März
Heiko und ich haben bis jetzt keinen Kontakt gehabt. Ich vermisse ihn. Sehr sogar. Aber ich bin viel zu feige mich zu melden. Ich weiß nicht was ich sagen soll... ‚Ist schon okay, tun wir so als wäre das nie passiert' oder ‚Bist du dir sicher, vielleicht bildest du dir das ein?'
Ich weiß es einfach nicht und bis jetzt habe ich mir schon viel zu viel zeitgelassen mich zu melden. Thomas und Ella habe ich nichts davon erzählt. Wenn sie mich mal auf Heiko angesprochen haben, habe ich einfach gesagt: „Wir haben im Moment nicht so viel Kontakt, er hat viel zu tun."
Immerhin haben Heiko und Roman bald ihr Abi, dass kommt nicht einmal so unrealistisch, dass sie viel zu tun haben. Deswegen glauben mir Ella und Thomas. Zum Glück. Ich wüsste nicht, wie ich das erklären sollte. Im Endeffekt bin ich ja selber Schuld an dem Schlamassel, dass ich es soweit kommen habe lassen und irgendwelche Predigenden von meinen Freunden brauche ich im Moment nicht. So etwas wie: ‚Ich habe es dir ja gesagt' oder ‚War ja klar, dass das passieren wird'.
Meine schlechte Laune, dies bezüglich, lasse ich mir auch nicht anmerken. Heiko ist der Einzige, der es vermutlich bemerken würde. Er kennt mich einfach zu gut, wenn ich Lüge oder es mir schlecht geht. Teilweise schon besser als Ella. Aber Heiko ist nicht mehr da. Nicht mehr teils meines Lebens. Dieser Fakt tut verdammt weh. Er war ja sowas wie mein bester Freund. So sehr wie jetzt, habe ich ihn vermutlich noch nie gebraucht.
Ich sehe immer wieder auf dieses kleine Teil auf meiner Schoß und weine. Ich kann nicht mehr. Ich fühle mich schwach und hilflos. Wie kann das nur passieren? Wieso nur mir? Ich bin noch so jung... Ich kann Thomas nichts davon erzählen. Ich kann einfach nicht... Ich fühle mich so alleine. Ich weiß nicht mit wem ich darüber reden kann. Mein erster Gedanke ist Heiko. Aber ich kann Heiko nicht mit meinen Problemen nerven. Oder doch? Er war doch immer sowas wie mein bester Freund. Er war immer da, wenn es mir schlecht geht. Würde er mich sitzen lassen, wenn ich ihn jetzt brauche? Ich weiß es nicht, aber ich kann es ja mal probieren.
Ich: Ich weiß, wir haben uns lange nicht mehr gehört. Aber mir geht es im Moment echt Scheiße und ich weiß nicht mit wem ich darüber reden soll. Hast du vielleicht Zeit? Wenn du nicht willst oder kannst, versteh ich das.
Ich starre auf mein Handy und hoffe, dass er sich meldet. Minuten vergehen und ich fürchte, ich werde keine Antwort bekommen. Wieso sollte ich auch? Er hasst mich sicher, dass ich ihn einfach so sitzen habe lassen, nach seiner Liebeserklärung. Ich würde auch nicht zurück schreiben, wenn ich er wäre. Verdammt, ich habe das alles verdient!
Heiko: komm in Skype on
Er hat geantwortet! Er hat mich nicht einfach links liegen lassen, wie ich ihn. Aber ist es wirklich so eine gute Idee ihm davon zu erzählen? Es wird sicher komisch sein mit ihm zu reden nach so langer Zeit und nach unserem letzten Gespräch.
Ich gehe auf Skype on, das letzte Mal war ich on, wie ich mit ihm geredet habe. Danach habe ich mich nicht mehr getraut.
Er ist online. Wieso ruft er nicht an? Ich atme tief ein und aus, wische mir noch die Tränen weg und rufe ihn an. Soll ich die Kamera an machen oder nicht?
„Hallo?", höre ich Heiko, dessen Kamera sich gleich öffnet. Mein Herz macht einen kleinen Sprung vor Freue. Es tut so gut ihn zu hören und ich freue mich ihn zu sehen. Verdammt, er hat mir gefehlt. Er sieht glücklich und zufrieden aus. Vielleicht hat er ja alles überwunden?
„Hey", antworte ich so normal wie es geht und drehe meine Kamera auf.
