Kapitel 11

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Nichts sehnlicheres hätte ich mir jetzt gewünscht als jemanden aus der Gruppe zu sehen, der hier auf mich gewartet hat. Doch ich liege falsch. Niemand hat in der Stadt auf mich gewartet.

Aber was rede ich da eigentlich? Ich habe Ihnen doch gesagt dass sie gehen sollen, solange es noch geht. Naja, zumindest ist nun die Stadt wie leergefegt. Keine Menschen, keine Beißer, nichts. Nur ich, die nicht weiß ob sie nun wieder ihren Weg alleine einschlagen sollte oder ob sie doch in Richtung Farm zurück laufen sollte.

Ich bin doch gerade erst zu Ihnen gekommen, und dann möchte ich wieder gehen? Ich sollte es wenigstens versuchen. Aber, was wenn sie mich gar nicht bei sich haben wollen? Ich meine, nicht einer von ihnen ist hier geblieben. Obwohl...

Ich bin hin und her gerissen und starre zwischen den alten, heruntergekommenen Häusern hin und her. Doch auch das bringt mir nichts. Die Wände können mir auch keine Antworten auf meine Fragen geben und langsam frage ich mich, ob ich verrückt werde, da ich mir schon vorstelle mit Wänden zu reden.

"Scheiss drauf!", schimpfe ich als ich mein letztes Argument gefunden habe wieder zur Farm zurück zu kehren. Ich möchte nicht verrückt werden. Ich war schon zu lange alleine, ich will es nicht nochmal sein. Wenigstens Leute um mich zu haben, die sich gerade so um mich scheren. Ich kann ja immer noch gehen wenn ich das Gefühl habe, dass sie mich nicht wollen.

Außerdem liegen dort noch meine Sachen und mein Bruder ... Er ist dort in der Nähe ebenfalls begraben.
Wie dumm wir nur waren! Wieso sind wir nicht gleich zu Ihnen gegangen? Sie hätten uns sicher alle aufgenommen. Rick ist ein guter Mensch, ich habe es ihm angesehen. Er mag vielleicht am Anfang hart sein, doch immer hin hat er mich aufgenommen.

Während ich also wieder einen schnelleren Schritt gehe, frage ich mich erneut wie es Daryl geht.
Ich kann mich noch an unser kleines Gespräch erinnern, das wir an seinem Lagerfeuer geführt hatten. Auch er hat nicht gerade das Bedürfnis, ständig bei den anderen zu sein. Ebenfalls spricht er nicht so viel, genauso wie ich. Er scheint ich zu sein, nur in männlicher Form. In gut aussehender, gut gebauter männlicher Form.

Ich kann es mir selbst nicht verleugnen. Seitdem ich ihn getroffen habe, war er besonders für mich. Allein seine Ausstrahlung ließ mich sicher fühlen. Er scheint der perfekte Partner in einer Apokalypse zu sein. Jemanden, den ich nun vielleicht verloren habe.
Daryl ist der einigste, dem ich nach dem Tod meines Bruder gewesen, dem ich auf Anhieb vertraut habe. Es gab viele nette Kerle hier draußen die mir helfen wollten, doch diese waren nicht so wie sie schienen.

Ich konnte mir schon immer selbst helfen und weiß auch in solchen Situationen, wie man am schnellsten Weg kommt. Wie ich es auch jetzt schon immer geschafft habe.

Weiterhin folge ich der Straße auf dem Weg zur Farm, als ich es plötzlich im Unterholz rascheln höre.
Sofort Spanne ich meinen Bogen und Ziele auf ein mir noch ungewisses Ziel.
Ich sage nichts, da ich mir nicht sicher bin, ob es einer der Beißer, ein Tier oder ein Mensch ist.
Weitere Geräusche und ich bereite mich schon darauf vor dem etwas auf dem Gebüsch einen Pfeil ins Herz oder Kopf zu schießen, als sich plötzlich alle meine Muskeln lockern.
Ich lasse meinen Bogen langsam sinken und nehme den Pfeil aus der Sehne und stecke ihn zurück in den Köcher. Meinen Bogen halte ich nun in der rechten Hand und weiß nicht mehr, was ich sagen soll.

