Level 100 «

» 24. Kapitel

Vorsichtig näherte ich mich der Abzweigung und drückte mich gegen die kalte, weiße Wand, um zu lauschen.
Die Stimmen kamen von um die Ecke.

„Hier auf Level 20 beginnt erstmals das körperliche Training, da...", eine gedämpft laute aber tiefe Männerstimme schien durch einen Verstärker mit einer größeren Menge an Menschen zu sprechen. Doch die Menge unterhielt sich untereinander und schien ihm nicht so viel Aufmerksamkeit zu schenken.

„Folgen sie mir bitte und bleiben sie dicht zusammen", plötzlich ertönten mehrere kleine Fußschritte.

Ich erstarrte. Sie wurden immer lauter und kamen den Flur entlang genau in meine Richtung.

Unfähig, mich zu bewegen, verharrte ich in einer Position als Eisskulptur und lauschte weiter.
Ich hatte eh schon gegen die Regeln verbrochen, wenn ich mich jetzt erwischen ließ, dann wollte ich noch zumindest alles an Informationen mitgenommen haben, die ich bekommen konnte.
Und bisher war das nicht viel.

„In wenigen Tagen werden Sie eine exklusive vorgestreckte Prüfung miterleben können, doch vorerst...", ein kleiner, rundlicher Mann ging an mir vorbei den Flur gerade aus, bemerkte mich anscheinend nicht.

Erstaunt riss ich meine Augen weit auf und starrte auf die Menschen, die an mir vorbei gingen.
Es war tatsächlich eine große Gruppe an Fremde, bis auf den Mann ganz vorne sogar ganz junge Fremde. Und obendrauf trugen sie alle verschieden farbige Klamotten. Was war das nur? Warum? Was wollten sie hier?
Tausend weitere Fragen schossen mir durch den Kopf, keine einzige Antwort.

Zum Glück schienen sie jedoch so sehr auf sich selbst und dem Folgen des Mannes konzentriert zu sein, dass sie alle an mir vorbei liefen.

Erleichtert atmete ich auf, löste mich von der Wand und sah ihnen noch hinterher.

„Uhm, hallo?", eine Stimme hinter mir ließ mich herumfahren. Plötzlich stand ein Junge mit schwarzen Haaren und im rot-gelben Hoodie neben mir. Den Aufdruck kannte ich nicht, wusste nicht, was es war.
Verdammt, ich hätte damit rechnen sollen, dass es Nachzügler in dieser Gruppe gab.

„Ah, stimmt, das wurde ja erklärt, Mädchen dürfen hier ja gar nicht mit einem anderen Jungen als den Partner reden", der Junge nickte sichtlich selbstzufrieden und schmunzelte.
„Jaja, ich habe gut aufgepasst."

„Was...", murmelte ich und trat zögerlich ein paar Schritte zurück.
Er sah zwar nicht gefährlich aus, doch ein ungutes Gefühl ließ mich einfach nicht los.

„Ich bin Jungkook, aber Freunde nennen mich Kookie", der Schwarzhaarige lächelte beruhigend, obwohl er selbst nervös schien, da er aufgeregt immer wieder sein Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte.
„Keine Sorge, ich tue dir nichts, bin gleich eh wieder weg, sonst verliere ich die Gruppe."

„Gruppe?"

„Ja, meine Freundinnen und Freunde...", Jungkook wies in den Gang, in den die Menschenmenge hin verschwunden war.
„Wir machen einen Rundgang hier im Projekt."

„Projekt?", je mehr er sagte, desto verwirrter wurde ich. „Du meinst unsere Turmgemeinschaft?"

„Ah, ja, genau das", Kookie lachte auf.
„Du redest ja doch mit Jungs."

„Ich bin kein Paradebeispiel", gab ich kleinlaut zu und musterte ihn genauer.
Kookie schien nicht viel anders zu sein, wenn man von seinem komischen Oberteil mal absah, als wir anderen. Galt das für Alle?

„Ich auch nicht, ich müsste eigentlich den Anschluss nicht verlieren", er lachte wieder und sah unruhig nochmal in den Gang.
„Aber ich muss echt weiter, sorry... Wir reden ein anderes Mal weiter, ja? Es gibt so viel, dass ich dich gerne noch über das Leben hier fragen würde... Versprochen?"

„Uhm, ja..."