„Was ist los? Verdammt, du siehst echt fertig aus."
„Ja mir geht es wirklich nicht gut. Aber ich ... ich glaube es war keine so gute Idee dir zu schreiben."
„Komm schon, jetzt erzähl."
„Na gut ...", ich schniefe noch einmal und senke meinen Kopf, bevor ich meinen Mund öffne.
„Ich bin überfällig."
„Was heißt das?", fragt er.
„Ich glaube, ich bin Schwanger."
„WAS?", fragt er erschrocken. „Fuck."
Mir kommen die Tränen und ich fühle mich total beschämt, dass ich meine Hände vor mein Gesicht schlage vor Scham.
„Ich bin noch so jung... ich kann doch gar kein Kind kriegen... ich will das nicht und Thomas bestimmt auch nicht. Ich weiß nicht was ich machen soll..."
„Scheiße ...", murmelt Heiko. „Okay, jetzt mal von Anfang an. Wie sicher bist du dir? Habt ihr nicht verhütet?"
Dieses Gespräch wird echt unangenehm ... Aber ich habe keine Wahl. Es ist mein Problem und ich wollte reden. Also muss ich ihm alles erzählen.
„Doch... aber es kann ja immer etwas schief gehen. Außerdem habe ich schon einen Test gemacht. Er ist positiv."
„Fuck", flüstert Heiko und ich sehe an seinem Blick, dass er Mitleid mit mir hat. „Mach noch mehrere Tests ein Test kann immer falsch liegen!", schlägt er mir vor.
„Es hat jetzt nichts mehr offen ... ich werde morgen zur Ärztin gehen."
Er gibt seine Hand auf den Kopf auf kratzt ihn. Er sieht selber voll planlos und überfordert aus. Was habe ich mir erwartet? Heiko kann auch nichts ungeschehen machen.
„Es tut mir so leid... ich hätte die das nicht erzählen soll... Es war eine dumme Idee von mir", sage ich.
„Nein ist schon okay. Ich wünschte nur ich könnte dir irgendwie helfen."
Nach der ganzen Sache, will er mir immer noch helfen. Er ist viel zu gut.
„Heiko... ich hab dich vermisst", schießt es aus mir aus.
„Ich dich auch", höre ich ihn murmeln. „Was willst du machen? Ich meine wenn es wirklich stimmt?"
„Ich weiß es nicht... vermutlich Abtreiben oder es auf die Welt bringen. Ich hab keine Ahnung."
„Weiß es Thomas schon?"
„Nein..."
„Du solltest es Thomas auf jeden Fall erzählen."
„Ich warte jetzt ab, was die Ärztin morgen sagt und dann rede ich mit ihm."
„Wenn ich irgendetwas tun kann, dann sag's mir."
„Nein schon gut. Danke, dass du mit mir redest. Jetzt kann ich gerade nichts mehr machen... außer mich ablenken und abwarten."
„Kann ich dir dabei ein bisschen Gesellschaft leisten?"
„Ja, gerne! Erzähl, wie läuft das Lernen so?", versuche ich das Thema zu wechseln.
„Ganz schön hart. Wir haben kaum Zeit um irgendwelche Videos zu drehen oder sonst etwas zu machen."
„Halt ich dich eh nicht ab vom Lernen?"
„Na ja, ich könnte durchgehend lernen, aber ich glaube ein bisschen Pause und Ablenkung tut mir ganz gut."
„Heiko ... es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe..."
„Schon gut... ich hab die Zeit sowieso für mich gebraucht."
„Okay..."
Heiko und ich reden wie früher. Als hätte es nie etwas anderes gegeben. Als wäre nie etwas zwischen uns passiert und es fühlt sich gut an. Ich habe ihn wirklich sehr vermisst. Aber ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll... kann es wieder so sein wie davor? Oder belaste ich ihn mit meiner Anwesenheit noch mehr?
Am nächsten Tag, nach dem Arztbesuch, zücke ich sofort mein Handy.
Ich: NICHT SCHWANGER!
DU LIEST GERADE
Age is overrated [Lochis FF]
ФанфикEine Geschichte zwischen einem Jungen und einem vier Jahre älteren Mädchen. Sie sind anfangs Freunde, doch nach einiger Zeit, merkt der Junge, dass er mehr Gefühle für das Mädchen entwickelt und mehr will als nur Freundschaft. Mal abgesehen von dem...