts. Was hat der Tote von Blumen die an der Oberfläche verwelcken? William hasste so oder so Blumen, es sei denn sie sind schwarz. Sophie zieht an meinem Ärmel, ein Zeichen das wir gehen sollten. Wieder Regen, doch in der Kutsche sind wir geschützt. Keine Träne seit dem Vorfall verschmutzte meine makellosen Wangen. Meine Haut ist immer weiter ins weiß gegangen seit damals. Und ja ich spreche nur noch von DAMALS. Ich will den Namen William nie wieder hören. Ich habe Abschied genommen als ich die goldene Schrift auf einem schwarzen Grabstein sah. William. Nie wieder werde ich zu einen Mann solche Gefühle mehr zu lassen. Auch meinem zukünftigen Lebensgefährte. Von wegen >Gefährte<. Ich werde mit dem richtigen ein Kind zeugen, wie es meine Bestimmung ist, und dann für immer in der Menschenwelt verschwinden. Den Trubel suchen um nicht die Stimmen der Vergangenheit zu hören. Ich werde nie glücklich werden. Dazu wurde ich nicht geboren. Wie damals im Sklavenlager. Nach dem Tod meiner Eltern kam ich dort hin, während meine Geschwister ihr Leben genießen konnten. Auch jetzt leben sie bestimmt in aller Freude. Damals hatte ich die schlimmsten Quallen durch die ein Mensch gehen kann. Ich bin aber keiner. Nie wieder werde ich so menschlich sein wie damals. Blut. Überall. Beide Geschehen so ähnlich. Schreckliche Bilder kamen mir in den Kopf als ich William so sah, die mich schon damals abgeschreckt hatten. Neben mir höre ich plötzlich einen tiefen Seufzer. "Tja. Es tut mir wirklich leid, dass es so enden musste. Doch dafür haben wir diese Flöhe beseitigt." Sophie dreht sich zu mir um. Ich gucke ihr erwartungsvoll in die Augen. Sie hingegen starrt mich böse an. "Ich wünschte nur wir hätten Beweise gehabt für die Königin. Ach verdammt! Du bist doch sonst nicht so blind vor Schmerz, dass du unüberlegt handelst. Dabei hast du mir Angst gemacht." Sie legt eine kurze Pause ein, in der sich ihr Gesichtsausdruck ändert. Sie beißt sich nervös auf die Lippe. "Ich habe dich noch nie mit so einer Menschlichkeit in den Augen gesehen." Fügt sie unberuhigt hinzu. Mit leerem und kalten Blick gucke ich sie an. "Keine Sorge. Das wird nie wieder vorkommen!" Sage ich mit ziemlicher Sicherheit. Mit einem schälmischen Lächel sagt sie nur zum Schluss unserer Unterhaltung: "Sag niemals nie!"....

Der SeelenfresserWo Geschichten leben. Entdecke jetzt