Kann ich nun sagen meine Hoffnungen wurden erhört? Kann ich sagen dass ich vielleicht doch nicht so alleine bin wie ich denke? Oder kann ich einfach behaupten, dass Daryl an mir genauso etwas liegt, wie mir an ihm?

Aus dem Unterholz kommt nämlich Daryl hervor und sieht mich erleichtert an. Ich renne auf ihn zu und falle ihm in die Arme, bevor ich erleichtert ausatme und mir die Tränen nahe sind. Er wiederum drückt mich fest an sich und hebt mir für einen kurzen Moment hoch.

"Danke. Du bist schon wieder da um mich zu retten.", flüstere ich neben seinem Ohr.
"Das macht man doch so, oder? Außerdem hast auch du uns gerettet", antwortet er mir und ich muss leicht lachen.

Wir lassen uns wieder los und eine komische Stimmung umgibt uns. Ich weiß nicht warum, doch ein warmes Gefühl breitet sich in meiner Brust aus und ich sehe ihn lächelnd an. Auch Daryl kann ich ein Lächeln herauskitzeln und wir laufen zusammen zurück in Richtung Farm.

"Ich dachte eigentlich, dass ihr einfach weiter gefahren seit. Ich meine... das habe ich euch ja gesagt ihr sollt gehen, aber ich hätte nicht gedacht dass du zurück kommst.", sage ich nach einiger Zeit.
"Ich lasse niemanden zurück. Genauso wie Rick. Er wollte zwar nicht dass ich alleine gehe, aber er hätte auch nach dir gesucht, sowie alle andern auch.", ermutigt mich Daryl und duckt sich unter einem Ast durch, da wir mittlerweile im Wald weiterlaufen, da wir dort geschützter sind.
"Das bedeutet mir viel, auch wenn ich das nicht immer zeige. Ich glaube du verstehst das.", sage ich und beobachte ihn dabei, wie er aufmerksam die Umgebung prüft. Mehr als ein brummendes "Mhm" bekomme ich nicht als Antwort, doch das genügt mir.

"Wie lange werden wir brauchen bis wir bei den anderen sind?", frage ich anschließend.
"Wir werden vor Sonnenuntergang da sein. Es wird zwar zu Fuß etwas länger gehen, doch wir werden es noch rechtzeitig schaffen. Vielleicht wird es schon dunkel werden wenn wir ankommen.", spekuliert er und ich lasse es dabei sein.

Eine längere Zeit schweigen wir einfach und laufen nebeneinander her, doch dann ergreift Daryl Überraschenderweise das Wort.

"Wie bist du aus dieser Situation herausgekommen? Die schien mir ziemlich aussichtslos gewesen zu sein."
"Ein Baum. Ich bin gerannt, ich dachte zuerst ich hyperventilliere, doch ich hab es geschafft. Als ich dann aus ihrer Sichtweite war, bin ich auf einen Baum geklettert und habe mich still Verhalten um keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Dann habe ich gewartet bis sie an mir vorbei gezogen waren. Das ging aber so lange, dass ich auf diesem Baum übernachten musste. Ich hab mich also festgebunden und da oben meine Nacht verbracht... Seit wann bist du schon unterwegs?", frage ich dann.

"Ich bin kurz vor der Farm aus dem Wagen ausgestiegen. Ich hab lang drüber nachgedacht doch ich bin zu dem Entschluss gekommen dass du es geschafft hast, was sich als richtig herausgestellt hat. Ich hab kurz in einem Auto neben der Straße  geschlafen, ich wollte dich einfach so schnell wie möglich finden und dann wieder umkehren."

Diese Aussage berührt mich zufrierst, weshalb ich mir vollkommen sicher bin, das nun der richtige Moment ist.
Ich laufe also einen Schritt auf Daryl zu und halte ihn am Arm fest, sodass er zu mir sieht und wir uns ansehen. "Das hat noch nie jemand für mich getan. Danke.", sage ich und ehe ich es mir anders überlege, stelle ich mir etwas auf meine Zehenspitzen, lege meine Arme um seinen Hals und Küsse Daryl.

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Außerdem würde ich euch bitten mal bei meinem anderen Buch "Zufälle, Zombies & die Zukunft" reinzulesen, da auch sie eine ähnliche Handlung hat. Danke :)

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