» 17. Kapitel

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„Kannst du das nächste Mal nicht zumindest versuchen etwas freundlicher zu Tae zu sein?"

„Warum sollte ich?", kam es von Suga neben mir zurück.

Einige Zeit war vergangen, in der wir uns jeden Morgen getroffen hatten und miteinander redeten.
Suga hatte eine alte Matratze angeschleppt und sie mitten auf den Boden des Karussells gelegt. Dort lagen wir nun immer, sahen entweder zu den Lichtern des Karussells oder uns gegenseitig an, und unterhielten uns.
Suga erzählte mir eine Menge, erklärte mir vieles, doch ich verstand nicht immer alles und schwieg die meiste Zeit. Doch selbst die Zeit in der wir einfach nur Schwiegen fühlte sich angenehm an, von Zeit zu Zeit immer angenehmer.

„Warum nicht? Tae ist sehr nett und ihr könntet euch gut verstehen", fuhr ich fort.

„Selbst wenn...", Suga zuckte, spürbar an meinen Armen, die er streifte, mit den Schultern.
„Anderes Thema. Du hast aufgehört mit den Medikamenten, nicht wahr?"

„Ja, habe ich", überrascht drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah Suga an. Seit er es mir gesagt hatte, hatten wir nicht mehr darüber gesprochen.
Zwar wollte ich es schon längst angesprochen haben, doch irgendwie hatte ich es nie geschafft.

Wenn ich ihn so von der Seite ansah, wie er so neben mir lag, fing mein Herz an, höher zu schlagen.
Seine grünen Haare schienen unter den bunten Lichtern des Karussells zu leuchten.

„Sehr gut", Suga schloss die Augen und atmetete tief durch.
„Dann sollte die Wirkung so langsam verblassen."

„Was bewirken sie eigentlich genau?", fragte ich nach.

„Ich habe dir doch schon mal gesagt, dass das schwierig zu erklären ist", sagte Suga schließlich nach einer kürzeren Pause.
„Vor allem, wenn sie noch wirken. Das Zeug wird ja mittlerweile in kleinen Mengen auch schon ins Essen gegeben."

„Aber ich möchte es wissen, auch wenn ich es nicht ganz verstehe. Bitte."

„Also gut", mit einem Ruck hatte sich Suga aufgerichtet und über mich gekniet. Seine Hände platzierte er jeweils links und rechts von meinem Kopf. Sein Blick sah seelenruhig zu mir herunter, doch er schien nachzudenken, was er als nächstes sagen oder machen sollte.

Überrascht entgegnete ich seinem Blick. Mein Herzschlag erhöhte sich, wurde rasend schneller und pochte stark klopfend gegen meine Brust.
Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass er es mir tatsächlich sagen würde. Ich dachte, es wäre eine dieser Sachen, von denen er immer wieder sprach, die ich erst viel später erfahren würde.

„Vollkommen verstehen wirst du es später...", da, wieder sein liebster Spruch.
„...Aber du kannst es ja versuchen, zu erahnen."

Wie vor einem Kuss kam er wieder mit seinem Gesicht meinem näher und hielt kurz vor meinen Lippen inne.
Ich holte tief Luft, wartete, dass Suga den Abstand überwand und mich küsste, doch es passierte nichts. Ich wartete noch einmal, fing an, von 100 herunter zu zählen, doch weiterhin passierte nichts.

Verwirrt öffnete ich meine Lippen, um eine Frage zu formulieren, schloss sie jedoch wieder, als mir keine genaue Formulierung einfiel. Langsam wurde ich unruhig.
Fragend legte ich meinen Kopf etwas schief, doch statt dass Suga darauf reagierte, lachte er nur kurz auf.

„Das hat aber lange gedauert. Dieser verdammt starken Stoff", er stoppte sein Lachen und sah mich aufmerksam an.

„Ich verstehe nichts", gab ich zu.

„Diese Erwartung auf den Kuss, dieses Verlangen, genau das und mehr geht mit dem Zeug verloren", hauchte Suga.
„Triebe kann man es auch nennen. Tiefste Liebe. Freu' dich schon drauf wenn's los geht und interessant wird."

Level 100 «Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt