» 12. Kapitel

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Mit einem breiten Lächeln ging ich den Flur schnurstracks auf Taes und mein Zimmer zurück.
Nur der Gedanke an die bunten Lichter vom Karussell, die Suga repariert und verkabelt hatte, ließ mein Lächeln noch breiter werden.
Wenn er doch nur die Plattform zum Drehen ins Laufen kriegen würde...

Doch am meisten freute ich mich, was ich noch in Zukunft erfahren würde. Diese Aufregung ließ mein Herz höher schlagen.

„Da bist du ja", Taehyungs Stimme ließ mein Lächeln beim Eintreten sofort erlischen.
Er hörte sich kühl und gefühlskalt an, beinahe beängstigend. Ein ungutes Gefühl meldete sich in mir.

„H-hey Tae", ich schloss langsam die Tür hinter mir und sah zu Taehyung, der sich mittlerweile von der Bettkante erhoben hatte und auf mich zu kam.
Nur ein paar Zentimeter blieb er vor mir stehen, sah zu mir hinunter und stützte sich mit einer Hand an der Tür hinter mir ab.

„Hey", grüßte Tae knapp zurück. Kein "Kleines". Ich musste unwillkürlich schlucken. Das war kein gutes Zeichen.

„S-stimmt irgendwas nicht?", ich zwang mich, meinen Kopf zu heben und seinem Blick stand zu halten. Nicht nur seine Stimme hatte keine Emotionen, sondern auch sein Gesichtsausdruck, der mich aufmerksam musterte.
Seine Augen schienen von den grünen Strähnen unterstrichen intensiv zu starren.

„Wo warst du?", seine Frage war nur ein Hauchen, doch trotzdem klang es grummelnd und knurrend zugleich.

Normalerweise mochte ich seine Nähe, seine Umarmungen, seine Stimme, doch gerade verspürte ich mehr so etwas wie Panik in mir.

„Im Park."
Was nicht gelogen war. Ich war da gewesen.
Doch trotzdem schlug mein schlechtes Gewissen Alarm. Ein Geheimnis vor Taehyung zu haben fühlte sich sogar schrecklicher an als so manch eine Prüfung und so manchen Druck zu bestehen.

„Ah, wieder, vermute ich mal. Hast du denn auch dieses Mal etwas Schönes mitgebracht?"

Erschrocken schnappte ich nach Luft.
Die Rose von Suga.
Natürlich wollte ich sie nicht ewig da oben am Fenster versteckt halten und Tae nichts erzählen, es würde eh herauskommen.
Doch eigentlich dachte ich, ich hätte etwas mehr Zeit, um davon zum richtigen Zeitpunkt zu erzählen...

„Da fehlen dir die Worte, was?", Taehyung lachte auf, mehr sarkastisch und gezwungen als wirklich gelacht.
„Mir nämlich auch als die Putzschwestern mich darauf angesprochen haben."

„Tae, i-ich kann das erklären-."

„Weißt du, wieviel Ärger ich bekommen habe, dass wir nicht nur ein Glas unerlaubt genommen haben, sondern auch irgendeine Blume aus irgendeinem Park hielten?!
Muss ich dich daran erinnern, dass wir Regeln haben? Denen wir folgen müssen? Sagt dir das was?"

„A-aber-..."

„Ich rede. Schließlich habe ich die Strafe kassiert."

„Was?!", ich holte erschrocken Luft und hob eine Hand, um Tae zu berühren, doch er drückte sie mit seiner freien Hand weg, die nicht gegen die Tür gestemmt war.
„L-lass mich deinen Rücken verarzten."

„Danke, aber während du fröhlich spazieren warst und deine erweiterte Grenze genutzt hast, habe ich das alleine schon gemacht."

„T-tut es noch weh?"

„Es brennt", Taehyung schluckte merklich.
Er hatte die Hiebe bestimmt nicht verarztet, er kam dort gar nicht alleine dran. Doch ich traute mich nicht, einen weiteren Versuch in diese Richtung zu starten.

„Tae..."
Er hatte einfach die Strafe für zwei Personen genommen. Mein Herz zog sich zusammen zu einer kleinen Kugel und verkrampfte sich.
Wie hatte er es geschafft, sich wieder sein Shirt anzuziehen? Weiß war sein Shirt von hinten bestimmt nicht mehr.

„Die letzten Tage bist du so... Keine Ahnung. Ist irgendetwas?", Tae seufzte, dann hielt er inne, anscheinend durchlief ihn gerade ein Gedanke.

„Warst du eigentlich alleine im Park?"

Mein Blut gefror mir in den Adern. Alles nur das nicht.

„Antworte mir."

Meine Knie wurden weich und wenn ich nicht mit dem Rücken gegen die Tür stände wäre ich bestimmt zusammen gebrochen.

„Bitte. Sonst muss ich... Bitte."

Je mehr Taehyung drängte, desto weniger Luft schien ich zu bekommen. Ich bekam kein Wort heraus, nicht einmal eine Kopfbewegung hin.

»Muss ich?«, ein abruptes Knacken und Taes Stimme in meinem Kopf ließen mich kurz zusammen zucken.

»B-bitte, Tae, raus aus meinem Kopf! Ich flehe dich an!«

Der Druck in meinem Kopf wurde immer stärker, das Knacken immer lauter. Nicht nur mein Herz zog sich nun zusammen, auch mein Kopf schien es zu tun.

»Du zwingst mich dazu.«

Level 100 «Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt